Animuc:Kostüm-Festival im Klosterhof

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Tausende Fans der japanischen Popkultur treffen sich zum zehnten Mal in Fürstenfeldbruck. Drei Tage lang zeigen sie ihre fantasievollen Verkleidungen

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Im Biergarten werden Flaggen gehisst und Zauberstäbe auf den Bänken platziert. Ein Knochenmann schiebt mit sichtbaren Mühen ein Stück Breze durch den Mundschlitz seiner Schädelmaske. Zwei Japanerinnen mit bunten Perücken wollen ein Radler bestellen. Als es mit der Aussprache geklappt hat, machen sie sich auf die Suche nach einem Tisch. Schneewittchen, Spiderman und Sailor Moon haben es sich indessen im Gras gemütlich gemacht. Um andere Picknick-Decken herum warten Schlangenschwänze, Flügel und ein Super-Mario-Kopf auf ihren Einsatz. Für alle, die im Laufe der Jahre hin und wieder auf der Manga- und Anime-Messe im Fürstenfelder Klosterareal vorbeigeschaut haben, dürfte das kein besonders überraschendes Bild sein. Denn so sieht eine Mittagspause auf der Animuc nun einmal aus - wenn sonniges Wetter herrscht, wie am Wochenende.

Von Freitag bis Sonntag fand die Convention für Liebhaber japanischer Popkultur zum zehnten Mal statt. Nach Angaben der Veranstalter kamen etwa 7000 Besucher. Die Jubiläumsausgabe der Animuc hat eindeutig Festival-Charakter. Musik tönt von überall her, es wird getanzt, und natürlich wird auch viel fotografiert. Um sich zusammen mit Gleichgesinnten in ihren meist mit großem Aufwand selbst gestalteten Kostümen abzulichten, halten sich viele Cosplayer, wie man diejenigen nennt, die sich zum Beispiel als Comic- oder Filmfiguren verkleiden, draußen auf statt drinnen an Wettbewerben und Workshops teilzunehmen. So auch Julia und Jessica, die vor dem Kloster posieren. Gekannt haben sie sich vorher nicht. Doch weil sie in ihren Rüstungen beide Charaktere aus dem Online-Rollenspiel "World of Warcraft" darstellen, haben sie sich für Fotos zusammengetan.

Rund 400 Stunden und 600 Euro hat die 21-jährige Jessica für ihr Outfit aufgewendet. "Der geilste Moment ist, wenn man sich zu Hause vor dem Spiegel zum ersten Mal im fertigen Kostüm sieht und weiß: "Jetzt hast du's wieder geschafft", sagt Jessica, die aus Köln zu ihrem ersten Besuch auf der Animuc angereist ist. Julia hat bereits 27 selbst gemachte Cosplays in ihrem Schrank. Diesmal hat sie jedoch nur den roten Schleier über ihren Augen eigenhändig genäht. "Für dieses Wetter ist der perfekt. Da blendet keine Sonne", sagt die 32-Jährige aus Nürnberg, die seit zehn Jahren in der Szene aktiv ist.

Solche Vorteile genießt Maxi nicht. Wie schon im vergangenen Jahr mimt er wieder König Tryndamere aus dem Spiel "League of Legends". Dafür trägt er einen Kunstfellmantel mit Rüstungselementen, einen Moosgummi-Helm und ein Vier-Meter-Schwert aus Styrodur, womit er eine der größten Waffen auf dem Gelände mit sich herumschleppt. "Letztes Jahr war ich mit meinem Kostüm bei zehn Grad klar im Vorteil. Heute ist mir warm", sagt der 20-Jährige aus Weßling.

Wenn Maxi sich drinnen abkühlen will, muss er das Schwert beim Waffencheck abgeben. Von sogenannten roten Waffen, die aus Sicherheitsgründen nur im Freien getragen werden dürfen, wurden in diesem Jahr mehr als sonst einbehalten, erzählt Eva Stempel, die den Reparaturstand in der Tenne leitet. Weil große Waffennachbildungen leicht beschädigt werden, bekommen sie und ihr Team viele davon zu sehen. Doch Sensen und Streitäxte zu flicken, ist nur ein Teil ihrer Aufgaben. Im Moment geht es beispielsweise nur darum, einer Cosplayerin in die Strumpfhose zu helfen.

Zu den auffälligsten und gleichzeitig einfachsten Kostümen der diesjährigen Animuc gehört die Aufmachung von Tim und Alex. Der 30-jährige Tim hat verschiedene Kleidungsstücke zu einem Ranger-Outfit zusammengestellt, der 24-jährige Alex steckt in einem aufblasbaren Ganzkörper-T-Rex. Seit ein paar Jahren machen die beiden Schwaben Fotos auf Conventions, die sie ins Internet stellen. Diesmal sind sie als "Jurassic-Park"-Figuren selbst ein beliebtes Motiv. "Bei uns steckt wenig Handwerkskunst und Geld dahinter. Aber die positiven Erfahrungen, die man hier mit anderen Menschen macht, kann man mit Gold nicht aufwiegen", sagt Tim. So sind es auch im zehnten Jahr nicht nur die fantasievollen Verkleidungen, sondern auch das freundliche Miteinander der Verkleideten, das die Animuc zu einer besonderen Veranstaltung macht.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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