Allinger Pilgerstätte:Erntetag

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Auch ein kleiner Defekt am Mähdrescher kann nicht verhindern, dass das Getreidefeld mit dem Kornkreis in Biburg abgemäht wird. Nachdem Hunderte es besucht hatten, sind es zum Schluss nur noch wenige

Von Erich C. Setzwein, Alling

Als es dem Ende entgegen geht, scheinen sich noch einmal Zeichen zu zeigen. Eine Stunde bevor der Mähdrescher auf das Feld mit dem Kornkreis bei Biburg fahren soll, hat er einen Defekt. Stunden zuvor sollte er schon den Weizen dreschen, doch der Termin wurde nach hinten geschoben. So wie am Samstag, als leichter Regen eine Ernte unmöglich machte und am Sonntag, als das Korn noch zu feucht war. So wurde es Montagabend, als Maxi Flohr mit seinem Claas-Mähdrescher auf das Feld des Biburger Grundbesitzers fuhr und das tat, was viele Kornkreis-Fans seit Tagen befürchtet hatten.

Seit dem Abend des 20. Juli, einem Sonntag, als die ersten Nachrichten über das mysteriöse Achteck durch die sozialen Netzwerke schwirrten, waren Menschen zu dem Biburger Feld gepilgert. Videofilmer ließen mit Kameras ausgerüstete Drohnen starten, um das ganze Ausmaß und die Schönheit des geometrisch exakten Achtecks in all seinen Facetten zu betrachten. Dramatische Sonnenaufgänge waren zu sehen, samt der Menschen, die sich zu dieser Zeit bereits in dem Muster aufhielten.

Für die Familie des Grundbesitzers eine Belastung. Denn zu der Sorge, dass noch mehr als die bereits niedergewalzte Fläche von etwa 60 Metern Durchmesser für die Ernte vernichtet werden könnte, kam das öffentliche und teils auch private Interesse. Die Medien verlangten Auskunft, ebenso wie Ufo-Forscher. Über die Frage, ob es Außerirdische gewesen sein könnten, die das Bild des Oktagramms in den Weizen bei Biburg gezeichnet hatten, gab es bei der ermittelnden Polizei wohl nur eine schmunzelnde Antwort. Die Beamten der Germeringer Inspektion gingen einer Anzeige wegen Sachbeschädigung gegen Unbekannt nach. Weil aber weder Tatwerkzeug noch Spuren - außer die im Getreide - gefunden wurden, erging man sich in Vermutungen. Nämlich die, dass es zwischen zehn und 15 Menschen gewesen sein müssen, die sich, sehr gut organisiert und völlig verschwiegen, am Abend des 15. Juli mit einer guten grafischen Vorlage und gesteuert vom Satellitennavigationssystem GPS ihre Wege durchs Getreide bahnten. Hatte die Polizei den Durchmesser noch auf 200 Meter geschätzt, blieben davon nach genauer Berechnung noch 60 Meter übrig. Der Sachschaden dürfte bei etwa 500 Euro liegen. Genug, um den Grundbesitzer zu veranlassen, am Rand des von vielen Hundert Menschen besuchten Kornkreises eine kleine Geldkassette aufzustellen. Wie viel bis Montagabend in der Kasse zusammengekommen sind, sagt die Familie nicht. Sie will jedoch, sollte die Summe den Schaden übersteigen, den Rest spenden.

Kurz bevor der Mähdrescher das Feld befährt, sind noch vier Menschen im Kornkreis. Der Grundbesitzer hat keine Mühe, sie davon zu überzeugen, dass jetzt die Zeit sei, das Feld zu verlassen. Er berichtet von den vielen Begegnungen mit den Besuchern, die aus ganz unterschiedlichen Gründen das Feld als Ziel hatten. Von den reinen Neugierigen aus der Nachbarschaft bis hin zu Esoterikern aus ganz Deutschland. Und auch Allings Bürgermeister Frederik Röder war da und wurde vor dem Kornkreis-Feld interviewt.

Das Spektakel hatte am Montagabend ein Ende, als die Haspel auf dem sechseinhalb Meter breiten Mähbalken des Dreschfahrzeugs die Ähren einzog, das Messer sie abschnitt, sie gedroschen wurden und schließlich nur das reine, energiereiche Korn auf dem Hänger des Landwirts landete. Aus dem Kornkreis selbst gibt es keinen Ertrag, die geknickten Ähren wurden von den vielen Menschen schon gedroschen.

© SZ vom 05.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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