Alling:Schlanker Klang

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Beim Abschlusskonzert der Roggenstein-Konzertreihe schaffen die Musiker eine wunderbar flexible und schlanke Klangkultur. (Foto: Günther Reger)

Abschlusskonzert der Roggenstein-Konzertreihe

Von KLAUS MOHR, Alling

Der letzte Abend in der diesjährigen Konzertreihe "Alte Musik in und um die Kapelle Sankt Georg zu Roggenstein" erweiterte das kammermusikalische Spektrum: Aus der "Zweisamkeit" eines Melodieinstruments mit dem Cembalo der ersten vier Abende wurde diesmal ein Orchesterkonzert in Kammermusikbesetzung. Auf dem Programm des Abschlusskonzerts in der Pfarrkirche Mariä Geburt in Alling standen drei Cembalokonzerte, zwei von Johann Sebastian Bach und eines von Joseph Haydn. Damit trat der Cembalist Christian Brembeck aus der Rolle des versierten Begleiters und Continuospielers eines Instrumentalisten heraus und begab sich in die Mitte des musikalischen Geschehens. Seine Mitstreiter waren Johannes Heim und Rita Brunner (Violine), Katharina Egger (Viola), Nathan Chizzali (Violoncello) und Günter Holzhausen (Violone).

Bachs Concerto in D-Dur BWV 1054, das zu Beginn erklang, ist eine eigenhändige Bearbeitung des Komponisten des Violinkonzerts in E-Dur für das Cembalo. Eine solche Übertragung bezieht sich sozusagen auf die musikalische Substanz, denn die instrumentenspezifischen Spielmöglichkeiten zwischen der Violine und dem Cembalo sind naturgemäß ziemlich unterschiedlich. Da Bach selbst sowohl Geiger als auch Cembalist war, gelang ihm in der Übertragung ein ebensolches Meisterwerk wie im Original. Christian Brembeck meisterte die darin verborgenen technischen Schwierigkeiten so, dass sie nicht als solche hörbar wurden. Klanglich stand dem eher dunklen Streichertimbre der silbrig glitzernde Cembaloton gegenüber. Aus diesem Gegensatz, der aus der verhältnismäßig starken Besetzung mit tiefen Streichern resultierte, entspann sich im raschen Tempo des Eingangssatzes ein gut aufeinander abgestimmter, federnder Gesamtklang. Im Vergleich zu einer großen Orchesterbesetzung ergab sich eine wunderbar flexible und schlanke Klangkultur, die der Kammermusik sehr nahestand.

Im Adagio wirkte die von Violoncello, Violone und dem Cembalo als Continuoinstrument zu Beginn vorgetragene Basslinie wie eine Grundierung. Auf dieses Fundament legte sich dann die von elegischer Ruhe inspirierte Kantilene des solistischen Cembaloparts wie eine zweite Schicht. Der stetige Wechsel zwischen Solo- und Tuttipassagen gelang im Allegro-Schlussrondo auch beim Cembalo nahtlos. Dessen Rolle wechselte quasi zwischen der harmonischen Stütze der Streicher und dem solistischen Hervortreten.

Waren beim zweiten Cembalokonzert von Bach in d-Moll BWV 1052 ganz ähnliche Merkmale zu hören, so veränderte sich der Eindruck deutlich beim Concerto in F-Dur Hob XVIII:3 von Joseph Haydn: Hier wehte ein ganz anderer stilistischer Geist, der die Gewichte zwischen den Stimmen veränderte und zum Primat der Oberstimme im Sinne der Empfindsamkeit führte. Im Kopfsatz Allegro wurde das Thema zunächst vom Orchester vorgestellt, um dann in variierter Form vom Cembalo übernommen zu werden. Schön fließend reihten sich da galante Figuren aneinander und formten eindrucksvoll eine sich daraus ergebende melodische Linie. Schwingenden Charakter hatte der Largo-Mittelsatz, der in der Solokadenz rauschende Klangkaskaden des Cembalos hören ließ. Das abschließende Presto bot eine stetige energetische Steigerung der Spannung und gipfelte schließlich für Musiker und Zuhörer in einem fast rauschhaften Finale.

Der große Beifall des Publikums zum Schluss zog noch zwei Zugaben der Künstler nach sich - und den Ausblick von Christian Brembeck, dass es auch 2016 wieder eine Roggenstein-Konzertreihe geben werde.

© SZ vom 15.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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