Alling:Amüsante Erbschleicherei

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Die Beziehungskomödie "Wohl bekomm's und ruhe in Frieden" ist derzeit in Alling zu sehen. (Foto: Günther Reger)

Theatergruppe begeistert mit pechschwarzer Komödie

Von Manfred Amann, Alling

"Komisch, seit Julie`s Vater tot ist, fängt das Leben wieder an, mir Spaß zu machen." Schon diese Selbstreflexion zu Beginn der pechschwarzen Komödie "Wohl bekomm`s und ruhe in Frieden", mit der die Laienschauspieler des Kultur- und Theatervereins Alling im Bürgerhaus derzeit das Publikum begeistern, lässt durchblicken, dass Louis Mericourt zu seinem Schwiegervater kein gutes Verhältnis hat. Der Bestsellerautor Stephan Boissiere hat soeben das Zeitliche gesegnet und sein millionenschwerer Nachlass an seine Tochter Julie käme gerade richtig, um ihn aus finanzieller Not zu retten. 200 000 Euro braucht Louis dringend, um nicht im Gefängnis zu landen. "Die Erbschaft als Rückendeckung lässt mich wieder zu Kräften kommen", motiviert er sich selbst und beginnt mit erpresserischen, intriganten und riskanten Winkelzügen die weiteren möglichen Erben für sich einzuspannen, bis er selbst erkennt: "Es brennt das Gift der Gier in mir, sie ergreift mein Herz und macht es zu einer Mördergrube."

Mit seiner etwas naiven Frau Julie, mit der Gabi Wieland erstmalig auf der Bühne steht und dabei großes Talent zeigt, hat er dabei kaum Probleme. Mit Louis in der anspruchsvollen Hauptrolle, genial von Horst Kessler interpretiert, zwingt der 1935 in Paris geborene Autor Pierre Chesnot in einer schwarzhumorigen und dennoch äußerst witzigen Komödie um einen scheinbar Toten verschiedene Charaktere immer wieder in Entscheidungssituationen zwischen Habgier, Liebe, Freundschaft und Rechtschaffenheit. Das Stück ist derart pointiert und mit grotesken Aussagen behaftet, dass die Bühne fast zur Nebensache wird. So hat Herbert Weiler lediglich ein großes Zimmer gebaut, das von Gila Eckstein passend mit antiken Möbeln und Gemälden dekoriert wurde. Das Besondere aber sind die milchigen Fenster, durch die man nur über Schattenbilder erahnt, was im Zimmer des vermeintlich Toten so vor sich geht, und das ist allerhand.

Das Stück beginnt mit einer amüsanten Trauerszene, in der Sonja Beyer als Haushälterin Edith im Nachthemd, mit Lockenwicklern unter einem Kopftuch und unaufhörlich die kullernden Tränen über das Ableben ihres "gnädigen Herrn" abwischend, fabelhaft und einfühlsam so nebenbei einen Einblick gibt, in welcher Beziehung diejenigen zueinander stehen, die sich eine Teilhabe am Erbe erhoffen oder einen Vorteil aus dem Tod des Schriftstellers ziehen wollen, wie der befreundete "Fernsehchirurg" Professor Carron (Peter Fömpe). Er hat den Totenschein ausgestellt und spekuliert nun auf die Wohnung des Toten.

Prickelnde Würze in die Handlung bringt Viviane, die 30 Jahre jüngere Frau des Toten, mit ihren männerbetörenden Auftritten in roten oder schwarzen Langstiefeln. "Die Rolle wurde aus Vertretungsgründen mit Tanja Richter und Lara Wieland doppelt besetzt", erklärt Max Ranftl, der mit Helene Wutz-Weiler und Angelika Schmid Regie führt. Louis verstrickt sich immer wieder, schafft es schließlich aber, seinem dubiosen Geschäftsfreund Marechal, den Oliver Kübrich vor allem im Techtelmechtel mit der jungen Witwe brillant verkörpert, die 200 000 Euro abzuluchsen. Doch dann kommt es mit einem lauten "Hatschi" aus der Totenkammer, als der Bestatter Apropos (Horst Zanner) schon vor der Tür steht, ganz anders und Louis meint dazu entsetzt: "Tote haben nicht das Recht, die Ruhe der Lebenden zu stören." Ob der Schriftsteller nun wirklich tot ist, haben laut Theaterchef Hans-Peter-Contro bei den ersten Vorstellungen am Wochenende bereits mehr als hundert Zuschauer erfahren.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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