Jubiläum:Unter der Zwiebelhaube

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Ihr heutiges Aussehen verdankt die Allinger Kirche einer Erhöhung des Turms Ende des 17. Jahrhunderts. (Foto: Manfred Amann)

In der katholischen Pfarrei feiern die Gläubigen am kommenden Samstag die erste urkundliche Erwähnung ihrer Kirchen vor 700 Jahren. Historiker gehen aber davon aus, dass es Vorgängerbauten gab

Von Manfred Amann, Alling

Mit einem Pfarrfest feiert Alling am Sonntag, 28. Juni, die Erstnennung von zwei seiner Kirchen vor 700 Jahren. Sowohl die Pfarrkirche "Mariä Geburt" als auch "St. Peter und Paul" im Ortsteil Holzkirchen werden erstmals in der sogenannten konradinischen Matrikel (Bischof Konrad III.), einem mittelalterlichen Urbar (Besitzrechtsverzeichnis), aufgelistet, das die Diözese Freising im Jahre 1315 anlegte. Beide Gotteshäuser werden darin im Dekanat München als Filialkirchen der Pfarrei "Pfaffenhouen" geführt, dem späteren Dorf Unterpfaffenhofen und heutigem Stadtteil von Germering. Die dritte Allinger Kirche, die Votivkapelle im Ortsteil Hoflach, ist jünger. Sie wurde nach der Schlacht bei Alling 1422 aus Dankbarkeit für die Errettung von Herzog Albrecht III. von Bayern-München durch seinen Vater Herzog Ernst errichtet.

In der Freisinger Auflistung sind auch die Kirchen der Nachbarkommunen Gilching, Puchheim und Germering zu finden. Die Erstnennung sagt aber nichts darüber aus, wann die Kirchen tatsächlich errichtet wurden. Historiker gehen jedoch davon aus, dass es in beiden Ortsteilen schon vor 1315 eine Vorgängerkirche gab. Die Allinger Kirche, deren ungewöhnlich reich und plastisch gegliederter Turm 1694 um etwa zwölf Meter erhöht wurde und eine Zwiebelkuppel aufgesetzt bekam, wird in der Liste der geschützten Baudenkmäler als ein "auf alten Burgfundamenten errichteter spätgotischer Saalbau mit eingezogenem dreiseitigem Chor und Südturm mit Zwiebelhaube" geführt. Dieser wurde im 15. Jahrhundert errichtet. Dessen Turmunterteil ist aber viel älter. Diese Feststellung basiert auf einem Altarraum, der im Untergeschoss des Turmes (heute Sakristei) noch erhalten ist und darauf schließen lässt, dass hier einst eine gotische Chorturmkirche stand.

Vermutlich war es eine kleinere Altarraumkirche, die um 1400 vollständig mit Szenen aus dem Leben der Gottesmutter Maria, der Kirchenpatronin, ausgemalt war. Bei einer Generalssanierung von 1987 bis 1994 wurde ein Teil eines Freskos freigelegt, auf dem Maria und Josef abgebildet sind. Als Erbauer kommen die Edlen von Alling in Frage, die zwischen 1200 und 1400 auf der Anhöhe auf einer Burg residierten, zu der die gotische Chorturmkirche vermutlich gehörte. Die Ausmaße der Burganlage auf dem Kirchberg sind anhand von Wällen und Gräben noch abzuschätzen. Nicht auszuschließen ist, dass bereits in karolingischer Zeit ein Bethaus dort stand. In einer Urkunde von 802 ist die Schlichtung eines Streites zwischen dem Kloster Schlehdorf und dem Bistum Freising um Besitztümer dokumentiert, in der der Ort "allingas", als Siedlung des Allo, bereits als Schlehdorfer Klostereigentum genannt wird. Leider gibt es keinen Nachweis, dass es damals schon eine Kirche gab.

In einer Chronik aus dem Jahre 1896, die erst vor kurzem wieder aufgetaucht ist und derzeit von Kreisheimatpfleger Sepp Kink übersetzt wird, ist zu lesen: "Das Erbauungsjahr der Kirche zu Alling ist unbekannt, jedenfalls ist sie um das Jahr 1480, wenn auch nicht gerade in der Art wie heute, schon gestanden." Fest steht jedoch, dass der Altarraum 1484 ausgemalt wurde. In einer Rankenmalerei im Chor, die in der Gotik üblich war, wurde die Jahreszahl gefunden. Um 1739 wurde die Kirche innen barockisiert und etwa 120 Jahre später wieder regotisiert. Nicht angetastet wurde dabei die spätbarocke Kanzel, die sich optisch mit den neugotischen Altären gut verträgt. Als kunsthistorische Juwelen gelten eine neugotische Kreuzigungsgruppe und das im Zuge der letzten großen Sanierung freigelegte Fresko der sieben Sakramente aus der Barockzeit, von dem nur noch ein Teil erhalten ist.

Die Kirche St. Peter und Paul wurde nachweislich um 1520 errichtet. Man geht aber davon aus, dass Teile der nördlichen Langhausmauer noch von der Vorgängerkirche stammen. Interessant ist, dass Holzkirchen als Ort in den Traditionen des Klosters Schäftlärn schon 1184/1185 erwähnt wurde, leider ohne Hinwies auf eine Kirche. Der Historiker Lothar Altmann schließt aber aus dem Ortsnamen, dass es damals schon eine Kirche gab. Als 1687 Holzkirchen zusammen mit dem kleinen Dorf Nebel, das heute zu Germering gehört, zu einer Hofmark wurde, woran heute noch das Schloss erinnert, erhielt die Kirche einen neuen Altar, den Franz Jakob Schwanthaler entworfen hatte. An der Entwicklung beider Kirchen sind örtliche Meister beteiligt gewesen, in Alling die Künstlerfamilie Schmidt und in Holzkirchen die Baumeisterfamilie Schöttl.

Das Fest wird mit einem Gottesdienst um neun Uhr in der Pfarrkirche und einer anschließenden Fronleichnamsprozession durch den Ort begangen. Von 9,30 Uhr an findet im Bürgerhaus zudem ein Gottesdienst für Kinder mit ihren Familien statt. Danach wird auf der Pfarrheimwiese gefeiert.

© SZ vom 25.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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