Anwohnerstreitigkeiten:Verärgerte Nachbarn

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In einem Einfamilienhaus in Eichenau leben 14 Arbeiter. Anwohner beschweren sich über den Lärm durch Transportfahrzeuge und nächtelange Partys

Von Eirik Sedlmair

Die Herbststraße in Eichenau ist ein beschauliches Wohngebiet. Am Straßenrand stehen Bäume, mehrere Einfamilienhäuser gehören zum idyllischen Bild. Doch hinter der Idylle schwelt seit fast zwei Jahren ein Konflikt, der den Anwohnern den Schlaf raubt. Auch im Rathaus ist man nicht glücklich über die Situation. Es geht um das Haus Herbststraße 14. Der Briefkasten vor dem Haus ist geöffnet, neben der Einfahrt steht eine offene Papiertonne, vor ihr liegt Müll. Auf dem Boden liegen mehrere leere Bierflaschen. Das Haus Nummer 14 gehörte früher einem älteren Ehepaar. Als die Eigentümer starben, wollte deren Tochter es verkaufen. Sie fand einen neuen Eigentümer, einen Unternehmer aus Emmering.

Drei Wochen nach dem Verkauf fuhren drei weiße Lieferwagen vor, erzählt Anwohner Matthias Hesse. "Ich dachte mir noch, Respekt, die ziehen ja gleich ein, ohne zu renovieren." Doch es kamen noch elf weitere Lieferwagen und es war keine Familie, die einzog, es waren 14 Männer. Und damit ging der Konflikt los. Die Männer - wie der neue Eigentümer osteuropäischer Herkunft - sind Angestellte bei der Firma Kühn-Transport in Emmering. Die Firma gehört Mirel Balaceanu-Kühn, dem Mann, der Haus Nummer 14 gekauft hat. Balaceanu-Kühn betreibt eine Spedition, unter anderem liefert seine Firma Autoteile und Zeitungen aus.

Unschöner Einblick: Von außen sind auf dem Grundstück Mülltonnen, alte Reifen und ein Hänger zu sehen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Lieferwagen der neuen Bewohner bildeten den Anlass für den ersten Zündstoff. Die Bewohner fahren meistens nachts los, erzählt Nachbar Fritz Grum. "Die kommen dann in der Nacht zurück mit ihren Autos, schlagen die Türen zu mit viel Lärm, dass die Leute ringsrum nicht schlafen können." Außerdem versperren sie häufig Einfahrten und verlieren Öl auf der Straße, so Grum weiter.

Doch die vielen Transporter sind nicht das einzige Problem. Die Anwohner berichten von lauten Partys, davon, dass die Männer oft das ganze Wochenende durchfeiern. Auch die Polizei sei schon öfter dagewesen, erzählt Hesse. Einmal hätten die Anwohner freitagabends angefangen und bis Sonntag durchgefeiert. Hesse stand am Fenster und schaute zum Haus Nummer 14 hinüber. Er sah, "wie die sich richtig prügelten. Wie die durch den Garten sprangen und sich gegenseitig mit Fäusten ins Gesicht hauten." Für Hesse war eine Grenze erreicht, er rief die Polizei. Vier Mannschaftswagen rückten an, die Polizei nahm die Personalien auf. Doch laut den Anwohnern änderte sich nichts.

Grum erzählt, dass einige Anwohner der Herbststraße versuchten haben, Kontakt mit dem Vermieter aufzunehmen. Anfangs hätten die Bewohner nicht mal Mülltonnen gehabt, "die haben alles auf den Boden geschmissen", erzählt er. Dann sei die Frau des Eigentümers gekommen, habe Mülltonnen aufgestellt und gesagt, dass man sich bei ihr melden könne, wenn es Probleme gebe. Doch an der Gesamtsituation habe sich nichts geändert.

Hesse sagt, er habe selber einmal überlegt, das Haus zu kaufen, er kennt den Grundriss. Demnach hat das Haus zwei kleine Bäder und für 14 Leute eigentlich zu wenig Platz. "Selbst wenn dort in jedem Zimmer zwei wohnen, geht es sich nicht ganz aus", sagt Hesse. Die Bewohner zahlen insgesamt 2500 Euro Miete im Monat, sagt Eigentümer Balaceanu-Kühn. Hesse macht, das stellt er klar, den Menschen, die in dem Haus wohnen, keine Vorwürfe. "Das sind die Jungs, die ganz am Ende der Nahrungskette stehen und wahrscheinlich für einen Hungerlohn unsere Päckchen durch die Welt fahren."

Die Straßenfront des Hauses in der Herbststraße in Eichenau. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Laut Eichenaus Bürgermeister Peter Münster sind die Bewohner ordnungsgemäß gemeldet. Münster kennt das Problem der Anwohner. Doch die Gemeinde könne nach der aktuellen Rechtslage nichts dagegen tun. Der Eigentümer hat das Haus gekauft und darf es auch vermieten. "Das ist eine leider zulässige Nutzung", sagt Münster. Trotzdem habe er schon mit anderen Bürgermeistern im Landkreis darüber gesprochen, wie man mit solchen Fällen umgeht. Eine Lösung konnte er bisher nicht finden.

Der Hausbesitzer gelobt im Telefonat mit der Süddeutschen Zeitung Besserung. Balaceanu-Kühn sagt, vielleicht wolle er irgendwann mit seiner Familie einziehen, doch aktuell gehe das nicht, "das Haus ist in einem nicht so guten Zustand". Hesse indes glaubt nicht daran, dass sich die Situation in nächster Zeit verbessert. "Wir werden uns dran gewöhnen müssen."

© SZ vom 18.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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