Angemessene Atmosphäre:Bedenken gegen Trauungen im Freien

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Ja-Wort im Grünen: Alling bietet heiratswilligen Paaren auch eine Eheschließung in freier Natur an. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Allings Zweiter Bürgermeister verlangt strenge Regeln für die Hochzeitswiese. Die Standesbeamtin kann ihn aber besänftigen

Von Manfred Amann, Alling

"Trauen Sie sich" auf der Hochzeitswiese: Idyllisch auf der Anhöhe "Am Burgstall" gelegen, umrahmt von hohen Bäumen, vor der traumhaften Kulisse unserer malerischen Kirche liegt dieser romantische Platz. Bei so einer Werbung, wie sie gelegentlich im Mitteilungsblatt der Gemeinde zu lesen ist, muss man sich nicht wundern, dass sich immer mehr Brautpaare an diesem romantischen Trauungsort das Ja-Wort geben wollen und dieser mittlerweile zu einem Aushängeschild für die Gemeinde geworden ist. 19 Mal haben verliebte Paare das Hochzeitszeremoniell in der freien Natur schon genossen. Und dafür mussten jedes Mal von Gemeindemitarbeitern Vorbereitungen so getroffen werden, dass die Wiese zu einem prächtigen Ort wird, der dem Brautpaar und den Hochzeitsgästen unvergesslich bleibt. Der Bauhof karrt Tische und Bänke an, weiße Decken kommen darüber, eine Lautsprecheranlage und ein Abspielgerät für Konservenmusik werden gebraucht und dazu ein Stromaggregat.

Doch wie Carina Pförtsch als Standesbeamtin versichert, hält sich der Aufwand im Rahmen und kann kostendeckend erledigt werden. Daran schien Vizebürgermeister Johann Schröder offensichtlich seine Zweifel zu haben, als er schriftlich beantragte, das Dienstleistungsangebot des Standesamtes bei Trauungen zu reduzieren. "Wir müssen uns in Verwaltung und Bauhof auf die Kernaufgaben einer kleinen Gemeinde mit circa 4000 Einwohnern beschränken", forderte Schröder und dass man nur Paare verehelichen sollte, von denen wenigstens ein Partner aus Alling kommt oder sonst einen Bezug zur Gemeinde hat. Außerdem sollten Trauungen nur zu Dienstzeiten der Gemeindemitarbeiter und nur ausnahmsweise an Samstagen stattfinden. Als weiteren Wunsch führte der Vizebürgermeister an, die Verweildauer der Hochzeitsgäste zu begrenzen und dafür zu sorgen, "dass die Trauungswiese nicht zur Partywiese wird", denn der Friedhof nebenan und dessen Besucher hätten "Anrecht auf eine gewisse Ruhe".

Von überschwänglichen oder langen Partys könne keine Rede sein, sagte die Standesbeamtin, und die Vorbereitungen sowie das Aufräumen nachher seien zu keinem Zeitpunkt ein Problem gewesen. Überdies seien nur vier Mal Auswärtige getraut worden, zudem acht Ortsansässige und sieben mit Verwandtschaftsbeziehungen. Bei so viel Klarheit und so eindeutigen Belegen, dass alles in Ordnung ist, wollte Schröder das schöne Aushängeschild, das Alling viel öffentlichen Glanz beschert, nicht weiter in Frage stellen. Also zog er seinen Antrag zurück. Einigen Ratsmitgliedern ist aber aufgefallen, dass solche Sachfragen bislang ausschließlich CSU-intern behandelt wurden. Dass Schröder nun die Öffentlichkeit suchte, könnte mit den Gerüchten zusammenhängen, dass sich Bürgermeister Frederik Röder und sein Stellvertreter (beide CSU) nicht mehr grün sind. Angeblich will Röder bei den nächsten Kommunalwahlen erneut antreten, obwohl Schröder gemäß eines Versprechens an der Reihe wäre.

© SZ vom 05.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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