Alling/Emmering:Eltern fordern Waldkindergärten

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Waldkindergärten, wie hier in Oberföhring, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. (Foto: Robert Haas)

In Alling und Eichenau diskutieren Politiker über zwei Anträge. Sorgen bereiten vor allem die Kosten

Von Manfred Amann, Alling/Emmering

Waldkindergärten als alternatives Erziehungskonzept stoßen bei Eltern zunehmend auf Interesse. In den jüngsten Rats-, beziehungsweise Ausschusssitzungen in Alling und in Emmering sind nun Elternanträge auf Gründung solcher Einrichtungen diskutiert worden, mit etwa dem gleichen Ergebnis: Beide Gremien halten einen Waldkindergarten für eine erstrebenswerte, aber teure Ergänzung des Angebotes.

Bevor jedoch ernsthaft über die Gründung eines Waldkindergartens entschieden werden kann, sind noch eine Menge Fragen zu klären. Zum Beispiel: Wie groß ist der Bedarf, könnte daraus eine Konkurrenz zu den bestehenden Betreuungseinrichtungen entstehen und vor allem, welche Kosten kommen auf die Kommune zu.

In Alling hatte Ratsmitglied Ingrid Schilling (Bürgerschaft) einen Waldkindergarten unter "privater Trägerschaft" beantragt; auch deswegen, weil in den Kitas die Plätze knapp werden und das geplante Kinderhaus noch auf sich warten lässt. Nun soll die Gemeindeverwaltung ein umsetzbares Konzept erarbeiten, in dem sowohl Standort, Trägerschaft und Finanzierung aufgezeigt werden. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Schilling, Simone Stenzer (FW), Anna Borawski-Utz (Grüne), Marina Nigl (ABV) und Walter Herz (CSU), wird sich der Sache annehmen.

In Emmering wäre man da schon weiter. Dort stellten zwei Mütter, die als ausgebildete Fachkräfte den Waldkindergarten selbst führen wollen, nicht nur ihr Ansinnen, sondern auch gleich die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Dachau als potenziellen Betreiber vor. Zudem haben sie eigenen Aussagen zufolge auch schon ein Waldstück im Bereich des Ortsteils Tonwerk als Standort "so gut wie sicher". Dennoch zweifelt Bürgermeister Stefan Floerecke (CSU) aufgrund der vielen noch zu klärenden Fragen, dass im September 2022 ein Waldkindergarten eröffnet werden kann. Wenn überhaupt, denn nach einer Hochrechnung der Awo sind die Kosten laut Floerecke "immens hoch". Danach braucht ein Waldkindergarten "einen geeigneten Aufenthaltsraum", in den sich die Gruppe bei Unwettern, Starkregen, Sturm oder kräftigem Schneefall zurückziehen kann.

In Frage käme ein Bauwagen, der mit Erstausstattung etwa 120 000 Euro kostet. Außerdem muss die Gemeinde mit einer jährlich finanziellen Unterdeckung rechnen. Gemäß Awo-Aufstellung müsste die Gemeinde als Sachaufwandsträger bei 25 Kindern etwa 23 500, bei 21 etwa 41 000 und bei 18 etwa 60 000 Euro im Jahr als Defizit ausgleichen.

Wie die Gemeindeverwaltung erfahren hatte, sind im Landkreis für Waldkindergärten bislang nur 15 Plätze zugelassen. "Dann steigt das jährliche Defizit auf etwa 70 000 Euro, ein Betrag, den die Gemeinde als freiwillige Leistung erbringen müsste", sagte der Bürgermeister. Bei den Awo-Vertretern stieß die Begrenzung auf 15 Plätze durch die Aufsichtsbehörde im Landratsamt jedoch auf Unverständnis, denn in Dachau seien 25 Plätze zugelassen. Zu den ermittelten Defiziten führten sie und die Antragsteller zudem an, dass man gegenrechnen müsse, welche Kosten ein fester Kindergartenbau verursacht. In der Beratung wurde zudem die Befürchtung geäußert, dass die Gruppe nicht voll werden könnte und man auf auswärtige Kinder angewiesen sein könnte. Obwohl die Gemeindeverwaltung die Ablehnung des Antrages vorgeschlagen hatte, stimmte der Ausschuss schließlich für den Vorschlag von Herbert Groß (Grüne), die Entscheidung zu vertagen.

© SZ vom 22.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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