Bei Auswärtsspielen:Eltern sind als Fahrer für Sportvereine unverzichtbar

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Der schwere Unfall von Handballern am Wochenende gilt als Ausnahme. Passiert doch etwas, übernimmt eine Wegeversicherung die Haftung

Von Lena von Holt

FürstenfeldbruckViele Sportmannschaften aus dem Landkreis müssen an Wochenenden regelmäßig zu Auswärtsspielen. Kinder und Jugendliche werden meistens von Eltern oder Trainern gefahren. Auch am vergangenen Samstag hat eine Spielermutter einer Handballmannschaft des SC Unterpfaffenhofen zu einem Spiel ins Allgäu gefahren - und ist auf der Heimfahrt verunglückt. Einen solchen Unfall sehen Vereinsfunktionäre als Ausnahme an.

Und Eltern sind als Fahrer über den Verein versichert. "In all den Jahren ist bei uns noch nie etwas passiert", sagt Bernhard Huppmann, Jugendabteilungsleiter des SC Olching. Zu Auswärtsspielen fahren meistens Eltern mit ihren Privatwagen. Wenn da mal was auf dem Weg zum Auswärtsspiel passiert, greift im Normalfall die Haftpflichtversicherung und die Unfallinsassenversicherung des Fahrers. Sobald die Insassen Mitglieder des Sportvereins sind, erklärt Steffen Enzmann vom Bayerischen LandesSportverband (BLSV), würde automatisch auch eine Wegeversicherung des Sportvereins haften. Diese versichert Personenschäden auf dem Weg zur Sportstätte hin und wieder zurück. Sobald ein Fahrer vom Verein damit beauftragt wurde zu fahren, müsse dieser nicht zwingend Mitglied sein, um versichert zu sein. Das müsste allerdings im Einzelfall entschieden werden, erklärt Enzmann.

Natürlich sei es besser, wenn Vereine einen Fahrer einstellen würden, meint Norbert Allinger, Abteilungsleiter des FC Puchheim. Dann müssten sich die Trainer neben der Betreuung der Spieler nicht noch zusätzlich aufs Fahren konzentrieren. Aber das könne sich kein Verein leisten. Auch Bernd Klotz, Jugendleiter der Fußballabteilung des SC Mammendorf, sieht ein Problem darin, bereitwillige Eltern zu finden, die Kinder und Jugendliche am Wochenende zu Spielen fahren. Seien die Kinder noch kleiner, fahren die Eltern noch gerne mit, später in der B- oder A- Jugend werde es schwerer, meint Klotz. Glücklicherweise hat der Verein einen Vereinsbus, mit dem sowohl Eltern als auch Trainer fahren dürfen. "Ohne den wäre es schwer", meint Klotz. Kein Problem sieht Klotz allerdings darin, dass Trainer und Eltern die Spieler, die noch keine eigene Fahrerlaubnis haben, zu den Auswärtsspielen bringen. In den zwölf Jahren, in dem er im Verein ist, könne er sich an keinen Unfall erinnern, der sich auf dem Weg zum Spiel oder zurück ereignet hat. Außerdem würden sie nur kurze Wege innerhalb des Landkreises zurücklegen, sodass Fahrten, die länger als zwei Stunden dauern, selten sind. Bei einem Sieg könne es schon vorkommen, das der eine oder andere Fahrer mal ein Bier trinkt. Beim SC Mammendorf gilt jedoch ein absolutes Alkoholverbot, sodass auch in dieser Hinsicht keine Gefährdung bestehe.

Jugendmannschaften der Basketballabteilung des TUS Fürstenfeldbruck würden auch schon mal mit der S-Bahn zum Spiel fahren. Zum Beispiel wenn es nach München geht, erklärt Christoph Seibold. Bei größeren Distanzen, wie zum Staffelsee oder nach Rosenheim, wäre das allerdings schwierig. Dann würde der Vereinsbus immerhin einige Mannschaftsmitglieder unterbringen. Trotzdem müssten dann immer noch mindestens zwei Eltern einspringen und Fahrgemeinschaften bilden. Acht Jugendmannschaften hat die Basketballabteilung des TUS Fürstenfeldbruck. Ungefähr sechs Mal in der Saison geht es für die Jüngeren zu Auswärtsspielen. Auf die ganze Abteilung hochgerechnet sind das an die 50 Fahrten pro Saison. In den sechs Jahren, in denen Christoph Seibold die Abteilung leitet, sei es noch zu keinem Wegeunfall gekommen. Er sieht in dem Unfall am Wochenende einen "blöden Zufall" und keine größere Problematik. Dass Fahrer bei der Fahrt abgelenkt werden, kann er aus eigener Erfahrung widerlegen. Zumindest die Jugendlichen, die er trainierte, seien vor den Spielen immer ruhig und fokussiert gewesen.

Alle zwei Jahre, schätzt Enzmann, komme es zu solch einem Unfall. Natürlich sei das schlimm, was am Wochenende passiert ist. Eine Dringlichkeit, etwas an der bestehenden Situation zu ändern, sieht er allerdings nicht. "Eltern und Trainer sind sich ihrer Verantwortung bewusst", sagt der Kreisvorsitzende: "Niemand ist davor gefeit."

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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