Flüchtlinge:Massenquartiere sind das Problem

Lesezeit: 1 min

Es ist höchste Zeit, auf eine dezentrale Unterbringung der Asylbewerber zu setzen

Von Gerhard Eisenkolb

Wer über die notwendige Unterbringung weiterer Flüchtlinge im Landkreis diskutiert, kommt nicht umhin, die Erfahrungen der Polizei mit der Massenunterkunft im Fliegerhorst und größeren Gemeinschaftsquartieren zu berücksichtigen. Die Probleme häufen sich nämlich immer dort, wo besonders viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen mehr oder weniger anonym und mit geringen Chancen auf eine Integration zusammenleben müssen.

Erstaunlich ist das eigentlich nicht. Trotzdem sollten sich durch die Berichte der Polizeibeamten Kommunen wie Emmering und Gröbenzell bestätigt fühlen und ihrer Linie treu bleiben. Diese Gemeinden haben ein Konzept. Sie setzen auf eine dezentrale Unterbringung in kleinen überschaubaren Wohneinheiten und lehnen solche Unterkünfte strikt ab, in denen viele Menschen auf engsten Raum zusammengepfercht werden. Das ist zwar viel schwieriger, lohnt sich aber. Auch die Häufung von Beinahe-Massenkrawallen in der Dependance der Erstaufnahmeeinrichtung der Regierung von Oberbayern im Fliegerhorst sollten Landrat Thomas Karmasin und die Verantwortlichen im Brucker Rathaus zum Anlass nehmen, über eine Obergrenze nachzudenken. Geschieht das nicht, tun das andere wie der Regierungspräsident, der nach jedem Strohhalm greifen muss und sicher nichts dagegen hätte, die Brucker Dependance ein weiteres Mal zu erweitern. Und es ist ebenfalls höchste Zeit, sich mit der Frage zu beschäftigen, wo Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung im Landkreis wohnen sollen. Ohne den Bau von Sozialwohnungen, von denen auch Einheimische profitieren müssten, dürfte dieses Problem kaum noch zu lösen sein.

Der Flüchtlingszustrom verändert den Landkreis. Davor die Augen zu verschließen oder nur zu schimpfen, trägt nicht zur Lösung der Probleme bei. Wie es geht, zeigen Hunderte von Asylhelfern, die Integration und ein friedliches Zusammenleben erst ermöglichen. Davon, dass so viele Menschen nicht jammern, sondern einfach nur tun, was notwendig ist, profitieren schließlich alle, die hier im Landkreis leben.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: