Archaische Technik:2. Akt: Der rollende Stein

Uli Hochmann und seine "Radwanderung"

Pünktlich zur Eröffnung der Ausstellung rollt es heran: das große Granitrad. Schon den ganzen Tag hat Uli Hochmann seine trotz ihrer Größe fragile Skulptur durch den Landkreis geschoben. Mit einer Eisenstange, die er in dafür vorgesehen Löcher steckt, schiebt er den schweren Stein immer wieder eine Zentimeter voran. Wegen der Struktur des Granits sind jedes spitze Steinchen und jede scharfe Kante eine Gefahr. Trifft er falsch auf, könnte die Skulptur zerbrechen. Also ist neben Kraft auch viel Vorsicht nötig. Aber Hochmann kennt sich aus mit seinem Material. Seit den Neunzigern beschäftigt er sich mit der Steinbildhauerei. Sein Metier ist damit die wohl älteste aller künstlerischen Techniken - und eine archaische. Sein "Steinrad" erinnert dabei an die Erfindung des Rades, eine der wichtigsten Entwicklungen der frühen Menschheitsgeschichte. Sie erleichtert den Transport von Waren und ist die Voraussetzung für so viele moderne Fortbewegungsmittel. Das Steinrad erinnert aber auch daran, dass der Transport von Menschen und Waren ohne das Verbrennen fossiler Brennstoffe, rein durch die Kraft des Körpers funktionieren kann - und wird damit zur Mahnung. Es dient aber auch als Kommunikationsmittel. Denn er mit einem großen Stein durch die Gegend rollt, mit dem und über den spricht man.

© SZ vom 04.12.2018 / flha - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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