Bauernhofmuseum Jexhof:Ein Catwalk und Tiere zum Jubiläum

Lesezeit: 2 min

Zum 30-jährigen Bestehen bekommt das Bauernhofmuseum einen neuen Hühnerstall. Die Sonderausstellungen sind der Mode sowie dem Werk des Kinderbuchautoren Janosch gewidmet

Von Peter Bierl

Kleider halten die Menschen nicht bloß warm und bedecken ihre Blöße. Die Garderobe zeigt auch, wer sie sind oder sein wollen, die Montur signalisiert sozialen Status. Unter dem Motto "Kleider machen Leute" präsentiert der Jexhof in diesem Jahr Stand und Gwand im Brucker Land in einer Sonderausstellung. Das Bauernhofmuseum bleibt damit auch im Jubiläumsjahr seinem Ansatz treu, regionale Vergangenheit ebenso unterhaltsam wie sozialhistorisch ambitioniert vorzustellen.

Die Kleider-Ausstellung zählt zu den Höhepunkten eines Programmes, das dem 30-jährigen Bestehen des Jexhof-Museums gewidmet ist. Gezeigt werden Fotografien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus den ländlichen Gebieten Fürstenfeldbrucks. Die Objekte reichen von prächtigen Hauben und kostbaren Miedern, über kurze Janker, einfache Schürzen, Taschenuhr und Schirmmütze. Sie zeigen, wie nahe sich Stadt und Land damals in der Mode waren und dass Dorfbewohner nicht dauernd in Lederhose und Dirndl herum liefen. Ein Anspruch der Ausstellung ist, Missverständnisse und Vorurteile über die Verbreitung von Trachten aufzuklären. Das Museum ist derzeit noch auf der Suche nach weiteren Objekten, sagte der Leiter Reinhard Jakob bei der Vorstellung des Programms.

Zur Feier des 30-jährigen Bestehens präsentiert der Jexhof eine historische Modenschau vom Rokoko bis in die Zwischenkriegszeit. Nach der Aufhebung der Kleiderordnungen, die den Aufwand je nach Stand festlegten, dauerte es noch 150 Jahre, bis sich die Mode von der sozialen Schicht, den Regionen sowie dem Stadt-Land-Gefälle lösten. Diese Entwicklung wird auf dem Jexhof-Catwalk vorgeführt, wo am Freitag, 30. Juni, Adelsroben, Riegelhauben und Kniebundhosen zu sehen sein werden. Zum Festwochenende gehört ein Auftritt des "Derabeudischen Orkester Oberfranken", die Volksmusik aus der ganzen Welt am Samstag, 1. Juli, spielen, sowie der Kabarettist Maxi Schafroth, der mit seinem Programm "Faszination Bayern" am Sonntag, 2. Juli, gastiert.

Ansonsten schreitet die Verwandlung zum Streichelzoo voran. Der Förderverein Jexhof eröffnet am Freitag, 7. April, den neuen Hühnerstall. Bis dahin sollen Gehege, Voliere und ein Stall, der mit einer 30 Zentimeter dicken Betonplatte gegen Füchse gesichert ist, fertig werden. Bis zu 20 Exemplare einer aussterbenden Augsburger Rasse sollen in dem Gehege Platz finden. Die Hühner sind die zweite Tierart, die nach den Schafen wieder am Jexhof angesiedelt wird. Im Entwicklungsplan des Museums sind noch weitere Schafe und Schweine vorgesehen, um damit Familien und Kinder anzulocken.

Die Zahl der Sonderausstellungen wurde zugunsten dieser Zielgruppe bereits von drei auf zwei reduziert. Im Handwerkerstadel, der früher kleine Expositionen beherbergte, werden Kindergeburtstage gefeiert. Insgesamt 99 waren es im vergangenen Jahr, Tendenz steigend, wie Jakob berichtete. Großen Zuwachs verzeichnet auch das museumspädagogische Angebot mit Kursen, Führungen, Naturerlebnistagen sowie Ferienprogramm im Sommer. Damit sich Kinder und Jugendliche auf das Angebot konzentrieren, hat der Landkreis viel Geld ausgegeben, berichtete Landrat Thomas Karmasin (CSU): Smartphones haben auf dem Jexhof keinen Empfang mehr, die Mitarbeiter loggen sich via Satelliten ins Internet ein. Der Erfolg gibt dem Museumsteam recht: in den vergangenen drei Jahren sind die Besucherzahlen kontinuierlich gestiegen auf über 26 000 pro Jahr. Damit liegt der Jexhof in der Spitzengruppe, der bundesweit nur ein Fünftel aller Museen angehören.

Zu den Attraktionen des Programms gehören der Handwerkertag (Sonntag, 23. April), an dem vor allem Väter ihr Geschick unter Beweise stellen können, und das Grünholz-Festival mit Workshops für Einsteiger und Fortgeschrittene zur Holzbearbeitung (Wochenende 26. bis 28. Mai). Sehr begehrt sind auch das Jodelseminar (Samstag, 29. April) und der Sing-Stammtisch an jedem ersten Donnerstag im Monat um 18.30 Uhr. Die Kreiskulturtage (5. und 6. August) stehen unter dem Titel "Dreimal Heimat" und bieten Kochvorführungen, Impro-Theater und Lesungen, wobei Günther Mayr, der Vorsitzende des Fördervereins, versicherte, dass nur Texte mit aufklärerisch-progressivem Inhalt vorgetragen würden.

Die zweite Sonderausstellung, die am 8. Dezember eröffnet wird, widmet sich Janosch, dem Kinderbuchautoren und Illustrator. Gezeigt werden Werke aus den Jahren zwischen 1955 und 1980. Zum Abschluss der Saison treten wieder die Amper-Perchten am zweiten Weihnachtsfeiertag um 17 Uhr auf.

© SZ vom 01.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: