Am Filmset:Ablehnung und Zensur

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Kubrick und Douglas haben einige Widerstände zu überwinden

Von Andreas Ostermeier

Der Film "Wege zum Ruhm" ist vor allem das Werk von Stanley Kubrick und Kirk Douglas. Kubrick, damals 28 Jahre alt, war von der Romanvorlage zu dem Film begeistert. Allerdings teilten die Studios in Hollywood seine Begeisterung für den Stoff nicht. Der junge Filmemacher erhielt mehrere Absagen, denn niemand rechnete mit einem kommerziellen Erfolg. Das tat auch Douglas nicht, als ihm Kubrick von dem Roman "Paths of Glory" von Humphrey Cobb erzählte. Dennoch wollte der 40 Jahre alte Hollywood-Schauspieler die Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg auf die Leinwand bringen. Er sagte deshalb zu, den Film mit seiner Produktionsgesellschaft herauszubringen. Da es sich um keine Produktion eines großen Studios handelte, fiel das Budget nicht üppig aus - ein Grund dafür, dass Deutschland zum Drehort wurde. Hier waren die Kosten für den Film geringer als in Hollywood.

Die Geschichte handelt von französischen Soldaten im Ersten Weltkrieg, die eine von Deutschen gehaltene Anhöhe erstürmen sollen. Schon als der Angriff besprochen wird, ist klar, dass er aller Voraussicht nach scheitern wird. Im mörderischen Stellungskrieg werden die Soldaten, die ihre Gräben verlassen, von der anderen Seite mit Maschinengewehren niedergemacht. Doch die Ruhmsucht eines französischen Generals ist stärker als die Einsicht in die Sinnlosigkeit des Unterfangens. Kirk Douglas spielt den Colonel Dax, den Kommandeur der Soldaten, die die Anhöhe erstürmen sollen. Dax unterwirft sich dem Drängen des Generals. Der Angriff aber geht schief. Nun will der General ein Exempel statuieren und drei Soldaten aus dem Regiment wegen Feigheit vor dem Feind erschießen lassen. Douglas, der im Zivilleben Rechtsanwalt ist, verteidigt seine Soldaten vor dem Kriegsgericht, das Urteil ist jedoch schon vor Prozessbeginn gefällt worden. Die drei Soldaten werden erschossen. Die Schlachtfeldszenen wurden in Puchheim gedreht, Prozess und Erschießung im Schloss Schleißheim.

Regisseur Stanley Kubrick (auf einem Foto von 1975) erhielt zuerst für sein Filmprojekt "Wege zum Ruhm" mehrere Absagen. (Foto: AP)

Der Roman beruht auf Tatsachen. Im März 1915 sind vier französische Korporale hingerichtet worden, weil sich die Soldaten einer Kompanie einem sinnlosen Angriff verweigerten. Die Aussage, dass nicht die Feinde die schlimmsten Gegner von Soldaten in einem Krieg sind, sondern die eigenen Generäle, hat die Verbreitung des Films beeinträchtigt. Der Film, der am 18. September 1957 seine Uraufführung in München feierte (in den USA kam er erst im Dezember heraus), wurde in Frankreich aus Angst vor Protesten von Militärangehörigen oder Studenten, die gegen den Algerienkrieg demonstrierten, viele Jahre lang nicht gezeigt. Erst Mitte der Siebzigerjahre kam er dort auf die Leinwand. Auch im französischen Sektor von Berlin konnte er nur mit einem erklärenden Vorspann versehen gezeigt werden. Ähnlich erging es dem Werk in der Schweiz. Dort wurde der Film von der Regierung verboten. In einer Reihe anderer Länder mussten Szenen herausgeschnitten werden.

Ökonomisch ist der Film, wie Douglas schon von vornherein vermutet hatte, kein Erfolg geworden. Doch vergessen wurde "Wege zum Ruhm" nicht. Vielen Filmkritikern gilt er als einer der besten Antikriegsfilme. Andere heben Kubricks und Douglas' klares Plädoyer gegen jegliche Form von Militarismus hervor. Auch die Ablehnung der Todesstrafe ist als Anliegen sehr deutlich.

© SZ vom 27.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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