Antrag von Bürgern:Eishalle im Aufwind

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In Fürstenfeldbruck will ein Förderverein Schwung in ein Ewigkeitsprojekt bringen. Die Stadt soll sich verpflichtend mit der Standortsuche beschäftigen. Noch aber ist unklar, ob ein solcher Neubau bezahlbar ist

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

So stellen sich Kinder ein künftiges Eisstadion in Fürstenfeldbruck vor: Gebasteltes Modell in der Ausstellung der Luzienhäuschen in der Sparkasse. (Foto: Günther Reger)

Immer wieder ist das Projekt Eislaufhalle von den Brucker Politikern erörtert worden, immer wieder wurde es wegen der problematischen Planung und vor allem wegen der hohen Kosten auf die lange Bank geschoben. Drei Fürstenfeldbrucker haben nun die Nase voll: Sie wollen Unterschriften sammeln und durchsetzen, dass sich der Stadtrat mit dem Projekt ernsthaft auseinandersetzt.

Die Eishockeyspieler Roger William, Tobias Holbeck und Sebastian Ehemann haben sich zum Förderverein Eishalle zusammengeschlossen. Ihren Vorstoß begründen sie mit den seit dieser Saison geltenden Regelungen des Bayerischen Eissportverbandes, die eigentlich regelmäßige Trainingszeiten in der Zeit von 1. September bis 30. März vorsehen - als Voraussetzung für die Teilnahme von Mannschaften, beginnend bei der U 8, am Ligabetrieb. Es sei unklar, wie lange die aktuelle Ausnahmegenehmigung für den Brucker Verein noch gelte, heißt es. Aber auch den normalen Schlittschuhläufern aus der ganzen Region sei die Eisfläche bei Regen, Schneefall oder Nebel nicht zuzumuten. Wegen zu hoher Temperaturen reduzieren sich die möglichen Nutzungstage, und für die Kühlung wird deutlich mehr Energie aufgewendet als dies in einer Halle notwendig sei.

In dem Schreiben an Oberbürgermeister Erich Raff (CSU), das der SZ vorliegt, nimmt das Trio die Stadt in die Pflicht, die seit 30 Jahren andauernde Hängepartie rund um den Bau einer Eishalle endlich zu beenden. Unter Berufung auf die Bayerische Gemeindeordnung stellt der Förderverein den formalen Bürgerantrag, den Bau eines überdachten Eisstadions - unter Beteiligung der ortsansässigen Eissportvereine - in Form einer Machbarkeitsstudie prüfen zu lassen. Berücksichtigt werden sollen dabei zwei von der SPD schon vor mehreren Jahren eingereichte Anträge, die ebenfalls den Bau einer Halle am aktuellen Standort südlich der Schöngeisinger Straße vorsehen, in Nachbarschaft der Amperoase. Sollte sich herausstellen, das der dortige Standort nicht in Frage kommt, so William, Holbeck und Ehemann, dann sollten Alternativen geprüft werden. Die CSU hatte im Kommunalwahlkampf 2014 beispielsweise den Fliegerhorst ins Spiel gebracht - und Oberbürgermeister Erich Raff erst vor ein paar Wochen den Verbund eines möglichen Neubaus mit dem Fliegerhorst-Hallenbad als mögliche Option genannt.

Mit seiner Initiative unterstreicht der neue Förderverein einen jüngst von SPD, BBV und Grünen gemeinsam gestellten Antrag, 50 000 Euro für erste Untersuchungen einzuplanen. Offen ist freilich, ob solche Untersuchungen neue Erkenntnisse für den Standort im Bereich des existierenden Eislaufstadions bringen. Gutachten legen den Schluss nahe, dass durch eine Überdachung des Eisstadions oder einen Neubau der Bestandsschutz verloren geht und dann deutlich strengere Lärmschutzauflagen zu erfüllen wären. Dabei geht es nicht nur um die Geräuschkulisse des Eislauf- oder Eishockeybetriebs, sondern auch um spätabends an- und abfahrende Autos. Die sind den Bewohnern am nördlichen Straßenrand der Schöngeisinger Straße heute schon ein Dorn im Auge. Der frühere BBV-Stadtrat Klaus Zieglmeier war 2012 unter Berufung auf entsprechende Gutachten mit einem Antrag abgeblitzt, eine Halle in Leichtbauweise zu errichten.

Raff will den Standort in Nachbarschaft zur Amperoase freilich keineswegs ausschließen. Der Stadt könnten aktuelle Änderungen des Baugesetzes in die Karten spielen, die großzügigere Regelungen für Sportanlagen vorsehen. Wurde bislang davon ausgegangen, dass der Betrieb einer neuen Halle am Standort Amperoase um 22 Uhr beendet sein müsste und bis dahin auch alle Autos weggefahren sind, so könnte sich dies also noch ändern. Raff rechnet frühestens Mitte 2019 mit dem Beginn konkreter Planungen. Zu klären ist dann die Finanzierung des auf fünf bis zehn Millionen Euro geschätzten Projekts.

In den sozialen Medien entspann sich bereits eine lebhafte Diskussion über den Bürgerantrag und auch den vorausgegangenen Antrag der drei Stadtratsfraktionen, die unabhängig vom Standort die Ausarbeitung eines "konkreten Rahmenplans" für eine Eishalle fordern. CSU-Fraktionssprecher Andreas Lohde sieht darin ein "recht durchsichtiges Manöver", eine "Flucht nach vorn" sowie "den billigen Versuch, von den eigenen Versäumnissen abzulenken". Vor allem dem SPD-Finanzreferenten Walter Schwarz, der sich jüngst gegen den Bau einer Sporthalle auf dem künftigen Gelände des Sportzentrums West ausgesprochen hatte, wirft Lohde Scheinheiligkeit vor. Denn die nun mit großem Gepolter beantragten Planungskosten in Höhe von 50 000 Euro stünden im Haushalt der Stadt längst bereit, seien aber nie abgerufen worden.

Weitere Informationen über den Förderverein Eishalle gibt es per E-Mail unter info@fv-eishalle.de sowie unter facebook.com/FVEishalle

© SZ vom 04.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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