An der Erlöserkirche:Ratgeber in schweren Zeiten

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Pfarrer Claus Fiedler tritt am 1. April die Stelle des Krankenhausseelsorgers in Pasing an. (Foto: oh)

Pfarrer Claus Fiedler nimmt Abschied und wird in Pasing Krankenhausseelsorger

Von Lena von Holt

FürstenfeldbruckWenn Angehörige überraschend aus dem Leben scheiden oder der Tod in greifbare Nähe rückt, ist Claus Fiedler da. Als Seelsorger begleitet er Menschen in ihren schwersten Zeiten. "Ich bin dankbar für diesen sinnvollen Dienst, den ich machen durfte", sagt Fiedler. 20 Jahre lang war er Pfarrer der evangelisch-lutherischen Erlöserkirche in Fürstenfeldbruck. Jetzt verabschiedet sich der 59-Jährige aus dem Landkreis, um am 1. April eine Stelle als Krankenhausseelsorger am Krankenhaus München-Pasing anzutreten. Bei einem Gottesdienst wird er an diesem Sonntag von der Gemeinde verabschiedet.

"Im Leben gibt es immer ein Auf und Ab", sagt der gebürtige Oberpfälzer. In seinem Dienst war das nicht anders. Man müsse die schlechten Zeiten verkraften können, findet er. Auch wenn er in all den Jahren unzähligen Menschen in schweren Situationen beistand, hatte Fiedler eine "gute Zeit". An seinem neuen Arbeitsplatz wird er künftig mehr Zeit im Krankenhaus verbringen. Klinikseelsorge gehörte aber auch vorher schon neben Altersheim- und Notfallseelsorge zu seinen Aufgaben. Studiert hat Fiedler in München, Tübingen und Neuendettelsau. Nach seiner Assistenzzeit und einigen Jahren bei der Evangelischen Landjugend in Pappenheim verschlug es den Pfarrer 1996 nach Fürstenfeldbruck. Acht Jahre lang hatte er sich das Pfarramt der Erlöserkirche mit seiner Frau Kirsten Fiedler geteilt. Seit 2005 ist er Seelsorger der Kreisklinik und der Pflegeheime in Fürstenfeldbruck.

Für andere Menschen da zu sein, wenn es ihnen schlecht geht - das gehe nur mit der richtigen inneren Haltung, findet der Pfarrer. Wichtig sei auch, in schweren Situationen Ruhe bewahren und Sicherheit ausstrahlen zu können. Immerhin muss man die nächsten Schritte planen, dafür haben Angehörigen meist keinen Kopf. Kommt es zu einem überraschenden häuslichen Tod, ist Fiedler der erste, den das Rote Kreuz oder die Malteser per Notruf verständigen, um die Hinterbliebenen zu betreuen. Die Menschen, die er im Altersheim besucht, haben Altersdepressionen oder stehen kurz vor dem Sterben. Der Tod junger Menschen geht Fiedler besonders nahe. Es sei wichtig, mit dem richtigen Werkzeug ausgestattet zu sein, um mit solch schwierigen Situationen umgehen zu können. Eine gute Ausbildung sei daher unerlässlich. Um Erlebtes zu verarbeiten, tauscht er sich in Supervisions-gruppen mit aus, meditiert oder geht joggen. Wenn es mal nicht so gut läuft, geben ihm Familie und Freunde den notwendigen Rückhalt.

Obwohl er sich in seinem Beruf regelmäßig mit dem Tod auseinandersetzen muss, habe der Beruf auch schöne Seiten: "Man hat wunderbare Begegnungen." Wenn er Menschen durch schwere Momente begleitet, versucht er, ihnen ihre Perspektiven aufzuzeigen. Oft seien es andere Menschen, der Glaube oder die Hoffnung, wieder gesund zu werden, die den Menschen Kraft geben würden, weiterzumachen. Helfen würde auch, sich an schwierige Situationen zu erinnern, die man bewältigt hat. Doch nicht alle haben die Kraft, wieder nach vorne zu schauen. Dann müsse man trotzdem dabei bleiben.

Eines hat Fiedler durch seine Arbeit gelernt: "Man wird realistischer, was das Leben betrifft." Viele Menschen würden glauben, dass Geld und Karriere sie glücklich mache. Gesundheit, Dankbarkeit, Freundschaft - Fiedler weiß, worauf es im Leben stattdessen ankommt. Oft bekomme man erst durch eine Krise einen anderen Blick auf das Leben. Das Glück relativiere sich, wenn man nach einer langen Krankheit endlich wieder ein Marmeladenbrot essen könne: "Wichtig ist, in der Gegenwart zu leben", findet der Pfarrer, der selbst versucht, bewusst und achtsam durch seinen Alltag zu gehen. Zum Abschiedsgottesdienst mit anschließendem Empfang lädt der Dekanatsbezirk Fürstenfeldbruck am Palmsonntag, 20. März, von 10.30 Uhr an, in die Erlöserkirche Fürstenfeldbruck.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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