Alternative zu Grab und Urnenwand:Bruck führt Baumbestattung ein

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Vom Jahreswechsel an können Urnen auf dem Waldfriedhof im Wurzelbereich einer hundertjährigen Eiche vergraben werden. Kleine Schilder weisen dann auf die Verstorbenen hin, die Pflege der Anlage übernimmt die Stadt

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Auf dem Fürstenfeldbrucker Waldfriedhof soll es vom Jahreswechsel an eine Alternative zu herkömmlichen Erd- oder Urnenbestattungen sowie anonymen Beisetzungen geben. Die Friedhofssatzung, über deren Änderung der Stadtrat Ende November beschließen wird, sieht nun auch sogenannte Baumgräber vor. Damit greift die Kreisstadt Modellprojekte in Germering, Gröbenzell und Puchheim auf. Auch in Eichenau gibt es seit diesem Frühjahr Baumbestattungen.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Bereich rund um die frei stehende Eiche im nordöstlichen Bereich des Fürstenfeldbrucker Waldfriedhofs soll zu einem Gedenkort werden. An den drei Steinstelen können Tafeln mit den Namen sowie Geburts- und Sterbedaten angebracht werden.

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(Foto: Carmen Voxbrunner)

Steinquader ruhen neben Bäumen auf dem Waldfriedhof in Unterpfaffenhofen.

Das Umfeld einer etwa hundert Jahre alten, frei stehenden Eiche im nordöstlichen Bereich des Waldfriedhofs soll Angehörigen als Gedenkstätte dienen. Im Bereich unter der Baumkrone werden 40 Bestattungsplätze für Urnen eingerichtet. Die Stadtverwaltung reagiert mit dem Angebot auf "die große Nachfrage nach einer entsprechenden Bestattungsart." Für manche Angehörigen sind Baumgräber auch deshalb interessant, weil sie an weit entfernten Orten leben und arbeiten und sich deshalb kaum noch um die Grabpflege kümmern können. Beim Baumgrab übernimmt die Stadt für die auf zehn Jahren befristete maximale Nutzungsdauer die Gestaltung und Pflege. Blumen oder Kränze dürfen dort nicht dauerhaft niedergelegt werden.

Der Zugang zu der Eiche soll mit einem Weg befestigt werden, an dessen Ende kleine, einheitliche Gedenktafeln mit Namen und Daten auf die hier Bestatteten hinweisen. Angebracht werden diese an drei Steinstelen. Die genaue Lage der jeweiligen Urne unter dem Baum ist nur der Familie sowie der Friedhofsverwaltung bekannt. Die Gebühren betragen 112 Euro pro Jahr. In Germering gibt es solche Baumgräber bereits seit fünf Jahren auf dem im Ortsteil Unterpfaffenhofen liegenden Waldfriedhof. Das Angebot wurde auch auf den Friedhof Sankt Martin ausgedehnt. An kleinen, im Boden eingelassenen Granitblöcken sind die Bronzeschilder mit den Namen der Verstorbenen angebracht. Laut Roswitha Stoll, der Leiterin der Friedhofsverwaltung, wird diese Form der Bestattung sehr gut angenommen, die Zahl dürfte im mittleren zweistelligen Bereich liegen. Seit 2015 können Urnen aus biologisch abbaubarem Material auch auf dem Gröbenzeller Gemeindefriedhof im Wurzelbereich eines "Japanischen Kuchenbaums" vergraben werden. Dort beträgt die Ruhefrist 15 Jahre, die jährliche Grabgebühr 120 Euro. Ausdrücklich gelobt für die gestalterisch sehr gelungene Einführung alternativer Begräbnisformen wie eben der Baumbestattung wurde Eichenau. Bei dem vom Kreisverband für Gartenbau und Landespflege ausgelobten Wettbewerb "Unser Friedhof - Ort der Würde, Kultur und Natur" landete die Gemeinde auf Platz zwei. Seit dem Frühjahr kann auf einem gepflasterten Platz neben einer Eiche für jeden Verstorbenen ein Namensblatt an einer Gedenksäule angebracht werden. Blumen- und Pflanzbeete sollen einen würdigen Gedenkort schaffen. Die jeweils drei Jahre gültige Friedhofssatzung, deren Änderung der Brucker Hauptausschuss am Montag einstimmig beschlossen hat, sieht auch höhere Gebühren vor. Ein Einzelgrab kostet nun jährlich 41 statt 36 Euro kosten, ein Doppelgrab 83 statt 73 Euro, eine Urnennische zweifach 120 statt 105 Euro und ein anonymes Urnengrab 16 statt 14 Euro. Auch die Fundamentnutzungsgebühren steigen leicht.

© SZ vom 16.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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