Arbeitsmarkt:Wettstreit um Erzieherinnen

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Die Stadt München will eine Arbeitsmarktzulage für das Personal in Kindertagesstätten bezahlen und setzt damit auch die Kommunen im Landkreis unter Druck. Auch die denken nun über mehr Geld nach

Von Julia Bergmann, Fürstenfeldbruck

Die Arbeitsmarktzulage für Erzieherinnen, die schon bald in München greifen soll, mag für die Landeshauptstadt eine geeignete Lösung sein, Fachkräfte anzuwerben. Die Personalsituation im Landkreis könnte sie damit verschärfen. Insbesondere Kommunen, die nah an München liegen, fürchten einen großen Nachteil im Werben um neue Kräfte. Wie prekär die Situation in den Kinderbetreuungseinrichtungen im Landkreis aktuell ist, zeigte in jüngster Vergangenheit die Notlage des städtischen Kindergartens Regenbogen in Olching. Nachdem mehrere Mitarbeiter krankheitsbedingt ausgefallen waren, musste eine der Gruppen vorübergehend geschlossen werden. Eltern wurden gebeten, ihre Kinder, sofern möglich, zu Hause zu betreuen.

Nun diskutieren auch Kommunen wie Puchheim, Germering und Gröbenzell, ob es möglich ist, mit der Landeshauptstadt gleichzuziehen. Auch die Einführung anderer Anreize für Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen wird aktuell in einigen Kommunen diskutiert. In Germering habe man sich der Frage der Personalgewinnung und -erhaltung bereits vor etwa zwei Jahren gestellt, erklärt Bruno Didrichsons, der Leiter des Amtes für Jugend, Familie, Senioren, Soziales und Schulen.

Die Stadt biete etwa Anreize, wie Hilfe bei der Wohnungssuche, Hilfe bei der Jobsuche des Partners, Betreuungsplätze für Kinder städtischer Mitarbeiter und die Übernahme von Fahrtkosten und Unterkunft für Bewerber. Dennoch sind derzeit zwei Stellen in Germering frei, geeignetes Personal zu finden sei nicht einfach. "Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Der Hauptgrund ist sicherlich die Bezahlung sowie die hohen Lebenshaltungskosten in und um München. Aber auch der Job selbst ist äußerst anspruchsvoll und anstrengend und man darf nicht vergessen, dass es gerade im städtischen Bereich viele Kinder mit gesteigertem Förderbedarf gibt", sagt Didrichsons. Nun diskutiere man die Einführung der Arbeitsmarktzulage.

Auch in Fürstenfeldbruck werden zwei Erzieherinnen gesucht, sagt Michael Wagner, Personalchef der Stadtverwaltung: "Wir haben die Stellen bereits wiederholt ausgeschrieben." Auch hier sei die Arbeitsmarktzulage ein Thema. Allerdings sieht Wagner die Maßnahme auch kritisch: "Wir müssen darauf achten, dass sich das Gehaltsgefüge nach einer Einführung nicht gravierend verschiebt." In München soll die Zulage den Erzieherinnen ein Plus von etwa 200 Euro monatlich bringen. Das bedeute aber auch, dass diese ein Gehalt vergleichbar mit dem von Sozialpädagogen bekämen. Diese wiederum könnten zurecht argumentieren, dass ihnen mit einem abgeschlossenen Studium eine bessere Bezahlung zustehe.

Beim Stichwort Arbeitsmarktzulage bleibt lediglich Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer einigermaßen gelassen. "Wenn Sie ein gutes Arbeitsklima zu bieten haben, ist es fraglich, ob Mitarbeiter tatsächlich für die Zulage zwei Stunden Pendeln und dabei noch 80 Euro zusätzlich an Kosten für Bahntickets in Kauf nehmen würden", sagt Schäfer. In Gröbenzell seien derzeit alle Plätze besetzt, dennoch überlege die Gemeinde, welche Angebote man den städtischen Mitarbeitern im Wettbewerb mit anderen Kommunen bieten könne. Konkrete Anträge gebe es momentan aber noch nicht.

In Puchheim ist keiner der Kindergärten in Trägerschaft der Stadt. Nach Angaben von Sozialamtsleiter Klaus Winter aber zeigt sich dort grundsätzlich das gleiche Problem. Die Gehälter in Einrichtungen anderer Träger entsprächen im wesentlichen dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Das bestätigt auch die Leiterin des evangelischen Kindergartens Arche Noah, Corinne Distler. Auch sie sucht nach Personal: "Wir haben aber den Vorteil, dass sich Bewerber gezielt für einen evangelischen Kindergarten entscheiden. Dabei stehen religiöse Aspekte und Wertevermittlung im Vordergrund."

In Olching hat man derweil die kürzlich aufgetretene Notlage gut überstanden und in den vergangenen beiden Wochen drei neue Kräfte eingestellt. "Aber die Bewerbungslage ist nach wie vor mau", sagt Peter Soellinger, der Leiter des Sozialamtes. Aktuell werde geprüft, was von Seiten der Stadt getan werden könne, um die Jobs für Bewerber attraktiver zu gestalten. "Ich kann nur dafür plädieren, dass wir uns finanziell weiterbewegen, damit wir auch mit anderen Kommunen mithalten können", sagt Soellinger. Jetzt müsse die Politik entscheiden, wie sie mit der Situation umgehen will.

© SZ vom 27.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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