Abschied:Was die CSU mit dem Christkind verbindet

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Bei der Verabschiedung des langjährigen SZ-Redaktionsleiters Gerhard Eisenkolb wird deutlich, wie sich Geschichte wiederholt

Von Stefan Salger

In den Konferenzen der Brucker Redaktion der Süddeutschen Zeitung wird schon mal darüber diskutiert, ob man ein Thema aufgreifen soll, obwohl man es doch erst vor ein paar Monaten im Blatt hatte. Solche Bedenken kontert Teamchef Christian Hufnagel gerne mit dem Hinweis auf Weihnachten. Das kenne man auch schon, trotzdem wird das Fest immer wieder gefeiert. Wie originell sich Geschichte wiederholen kann, verdeutlicht Christian Krügel, SZ-Ressortleiter für München, Region und Bayern, am Dienstagabend bei der Verabschiedung des langjährigen Redaktionsleiters Gerhard Eisenkolb. Der berichtete 31 Jahre lang über Politik im Landkreis, elf Jahre lang für das Fürstenfeldbrucker Tagblatt, mehr als 20 Jahre für die SZ.

Kreisheimatpfleger Toni Drexler und Stadtrat Klaus Wollenberg (hinten: SZ-Teamleiter Christian Hufnagel). (Foto: Johannes Simon)

Kein Wunder also, dass in deren Brucker Redaktion zu Eisenkolbs Abschied in den Ruhestand viele Repräsentanten des Landkreises kommen, darunter Volksbankchef Walter Müller, Ex-Sparkassenchef Franz Weigl, Germerings früherer Polizeichef Klaus Frank, die Abgeordneten Martin Runge (Grüne) und Michael Schrodi (SPD), Kreisheimatpfleger Toni Drexler und Gröbenzells Bürgermeister Martin Schäfer. Hellhörig werden Gäste mit CSU-Parteibuch, so auch Landtagsvize Reinhold Bocklet und Brucks Alt-OB Sepp Kellerer, als Krügel aus einem seltsam vertraut klingenden Zeitungsbericht mit der Überschrift "Inszeniertes Schweigen vor der Nominierung" zitiert. Es geht um den erbitterten Konkurrenzkampf zweier Alphatiere in einer gespaltenen CSU, um Verletzungen, Enttäuschungen, um eine "herbe Wahlniederlage". Seehofer - Söder? Nein: Bocklet - Hölzl. Profund geschildert wird der Showdown bei der Nominierung des CSU-Direktkandidaten für den Landtag. Der Artikel erschien am 24. September 1997. Eigentlich könnte Roman Deininger, der unter Eisenkolb Volontär war und heute in der SZ über den Intrigantenstadel rund um Söder und Seehofer berichtet, sich noch in aller Ruhe Nachtisch und Wein holen und am nächsten Tag den Eisenkolb-Klassiker einfach recyceln. Im Verlauf des Abends zeigt sich aber, dass Weihnachten zwar erneut vor der Tür steht, Geschichte aber mitnichten in der Endlosschleife gefangen ist. Der Beleg: CSU-Landrat Thomas Karmasin und seine SPD-Vorgängerin Rosemarie Grützner, einst zwei wie Hund und Katz', plauschen ganz entspannt am Buffet. Bei aller kritischen Distanz und allen mit spitzer Feder verfassten Kommentaren: Eisenkolb freut so etwas. Er geht nun in Ruhestand, der SZ wird er aber als Autor erhalten bleiben.

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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