Beim Bund Naturschutz:Zu wenig Aktive

Lesezeit: 2 min

Alle Appelle verhallen. Der Bund Naturschutz im Landkreis hat zwar 4300 Mitglieder, aber Führungsämter will niemand übernehmen. Folge: Eugenie Scherb ist nicht nur Vorsitzende im Kreis, sondern auch von zwei Ortsgruppen. (Foto: Günther Reger)

Eugenie Scherb bleibt Kreisvorsitzende und führt zudem zwei Ortsgruppen

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Sicherlich ist es nicht richtig, dass der Kreisverband Fürstenfeldbruck des Bundes Naturschutz nur aus Eugenie Scherb besteht. Da gibt es noch Petra Kotschi Herta Marke, Friedrich Meyer-Stach oder andere Mitarbeiterinnen des Kreisverbandes, die als Ansprechpartner für Ortsgruppen und Mitglieder viel beschäftigt sind. Doch der Eindruck drängt sich dem Beobachter auf, dass die 62-jährige Kreisvorsitzende häufig allein auf weiter Flur agieren muss. Als sich kürzlich bei der Ortsgruppe Olching niemand für den Vorsitz fand - alle anderen Vorstandsfunktionen konnten besetzt werden - übernahm Scherb auch in Olching das Amt der Vorsitzenden.

Scherb ist damit nicht nur Kreisvorsitzende, sondern hat neben dem Vorsitz in der Ortsgruppe in Olching auch noch das Vorsitzendenamt der Naturschutzgruppe in ihrer Heimatgemeinde Eichenau inne. "Wir haben viele neue Mitglieder, aber keine aktiven, die Aufgaben und Ämter übernehmen", sagte Scherb anlässlich ihres Vorstandsberichtes bei der Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe in Fürstenfeldbruck. Der Hilferuf Scherbs verhallte in der Versammlung, an der 35 Mitglieder teilnahmen. Die starke Tendenz zur Überalterung der Organisation war deutlich zu erkennen.

Dabei fehlt es der Kreisgruppe wahrlich nicht an Mitgliedern. Im Gegenteil: Die Mitgliederzahl ist aktuell auf insgesamt 4300 nahezu explodiert. "Wir haben 800 neue Mitglieder bekommen", teilte Scherb den Anwesenden mit. Sie berichtete von einer "professionellen Mitgliederwerbung" des Bundes Naturschutz. "Das waren begeisterte engagierte Studenten, die die Mitglieder geworben haben", erzählte die Kreisvorsitzende. Allein in Eichenau seien 100 neue Mitglieder dazu gekommen. Die Aufgabe, die Neuen in die Naturschutzorganisation zu integrieren, sei riesengroß. "Das ist aber auch eine Aufgabe, die uns geschenkt wurde", meinte Scherb und blickte erwartungsvoll in die Runde, um Ideen zu hören, wie das am besten passieren könnte. Doch sie hörte nichts, auch nicht, als sie sagte: "Beim Bund Naturschutz ist es keine Sekunde langweilig."

Das Aufgabenfeld der Kreisgruppe ist enorm breit angelegt. Da sind die Amphibienmaßnahmen. Besonders Frösche müssen auf dem Weg zu ihren Laichplätzen beschützt werden. "Die Tiere hatten einen günstigen Winter, es war nicht zu kalt", erklärte Scherb. "Die Population ist sehr gut." Zu Stellungnahmen im Sinne des Naturschutzes wird die Organisation auch immer wieder aufgefordert, wenn es um die Kommunen neue Gewerbegebiete ausweisen. "Das ist nicht erfreulich", berichtete Scherb. "Wir haben da nur wenig Erfolg." Sie hielt bei den Gewerbegebieten eine interkommunale Zusammenarbeit für unbedingt notwendig, da sonst zu viel Wildwuchs und Überkapazitäten entstehen würden. "Besonders die Nordflanke Olching, Gernlinden und Maisach ist schlimm.." Gerade in Olching im Gewerbepark Geiselbullach würde eine "Ansammlung von Kisten" an der B471 stehen, die früher oder später Leerstand und Ruinen bedeuteten.

Erfreulich laufe die Umweltbildung. Im vergangenen Jahr hätten 400 Schul- und Kindergarteneinsätze stattgefunden. Die Grundschule-Süd in Puchheim habe, so Scherb, einen Antrag gestellt, um Umweltschule zu werden. Zwei Lehrerinnen würden mit ihren Schülern jeden Montag und Dienstag in die Natur gehen. Gleich auf drei Seiten hat der Kreisvorstand für 2015 Arbeitsschwerpunkte ausgelistet. Um TTIP, Artenschutz, Energiewende, Wasser oder Massentierhaltung will man sich kümmern. Auch eine mögliche Klage gegen die Nachnutzung des Fliegerhorstes durch BMW fasst man ins Auge.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: