Absturz bei den Neueinschreibungen am Rasso:Hausaufgaben für die Schulfamilie

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Direktorin des Brucker Gymnasiums zeigt sich höchst alarmiert - Lehrer, Eltern und Schüler sinnen nun auf Möglichkeiten, die eigenen Stärken besser herauszustreichen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Mathelehrer haben meist die passende Formel parat und kommen selten in Erklärungsnot. Am Ende setzen sie unter Aufgaben ein q.e.d. - Was zu beweisen war - und lehnen sich zurück. Das Graf-Rasso-Gymnasium sucht noch nach einer passenden Formel. Mitte September werden lediglich 83 angehende Fünftklässler in die Gebäude des Schulzentrums am Tulpenfeld streben - das sind drei Klassen. Wie schmerzhaft dies ist, zeigt ein Blick auf den vergangenen September: Da waren es noch 151 in fünf Eingangsklassen. Weil benachbarte Schulen in Konkurrenz stehen, wird diese Entwicklung als bedrohlicher empfunden als etwa in Olching - dort gibt es am einzigen Gymnasium in der Stadt eine ähnliche Entwicklung. In Fürstenfeldbruck aber gibt es noch das Viscardi. Und dort mussten seit 2011 vier Mal jeweils sieben Eingangsklassen gebildet werden.

Das Graf-Rasso-Gymnasium verabschiedet im Juni 117 Absolventen. Dennoch halten sich hartnäckig Gerüchte über angeblich hohe Abbrecherquoten. (Foto: Günther Reger)

Würde sich der negative Trend verfestigen, könnte irgendwann die Vielfalt der Zweige und Kursangebote beschnitten werden. Kommen Gerüchte und Kritik dazu, droht so etwas wie eine Abwärtsspirale. Schulleiterin Doris Hübler fühlt sich "im Kreuzfeuer", will gemeinsam mit Schüler- und Elternvertretern gegensteuern. Am Donnerstag versucht sie in einem Pressegespräch gemeinsam mit Repräsentanten des Schulforums, Erklärungen zu liefern. Und sie macht deutlich, dass die Schule die Entwicklung nicht tatenlos hinnehmen will. "Kritischen Einzelstimmen" soll nicht das Feld überlassen werden, die Schule will auf Kommunikation und Vernetzung setzen. Hübler tritt dem in sozialen Medien geäußerten Vorwurf, am Rasso herrsche besonders hoher Druck oder es gebe besonders viele Schulabbrecher, entschieden entgegen und pocht auf ein hohes Maß an Zufriedenheit unter Schülern und Lehrern. Günter Sigl, im Landratsamt für die Schulen zuständig, legt Statistiken vor, um den Absturz bei der Einschreibung sowie den wachsenden Abstand zum Viscardi zu begründen. Die Zahlen legen angeblich nahe, dass die im Brucker Südosten liegende Einrichtung besonders stark unter rückläufigen Schülerzahlen und Übertrittsquoten ans Gymnasium zu leiden hat. So sank die Zahl der von der Schule am Niederbronner Weg kommenden Viertklässler von 92 im Schuljahr 2013/2014 auf 64 im Jahr 2014/2015 und damit viel stärker als beispielsweise an der Richard-Higgins-Schule, deren Kinder vor allem ans Viscardi wechseln (von 104 auf 96). Zudem wechselten mehr Kinder an die Realschule. Sigl sieht keinen Beleg, dass die Entwicklung in erster Linie auf eine unterschiedliche "Beliebtheit" der Gymnasien zurückzuführen ist. Offenbar wechseln auch kaum Schüler von einem Brucker Gymnasium ans andere. Im übernächsten Schuljahr könnte sich laut Sigl das Bild wieder entspannen.

SZ-Grafik (Foto: N/A)

Mit Schülern, Eltern und Lehrern besetzte Gesprächsrunden haben bereits nach geeigneten Strategien gesucht. So könnte es laut der Elternbeiratsvorsitzenden Monica Bahner im Sinne der Schüler sein, weite und damit teure Reisen durch themenbezogene Exkursionen zu ersetzen oder noch mehr Arbeitsgemeinschaften an Nachmittagen anzubieten. Zudem sollen Dritt- und Viertklässler sowie deren Eltern zum Sommerfest am 29. Juli eingeladen werden. Die Lehrer wollen sich dort vorstellen und auch Anregungen und Verbesserungsvorschläge entgegennehmen, so der langjährige Verbindungslehrer Stefan Schadl. Die meisten Schüler sähen sich am Rasso keinem überfordernden Druck ausgesetzt und gut eingebunden in Entscheidungen, sagt Schülersprecher Nico Hoffmann, 17. So seien Wünsche wie die Einführung von Doppelstunden- und Fachraumprinzip prompt erfüllt worden, aktuell werde über die Einrichtung von Schüler-Lehrer-Ecken für zwanglose Gespräche nachgedacht. Konsens besteht darüber, dass die Schule sich besser "verkaufen soll" wie es Doris Hübler ausdrückt. Etwa auf Versammlungen, bei denen Schüler Projekte anderer Jahrgangstufen kennenlernen, wie Schülerlabor oder die Roboter-Workshops. Hübler spricht von einer "Aufbruchstimmung" am Graf-Rasso-Gymnasium. Sie will den Beweise erbringen, dass ihre Schule mehr Schüler verdient hat.

In einem Gespräch am Montag mit dem zuständigen Ministerialbeauftragten wird es zunächst aber auch darum gehen, dass die Gymnasien künftig selbständig für die gleichmäßigere Verteilung der fünften Klassen sorgen sollen.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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