Amtsgericht umgebaut:Gläserne Justiz

Lesezeit: 2 min

Das Amtsgericht ist nach 18-monatiger Umbauzeit heller und transparenter. Vor allem aber bietet das Haus nun mehr Sicherheit für die 100 Beschäftigten und die Besucher

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Heller, besser gegliedert und vor allem sicherer ist das Amtsgericht Fürstenfeldbruck nach seinem Umbau. Eineinhalb Jahre dauerten die Arbeiten. Das bedeutete 18 Monate Lärm und Dreck für Mitarbeiter wie Besucher. Mit dem Umbau ist ein neues Sicherheitskonzept realisiert worden. Jetzt sind die Arbeiten an dem gut hundert Jahre alten Gebäude an der Stadelbergerstraße mit dem angebauten Zwischen- und dem Neubau weitgehend abgeschlossen. Der Eingangsbereich wurde umgestaltet; er ist jetzt hell und übersichtlich und mit einer Sicherheitsschleuse für Besucher ausgestattet. Ferner wurde der Gebäudekomplex neu strukturiert, Sitzungssäle und Büros verlegt, Brandschutztüren und -treppen eingebaut.

Es sind zwar immer noch ein paar kleine Arbeiten auszuführen, aber im Großen und Ganzen ist die auf einer Million Euro veranschlagte Maßnahme nun beendet. Die für die Öffentlichkeit am deutlichsten wahrnehmbare Veränderung, der neue Eingangsbereich, wurde Ende September in Betrieb genommen. Nun können die Besucher nicht mehr wie früher einfach geradeaus durch den Flur in das Gebäude eintreten. Dieser direkte Zugang bleibt den etwa 100 Mitarbeitern des Gerichts vorbehalten. Alle anderen müssen rechts abbiegen, die Sicherheitsschleuse passieren und ihre Taschen von zwei Justizwachtmeistern durchsuchen lassen. Die Schleuse steht an der Stelle, wo früher der Pförtner saß. Jetzt ist es ein kleiner Raum mit automatischen Glasschiebetüren an beiden Enden. Gegenüber der Glastüren, wo früher eine weiße Wand den Flur von einem Büro trennte, sitzen jetzt weitere Justizwachtmeister hinter Glas. Sie haben den Eingang im Blick und sind unter anderem für Post und Telefonzentrale zuständig.

1 / 3
(Foto: Carmen Voxbrunner)

Alles neu am Amtsgericht: das neue, gut einsehbare Wartezimmer mit Walter Hefter und zwei Besuchern am Tisch,...

2 / 3
(Foto: Carmen Voxbrunner)

...der Sitzungssaal...

3 / 3
(Foto: Carmen Voxbrunner)

...sowie Richter und Pressesprecher Christoph Schütte bei der gestellten Durchsuchung am Eingang.

Während der Bauphase war der Eingang über Monate an den Seiteneingang verlegt worden. Die Sicherheitskontrollen jedoch gab es schon davor. Beides, der Umbau und die Kontrollen am Eingang, geht auf einen traurigen Anlass zurück. Daran erinnert der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Richter Christoph Schütte bei einem Rundgang: Anfang 2012 war ein junger Staatsanwalt am Amtsgericht Dachau von einem Angeklagten erschossen worden. Danach wurden die Sicherheitsmaßnahmen an den bayerischen Gerichten deutlich verschärft. Davor, so Schütte, "konnte jeder einfach hineingehen".

Da also der Eingangsbereich ohnehin großräumig umgebaut werden musste, lag es auf der Hand, weitere Umbaumaßnahmen damit zu verbinden. Also wurden Sitzungssäle aus dem im hinteren Bereich liegenden Neubau ganz nach vorne in den Altbau verlegt. Jetzt sind alle Sitzungssäle im Alt- sowie im Zwischenbau. Ziel sei es gewesen, führt Schütte aus, im Neubau weniger Publikumsverkehr zu haben. In diesem hinteren Bereich sind jetzt vor allem die Büros der 15 Richter zu finden. Nur das Grundbuchamt ist noch dort im Erdgeschoss untergebracht. Wenn die Arbeiten komplett beendet sind, so Schütte, sollen die Verbindungstüren vom Zwischen- zum Neubau stets geschlossen bleiben. Besucher müssen dann klingeln, wenn sie diesen Trakt betreten wollen. In diesem Anbau wurde ferner außen eine Feuerschutztreppe installiert, und in jeder Etage eine Fluchttür eingebaut. "Das war lärmmäßig eine große Zumutung für alle Beteiligten", sagt der Richter.

Ebenfalls neu: die Sicherheitsschleuse. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Schüttes neues Büro war vor dem Umbau ein kleiner Sitzungssaal. Dieser wurde mit einem weiteren Sitzungssaal, früher im zweiten Stock des Neubaus, in den Altbau verlegt. Jetzt sind beide Säle, genutzt von Familien- und Zivilrichtern, im Erdgeschoss gleich neben dem Eingang. Für den

größeren Saal musste die frühere Wachtmeisterei mittels eines Wanddurchbruchs vergrößert werden. Das Amt für Denkmalschutz hat die Veränderung an dem 105 Jahre alten Gebäude genehmigt, wie Walter Hefter aus der Verwaltung betont; er beaufsichtigte während der Bauphase die Handwerker. Neu ist in diesem Trakt auch ein Wartezimmer für Besucher - mit viel Glas statt Beton.

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: