Austausch:Brezen als Kulturvermittler

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Oberbürgermeister Andreas Haas (hinten rechts) empfängt die Schüler vom italienischen Sprachengymnasium in Cecina. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Italienische Schüler zu Besuch im Germeringer Rathaus

Von Isolde Ruhdorfer, Germering

Der Oberbürgermeister kommt zu spät. Und die überpünktlichen Italiener müssen warten. "Das gab es ja noch nie", raunt ein Fotograf. Normalerweise sei es umgekehrt. Schon das neunte Jahr in Folge findet der Schüleraustausch zwischen dem Max-Born-Gymnasium und dem Sprachengymnasium in Cecina, Italien statt. Der Küstenort liegt in der Toskana und hat sich in den letzten Jahren zu einem beliebten Urlaubsziel entwickelt. Eine ganze Woche verbringen die 18 Jugendlichen nun mit zwei Lehrern in Germering. Und mit auf dem Programm steht eben auch der Besuch beim Oberbürgermeister Andreas Haas. Der solch eine Pünktlichkeit offenbar nicht gewohnt ist und nun auf sich warten lässt.

Zeit, den italienischen Gästen ein paar Fragen zu stellen. Die zum Großteil 16-Jährigen lernen schon seit drei Jahren Deutsch. Die zugegebenermaßen schwierige Sprache wird an vielen italienischen Schulen, vor allem in Küstenorten gelehrt. Deutsche Touristen, die jedes Jahr in großer Zahl nach Italien reisen, machen das notwendig. Die Zahl der Deutschlernenden steigt, auch, weil das dortige Kultusministerium großen Wert darauf legt. Auffallend ist, dass zwei Drittel der Austauschschüler weiblich sind. Das sei aber normal bei Sprachengymnasien, versichert die verantwortliche Lehrerin Elena Casi. Beim Austausch seien die Jungs sogar überrepräsentiert. Ihr Anteil an der Schule betrage lediglich ein Viertel. Das Interesse an einer Teilnahme am Schüleraustausch nach Deutschland sei groß. Es wollen von italienischer Seite sogar mehr Jugendliche mitfahren, als von deutscher. Das liegt wohl aber auch daran, dass das Max-Born-Gymnasium noch einen anderen Austausch nach Mailand anbietet.

Mit einigen Minuten Verspätung trifft dann Oberbürgermeister Haas ein und lädt die italienische Gruppe in den Sitzungssaal des Rathauses ein. Auf dem Tisch warten große Tabletts mit Brezen. Er erklärt ausführlich, wieso er ein Oberbürgermeister und nicht nur ein Bürgermeister ist und wieso sich Germering eine "große Kreisstadt" nennen darf. Die italienischen Jugendlichen dürften jetzt mehr über das deutsche Gemeindewesen wissen, als so mancher Einheimischer.

Bei Andreas Haas stößt der Austausch jedenfalls auf Begeisterung, obwohl, oder vielleicht gerade weil, er seine Talente in anderen Bereichen sieht. "Ich kann keine Sprachen", gibt er mit einem Schmunzeln zu. Elena Casi ist sich ebenfalls sicher: "Es wird eine schöne Erinnerung sein". Ob wohl alle Schüler diese Meinung teilen? Drei Jungs drücken sich unaufmerksam in eine Ecke und verputzen dort ein ganzes Tablett mit Brezen alleine - so lernen sie schon einmal bayerisches Essen in der Praxis kennen.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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