Alling:Die einfache Variante

Lesezeit: 4 min

Swingolf, wie es in Alling gespielt wird, ist noch wenig bekannt. Die Vereinsmitglieder wollen das ändern und werben für ihre Art zu golfen - mit leichteren Regeln, nur einem Schläger sowie dem lässigeren Outfit

Von Julia Kiemer, Alling

Es ist gar nicht so einfach den Ball zu treffen und einen guten Schlag zu landen. Man muss den richtigen Schwung haben, gepaart mit der entsprechenden Schlagstärke, je nachdem wie weit das Loch entfernt ist. Dann sollte man den Ball von unten sauber treffen, damit er in einem schönen Bogen weit fliegt und nahe dem Loch oder zumindest auf dem Fairway, der kurz gemähten Spielbahn, landet. Die Augen sollten dabei immer auf dem Ball bleiben. Dass das alles gar nicht so einfach ist, das merkt man schnell, wenn man Swingolf, zu Deutsch Schwunggolf, das erste Mal spielt. Aber das kann sich schnell ändern. "Als Hobbyspieler kann man sich relativ schnell hochspielen und sein Können verbessern", sagt Jochen Franz, der Vorsitzende des Swingolfclubs Alling. Swingolf ist, wie der Name schon vermuten lässt, eine Variante von Golf. Die Regeln sind jedoch einfacher. Der Spieler hat einen Universal-Schläger, der Ball besteht aus Hartschaum. Somit ist der Sport viel ungefährlicher als Golf und gewissermaßen auch rustikaler, denn es bestehen keine strengen Erwartungen an die Kleidung auf dem Platz. Ein normales Freizeitoutfit und Turnschuhe seien völlig ausreichend. Golf für jedermann, so nennt es Franz.

Der Verein, dessen Heimplatz am Angerhof bei Alling ist, feierte im Mai sein einjähriges Bestehen. Schon drei Jahre vor Vereinsgründung hatten sich einige Interessierte zusammengefunden, die hin und wieder gemeinsam Swingolf spielten. Man wurde ambitionierter und wollte dem Hobby mehr Wettkampfcharakter verleihen. Da eine Teilnahme an Turnieren ohne Verein nicht möglich ist, traten einige der Spieler, darunter auch Jochen Franz und Alejandro Jaramillo, der Zweite Vorsitzende, 2013 erstmals für Paulushofen bei Handicap-Turnieren und später auch Bundesliga-Wettkämpfen an. Die Swingolfer hatten Wettkampfluft geschnuppert, es gefiel ihnen. "Wir wollten selbst sportlich mitmischen, ein Team aufstellen und auch selber Turniere veranstalten". Zudem habe man auch den bisher noch eher unbekannten Sport im Landkreis Fürstenfeldbruck und in der Umgebung populärer machen wollen. Da war die Vereinsgründung der logische Schritt. Der Swingolfclub Alling war geboren. Zehn Gründungsmitglieder zählt der Verein, im ersten Jahr sind noch zwei weitere Interessierte dazugestoßen. Die Altersspanne der Mitglieder ist groß. Der jüngste Swingolfer ist 16, der älteste über 60 Jahre alt.

Erst vor kurzem haben die Mitglieder des Vereins den Platz am Angerhof umgestaltet. "Die Arbeit schweißt natürlich auch zusammen", sagt Jaramillo. Nun ist der elf Hektar große Platz mit neuen Bahnen ausgestattet, die mit dem ersten Bundesligaspieltag im Mai gleich eingeweiht wurden. Im Gegensatz zu anderen Sportarten, die im Grundsatz Einzelsport sind, wird beim Swingolf in der Bundesliga in Mannschaften gespielt. Dabei stellt jeder Verein ein Vierer-Team, das gemischt aus Männern, Frauen und Jugendlichen bestehen kann. Die Runden, sogenannte Flights, absolvieren die Spieler aber in neu gemischten und nicht leistungs- oder vereinsbezogenen Gruppen. "Da spielen im eigentlichen Wettkampf nicht die Besten gegen die Besten", sagt Jaramillo. Am Ende werden die Schläge der Mannschaftsmitglieder zum Gesamtergebnis verrechnet. Das System sei ungewöhnlich, stärke aber die Zusammengehörigkeit der Sportler enorm. Man hole sich gegenseitig Tipps und lerne voneinander. Frauen und Kinder haben aber trotzdem andere Abschlagpunkte. Die Fairness müsse ja gewahrt sein, so Franz. "Es steht der Spaß im Vordergrund. Natürlich ist es trotzdem ein Wettkampf und die Teams wollen gewinnen. Aber der Sieg ist nicht alles", fügt der Zweite Vorsitzende hinzu. Die Wettkämpfe seien viel lockerer, sogar ein bisschen familiär, ergänzt Franz. In der kleinen Familie der Swingolfer kennt man sich eben.

Die Leistung ist nicht alles, es geht mehr um den Spaß. Das begriff auch Jaramillo lange nicht. Schon seit geraumer Zeit spielte er Swingolf, seine Tante hatte den 37-jährigen vor zehn Jahren einmal mitgenommen. Seiner Ansicht nach aber reichte seine Leistung nicht, um in einem Verein zu spielen. "Ich wollte erst einmal konkurrenzfähig werden." Diese Annahme war falsch, das merkte er schnell. Man verbessere sich schnell, im Verein bekomme man viele Anregungen und Tipps von den Mitspielern.

Ziel des Spiels ist es, wie beim Golfen, den Ball mit möglichst wenig Schlägen im Loch zu versenken. Zum Spielen werden nur ein paar Bälle, ein Schläger und ein Tee, das ist ein Plastikstift zum Abschlagen, benötigt. Der Schläger, der rund 100 Euro kostet, wird für alle Löcher verwendet und hat daher drei Seiten, zwei mit verschieden schrägen Seiten und eine zum "Putten", also zum Einlochen. Wenn in Gruppen gespielt wird, fängt immer der an, der am weitesten vom Loch entfernt ist. Die andere Spieler müssen aus Sicherheitsgründen hinter der Person stehen. Es gibt 18 verschiedene Löcher, für jede Spielbahn ist ein Par definiert. Der Wert steht für die Anzahl der Schläge, die ein guter Spieler für die Bahn benötigt. So gibt es etwa 3-Par-, 4-Par- oder 5-Par-Bahnen am Angerhof. Schafft man die 18 Bahnen mit 72 Schlägen, dann ist das sehr gut. Ein Hobbyspieler schaffe es mit rund 100 Schlägen, in ein bis zwei Jahren könne man aber schnell unter 80 kommen. Auch beim Swingolf wird die Spielstärke über das Handicap gemessen. Bei Handicap 36 fängt man an und kann sich dann durch die Teilnahme an Turnieren stetig verbessern. Franz hat derzeit ein Handicap von 2,8, das heißt, er spielt im Durchschnitt ein wenig schlechter als die Norm, braucht also mehr als 72 Schläge. Braucht ein Spieler 72, so hat er ein Handicap von 0.

Jaramillos Handicap liegt bei 1,8. "Das aber auch nur, weil du öfter Turniere spielst", wirft Franz im Gespräch ein. Er meint es nicht so, die beiden Vorsitzenden nehmen sich gerne gegenseitig auf den Arm. "Wir verstehen uns innerhalb des Vereins alle super", sagt Jaramillo. "Wir pushen uns aber auch gegenseitig mit kleinen Sticheleien. So ist man noch motivierter und ehrgeiziger, im nächsten Spiel zu gewinnen." Zwei- bis dreimal pro Woche trainieren die Mitglieder des Swingolfclubs derzeit. Zudem spielen sie eine interne Vereinsmeisterschaft, in der Bundesliga und nehmen an größeren Turnieren teil. Oft sitze man auch abends nach dem Spielen in der "Angerhütt'n", der Sportgaststätte, zusammen. Franz und Jaramillo sind mit der sportlichen Entwicklung des Vereins zufrieden, die Mitgliederzahl ist stabil. Es könnten aber durchaus mehr werden, so Franz. Bald soll ein Tag der offenen Tür stattfinden, um den Sport populärer zu machen und auch ein paar neue Mitglieder zu gewinnen. Zudem sollen Freizeitturniere bald zum Vereinsleben gehören. "Wenn die Leute merken, dass da immer viel los ist, verbreitet sich das schnell. Man schaut sich das dann an und idealerweise bleibt man hängen", erhofft sich Franz.

© SZ vom 26.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: