Ausstellung in Fürstenfeldbruck:Das Spiel mit der Leichtigkeit

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Die Ausstellung "Schwerelos" in der Kulturwerkstatt Haus 10 zeigt die Arbeiten dreier Künstler, die sich zwar unterschiedlicher Werkstoffe und Techniken bedienen, die aber eines gemeinsam haben: eine fast hypnotische Wirkung auf den Betrachter

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Die Türen zur Kulturwerkstatt Haus 10 stehen weit offen und laden ein in Räume, die an diesem Tag eine eigentümliche Ruhe ausstrahlen, eine Leichtigkeit, die ohne zu übertreiben ätherisch wirkt. Katja Wunderling, Harald Kienle und Renate Gehrcke zeigen in der Ausstellung "Schwerelos" von Freitag an ihre Arbeiten, die sich zwar unterschiedlicher Werkstoffe und Techniken bedienen, denen aber eines gemein ist: sie erzeugen den Eindruck einer meditativen, fast hypnotischen Luftigkeit.

Schwerelos erscheinen Renate Gehrckes Tänzer. (Foto: Günther Reger)

Renate Gehrckes Kohlezeichnungen füllen einen der Ausstellungsräume fast komplett. "Mein Thema ist der Tanz", sagt sie. Dabei deutet die Künstlerin auf die meterlangen transparenten Stoffbahnen im Raum, auf denen die sowohl flüchtigen als auch dynamisch festgehaltenen Kohle- und Acryllinien die elegante Figur einer Frau, versunken im Tanz, erahnen lassen. Gehrckes Arbeiten, zwar gegenständlich, aber dennoch fragmentarisch abbildend, wohnt eine Intensität inne, die man als deutliches Zeugnis ihrer Leidenschaft für die Eleganz, die Dynamik und die Ausdrucksstärke des Tanzes verstehen kann. Diese Leideschaft, erklärt die Künstlerin, habe sie wohl von ihrem Großvater, Tänzer, Choreograph und Tanztheoretiker Rudolf von Laban, geerbt. Der gilt als Mitbegründer des deutschen Ausdruckstanzes.

Katja Wunderlings Eitempera-Arbeiten entstehen mit Hilfe einer Radiernadel. (Foto: Günther Reger)

Auf völlig andere Weise nähert sich Gehrcke der Schwerelosigkeit mit ihrer Latexarbeit "Die Tür des Zinsmeisters" an. Es handelt sich um die Abformung eines schweren antiken Holztors, das Gehrcke so lange mit Latex überzogen hat, bis eine ausreichend stabile, aber noch durchscheinende hautartige Hülle entstanden ist. Ein Exponat, das es schafft, das Spiel mit der Leichtigkeit auf die Spitze zu treiben. Ein Stück, das auf den ersten Blick massiv wirkt, um schließlich bei genauem Hinsehen seine hauchdünne Fragilität zu offenbaren.

Harald Kienles luftige Holzskulpturen. (Foto: Günther Reger)

Der Kontrast von Massivem und Leichtem findet sich auch in Harald Kienles Exponaten wieder. Kienle arbeitet mit Holz und Stein. Sein Anliegen ist es, "mit der Schwere des Materials Leichtigkeit zu erzeugen". Kienle macht das, indem er Zwischenräume schafft, Holzobjekte aushöhlt, verschachtelte Strukturen in wuchtige Stämme gräbt und dabei immer auch an die Grenzen der Zerbrechlichkeit geht. "Ich frage mich, wie kriege ich es hin, das Material so zu bearbeiten, dass es fast nicht mehr da ist", sagt er und blickt auf eine seiner Arbeiten mit dem Titel "Welle". Kienle hat dafür den Stamm eins japanischen Schnurbaums mit einer Kettensäge so bearbeitet, dass eine organisch geschwungene, von feinen Durchbrüchen durchzogene Struktur entstanden ist. Auf abstrakte Art macht der Künstler in der Ausstellung auch seine Arbeitsprozesse erlebbar. Denn die Klänge, die etwa beim Sägen der Bäume entstehen, hat er mit Hilfe eines Tontechnikers und eines Komponisten aufgenommen, mit Klaviermusik unterlegt und mit der minimalistischen Lyrik des Dichters Robert Lax überlagert.

Auch eines von Katja Wunderlings Exponaten trägt den Titel "Welle". Es ist eine dreiteilige Arbeit aus weißem Transparentpapier. Die feinen Bahnen hat Wunderling mit Hilfe einer Radiernadel so perforiert, dass eine bläschenartige Struktur entstanden ist, die an die aufwallenden Schaumkronen des Meeres erinnert. Die Künstlerin findet Inspiration überwiegend in der Natur. "Ich bin viel unterwegs, meist mit Blick auf den Boden. Mein Fokus liegt auf Material, das in Massen vorkommt", sagt sie. Sich in der Natur zu bewegen, gibt ihr Kraft und Ruhe. "Das hole ich mir draußen und konserviere es dann zu Hause", sagt sie etwa über ihre Reihe "Organische Formen". Dafür hat sie fließende, filigrane Muster aus Transparentpapier und natürlichen Materialien wie etwa Färberwaid-Samen erschaffen. Formen von anziehender Ästhektik, die vor allem eines sind: schwerelos.

Ausstellung "Schwerelos", zu sehen bis 30. Juli, Kulturwerkstatt Haus 10, Kloster Fürstenfeld 10b. Vernissage am Freitag, 14. Juli, von 18 Uhr an. Öffnungszeiten: freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 18 Uhr.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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