Befürchtungen wegen Zentralisierung:Kritik an zentralisierter Asylberatung

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Ehrenamtliche Helfer befürchten, dass ihre Unterstützung nun noch häufiger benötigt wird. Denn die Caritas konzentriert ihre Mitarbeiter für Flüchtlingsfragen an einem Standort in Fürstenfeldbruck

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Mit mehr Arbeit für die Ehrenamtlichen rechnen einige Asylhelfer im Landkreis. Der Grund ist die Zentralisierung der Asyl- und Migrationsberatung der Caritas in Fürstenfeldbruck. Das bisherige Angebot in sieben Kommunen, wo regelmäßig und zu festen Zeiten Sozialpädagogen die Asylsozialberatung vorgenommen haben, wird bis auf ein paar Stunden reduziert. Helferkreise kritisieren den "drastischen Rückzug der Asylberatung aus der Fläche". Seitens der Caritas wird die Veränderung relativiert; zudem handle man nur im Auftrag des Sozialministeriums. Überdies gibt es auch Befürworter der Maßnahme. Sie hoffen durch die neuen Arbeitsbedingungen auf eine bessere, individuellere Beratung.

Eine neue Richtlinie des bayerischen Sozialministeriums verlangt die Zusammenlegung von Asylsozial- und Migrationsberatung von 2018 an. Das ist auch aus Sicht der ehrenamtlichen Helfer sinnvoll. Denn Erstere ist nur für Geflüchtete im laufenden Asylverfahren, alle anderen müssen zur Migrationsberatung. Und diese war auch schon bisher in der Kreisstadt angesiedelt, laut Hans Sautmann vom Helferkreis Eichenau allerdings personell schwach besetzt. Da inzwischen immer mehr Geflüchtete zur Migrationsberatung müssten, mache die Zusammenlegung schon Sinn. Weil aber zugleich die Beratung vor Ort drastisch eingeschränkt wird - in Eichenau etwa wird das bisher an drei Tagen geöffnete Büro geschlossen - fürchten die Helfer, dass sie nun noch viel mehr als bislang benötigt werden.

Hinzu kommt ein weiteres Problem, zumindest in Eichenau. Dort gibt es zwei Unterkünfte für Geflüchtete, beide werden von einem sogenannten Objektbetreuer geführt. Wie Sautmann erläutert, sind die nicht nur für hausmeisterliche Aufgaben zuständig, auch die Belegung der Zimmer, Einhaltung von Putzplänen und Ähnliches fällt in ihr Aufgabengebiet. Da sie außerdem bislang zu festen Zeiten in den Unterkünften waren, waren sie auch wichtige Ansprechpartner. Bislang. Denn nun "können sie keine regelmäßigen Zeiten garantieren", schildert Sautmann. "Wir befürchten als Betreuer, dass die Bewohner bei Problemen überfordert sind oder sich an uns wenden", erklärt er. Aus dem Landratsamt Fürstenfeldbruck heißt es, dass es keine Umstrukturierung oder Kündigungen bei den Objektbetreuern gebe. Allerdings müsse das für Eichenau zuständige Dreierteam einen vorübergehenden Ausfall verkraften, berichtet Pressesprecherin Ines Roellecke.

Reinhild Friederichs vom Asylhelferkreis Puchheim fände beides "entsetzlich". "Wir haben ein sehr großes Haus, wenn da keine Beratung vor Ort wäre, wären wir ehrenamtlichen Helfer überfordert." Wie sie berichtet, übernimmt in Puchheim die Diakonie die Asylsozialberatung. Von einem Wegfall der Objektbetreuer hat sie noch nichts gehört.

Differenzierter sieht Lilo Nitz, Sprecherin des Helferkreises in Gröbenzell, die Zusammenlegung; diese nennt sie "wirklich sinnvoll". Die Sozialpädagogin im Ruhestand weist darauf hin, dass mit dem zum Februar öffnenden Zentrum für Asyl und Migration in der Hauptstraße eine zentrale Anlaufstelle mit festen Öffnungszeiten geschaffen werde. Wenn alle 21 Berater - sie arbeiten auf 15 Stellen - unter einem Dach arbeiteten, funktioniere die Kommunikation untereinander viel besser. Das ermögliche ein effektiveres Arbeiten und lasse es den Kollegen eher Raum, ein Thema zu vertiefen. "Die können sich besser spezialisieren, die Fachlichkeit wird steigen", zudem sei jeden Tag jemand in der Beratungsstelle, was zusammengenommen die Attraktivität auch bei den Geflüchteten steigern werde, prophezeit Nitz, die seit 2015 ehrenamtliche Asylhelferin ist.

Monika Grzesik, bei der Caritas Fachdienstleiterin Asyl und Migration, kann die Kritik der Asylhelfer verstehen. Aber die Sozialpädagogin verweist darauf, dass die Caritas in den größeren Kommunen auch weiterhin regelmäßig, wenn auch reduziert Beratungen anbiete. Und dass die Caritas mit der Zusammenlegung lediglich die neuen Richtlinien des Sozialministeriums ausführt. "Ich würde gerne mehr in der Fläche bleiben, aber der Auftrag ist ein anderer", bedauert sie.

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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