Alling:Älter als gedacht

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Bei Haushaltsauflösung entdeckte Chronik gilt als Hinweis dafür, dass der Ort schon 780 oder 750 in Klosterbesitz war. Nun sucht man die entsprechenden Urkunden

Von Manfred Amann, Alling

Im Jahr 2002 feierten die Allinger die erste urkundliche Erwähnung ihres Orts vor 1200 Jahren. Sie beriefen sich damals auf eine Urkunde aus dem Jahre 802. Alling könnte aber wesentlich älter sein. Als Indiz dafür gilt eine in Sütterlin-Schrift verfasste Ortschronik, die bei der Auflösung eines Haushaltes aufgetaucht war und von der Gemeinde nun mit Übersetzung neu herausgegeben wurde. Geht es dem Ort vielleicht wie Hattenhofen? Dort konnte nach dem Fund einer neuen Urkunde 34 Jahre nach der 900-Jahrfeier, die erste urkundliche Erwähnung vor 950 Jahren gefeiert werden.

Alling (allinga, allingas, allingan = Ort des Allo oder Alo = der Tapfere) ist hinsichtlich seines Ursprunges ein sehr altes Dorf, älter jedenfalls als die meisten der umliegenden Ortschaften, heißt es zu Beginn der Chronik. Und dann kommt der vielleicht bedeutendste Satz: "Die älteste Urkunde, welche von dem Dorfe zu berichten weiß, geht hinauf bis zum Jahre 780 und seitdem treffen wir es zum weiderholten malen in den Urkunden". Auf Seite 31 wird in der von Kreisheimatpfleger Sepp Kink übersetzten Chronik dazu ausgeführt, dass im Jahr 780 "ein gewisser Reginbertus, Sohn des Siattaunus", seine Besitztümer zu Alling an Bischof Otto von Freising zurückgab. Noch interessanter ist folgende Anmerkung: "Das Kloster Schlehdorf hatte seit seiner Gründung im Jahre 750 große Besitzungen und Stiftungen in Alling inne". Die bisher bekannte Ersterwähnung in der Urkunde des Jahres 802 hat die Schlichtung eines Streites zwischen den Klöstern Schlehdorf und Freising um Besitztümer in Alling zum Inhalt, die darin als Eigentum des Kloster Schlehdorf genannt werden.

Demnach könnte die nun aufgetauchte Vorgeschichte den Tatsachen entsprechen. Nur müsste man die entsprechenden Urkunden finden. Vielleicht sind sie ja im Kloster Schlehdorf verwahrt. "Das ist in der Tat interessant - wir werden nachforschen und sehen, was herauszufinden ist", versichert Ortsarchivarin Andrea Binder zur Frage, ob der Sachverhalt zu verifizieren sei. Sollte die Urkunde von 780 gefunden werden, könnte in Alling schon 2030 die erste Erwähnung vor 1250 Jahren gefeiert werden. Sollte gar eine Niederschrift von 750 auftauchen, stünde schon 2050 die 1300-Jahrfeier an. Unwahrscheinlich ist es nicht, die Schriften zu finden. Das zeigt das Beispiel Hattenhofen. Auf die früher datierte Traditionsnotiz des einstigen Hochstifts Brixen in Österreich, das damals zu Bayern gehörte, stieß Kreisheimatpfleger Toni Drexler bei Recherchen für das Landkreisbuch. Der Verfasser der wiederentdeckten Allinger Chronik aus dem Jahre 1896, Matthias Zeichfießl, gibt an, diese nach einem inzwischen verschollenen Manuskript des "Hochwürdigen Herrn Benifiziaten M. Friedinger, nachmals Pfarrer in Aufkirchen bei Starnberg", verfasst zu haben. Der Verweis auf frühere Urkunden ist die bedeutendste neue Erkenntnis der Chronik. Doch es gibt weitere interessante Notizen, die zum Nachforschen anregen sollten.

"Wenig sicheres weiß man von dem so genannten Burgstadel des nahe der Kirche gelegenen Hügels" schreibt Zeichfießl. Sicher scheine nur zu sein, "dass dort die Römer etwa 15 nach Christus nach der Eroberung von Rhätien und Windelitien eine so genannte Römerschanze errichtet hatten". Festgehalten hat der Chonist auch, wie der kurfürstliche geistliche Rat am Münchner Herzogshof, Lorenz Westenrieder, der 1792 Alling und Umgebung beschrieb. "Findet man auch nah zu Alling eine kleine Moorfläche, so wird diese bald umgestaltet. Ein passend gelegener Weinberg, der durch seine Gestaltung noch auf einstigen Weinbau schließen lässt, aber jetzt so ziemlich verödet liegt, führt uns hinauf zu dem schön gelegenen Ringfelde. Hier zeigt sich ein wahrhaft liebliches Bild in den sanft sinkenden und sich wieder erhebenden Feldern mit ihrem tausendfältigen Grün und den frischen Tannenwäldern auf den entfernten Anhöhen, in welche diese Szene sich hinein verliert. "Man baut guten Weizen an und kleidet sich auch besser". Zu ergründen wäre hierzu, wieso der Chronikschreiber anmerkte: "Heute würde man hinzufügen müssen: Man trinkt auch mehr". Aufschlussreich sind die Auflistungen der Hof- und Flurnamen, der Gemeindevorsteher, die Entwicklung der Bevölkerung und des Viehbestands bis in die Zwanzigerjahre hinein. Dann endet die Chronik, die im Rathaus zum Preis von 20 Euro erworben werden kann.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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