Alling:Widerstand gegen Wasserversorger

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Gemeinderat Friedl zeigt sich bestürzt über Allinger Wechsel

Von Manfred Amann, Alling

Der Beschluss des Allinger Gemeinderates, die Wasserversorgung zukünftig dem Zweckverband zur Wasserversorgung der Ampergruppe (WVA) zu überlassen, hat bei den Freien Wählern nachträglich Bestürzung ausgelöst. Für Fraktionssprecher Hans Friedl, der im Gemeinderat 20 Jahre lang als zuständiger Referent die Wasserversorgung betreut hatte, in der Sitzung aber wegen Krankheit nicht anwesend war, bedeutet der Anschluss an den WVA einen "elementaren Eingriff in die Autonomie der Gemeinde", der nur dann zu rechtfertigen sei, wenn nicht nur der Gemeinderat, sondern die gesamte Bevölkerung über das Vorhaben sowie über Vor- und Nachteile umfassend informiert würden. Und darin liegt der eigentliche Kern des nachträglichen Protests: Weder der Gemeinderat noch die Bürger seien vor dem Beschluss über das Vorhaben in Kenntnis gesetzt worden.

Eine Vorbereitung auf die "äußert komplexe Thematik" sei so nicht im Geringsten möglich gewesen. Vom Tagesordnungspunkt "Organisationsstruktur gemeindliche Wasserversorgung" habe niemand ableiten können, dass "auf der Basis lediglich eines mündlichen Sachvortrags" eine so gravierende Entscheidung angestrebt werde. "Wir zweifeln daher die Rechtmäßigkeit dieses Beschlusses an, er kam nach einer Überrumpelung zustande", sagte Friedl der SZ. Dem Beschluss, dem WVA beizutreten, hätte eine umfassende Information von Gemeinderat und Bevölkerung sowie eine Aufklärung über Folgen und rechtliche Konsequenzen vorausgehen müssen. Friedl kritisiert auch, dass offensichtlich die niedrigere Wassergebühr beim WVA von 1,05 Euro (im Vergleich zu 1,32 Euro in Alling) als ein wesentliches Argument galt und andere wesentlich wichtigere Fragen nicht angesprochen worden seien. Zum Beispiel, ob zukünftig Herstellungsbeiträge von Grundeigentümern mehrmals gefordert werden könnten: Das Regelwerk der Allinger Wasserversorgung schließe das aus, "die Verbandssatzung der WVA sieht das aber anders vor".

Friedl will auch geklärt wissen, ob Alling später wieder aussteigen könne und unter welchen Bedingungen. "Wohl kaum", sinniert er. Überdies will der einstige Fachreferent Aufschluss darüber bekommen, wie sich der Zusammenschluss auf das Wasserschutzgebiet auswirkt. Im Verwaltungsrat des WVA, der in Puchheim, Olching, Gröbenzell und Eichenau insgesamt 80 000 Menschen mit Wasser beliefert, werde Alling mit seinen 3700 Einwohnern wohl kaum noch ein gewichtiges Wort mitreden können, befürchtet der FW-Sprecher.

Auch möchte er wissen, ob die Allinger Flachbrunnen später mitgenutzt oder trocken gelegt werden sollen. Friedl zufolge wäre es "geradezu ein Witz", bestes Allinger Trinkwasser nach Puchheim zu pumpen, dort mit anderem Wasser zu vermengen, um dann Mischwasser wieder nach Alling an die Verbraucher "zurückzuschicken". Er sieht "keinen plausiblen Grund, warum eine völlig intakte Wasserversorgung, die bestes Trinkwasser aus Flachbrunnen fördert, an einen Verband abgegeben werden soll, der etwa die Hälfte des Bedarfs aus Tiefbrunnen fördert und dieses aufbereiten muss, bevor es mit dem besseren Flachbrunnenwasser gemischt wird". "Oder sollte es so sein, dass der WVA das Allinger Trinkwasser gut gebrauchen könnte, um den Anteil Tiefbrunnenwasser reduzieren zu können, wie es von der Regierung gefordert wird?", spekuliert Friedl. Nichts sei unmöglich, meint Friedl, schließlich sei Frederik Röder nicht nur Allinger Bürgermeister, sondern auch Vorsitzender des Amperverbandes, dem auch der WVA angegliedert ist.

© SZ vom 12.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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