Abschied:Bauernfeind tritt ab

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Wegen seiner schweren Erkrankung sieht sich der katholische Dekan nicht mehr imstande, den Pfarrverband weiter zu führen

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Der Pfarrverband Fürstenfeld sucht einen neuen Leiter. Gut sieben Jahre lang hat Dekan Albert Bauernfeind diese Aufgabe erfüllt, eine schwere Erkrankung zwingt ihn nun, sein Amt aufzugeben. Bauernfeind war der erste Leiter des katholischen Pfarrverbands, zu dem neben der Klosterkirche Fürstenfeld die vier Pfarreien Sankt Bernhard und Sankt Magdalena in Fürstenfeldbruck, Sankt Johannes der Täufer in Emmering sowie Sankt Stephan in Biburg gehören. Auf der ersten Pfarrverbandsversammlung am vergangenen Wochenende wurde nun der Weggang des 64-Jährigen bekannt gegeben.

Bauernfeinds größte Aufgabe in Fürstenfeldbruck war es, vier unterschiedliche und selbständige Pfarreien zu einem Pfarrverband zusammenzuschließen. Das schrieben die von Kardinal Reinhard Marx veranlassten Strukturreformen vor, mit denen die Auswirkungen des Priestermangels aufgefangen werden sollten. Bauernfeind leitete die Umsetzung der Strukturreform. Dabei hat er sich nicht nur den Respekt für seine Arbeit erworben, sondern auch die Zuneigung vieler Fürstenfeldbrucker Katholiken.

Und nicht nur der. Auch unter den evangelischen Christen wird er geschätzt, schließlich ist ihm die Ökumene ein wichtiges Anliegen. Stefan Reimers, evangelisch-lutherischer Dekan von Fürstenfeldbruck, sagte, ihm tue die Erkrankung des fröhlichen und tatkräftigen katholischen Dekans zutiefst leid. Für die Ökumene sei Bauernfeinds Weggang ein "immenser Verlust", denn der Brucker Pfarrer sei so offen für die Ökumene gewesen, wie es nur selten vorkomme. Die Zusammenarbeit mit Bauernfeind nannte Reimers ein "seltenes Glück", das er richtig genossen habe.

Außerdem ist Bauernfeind nicht um ein kritisches Wort verlegen gewesen. In den Diskussionen nach dem Bekanntwerden der sexuellen Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche forderte er die Gläubigen auf, sich von Pfarrern nichts gefallen zu lassen. Die katholische Sexualmoral hatte er Jahre zuvor schon einmal als "unbrauchbar" für das alltägliche Leben bezeichnet - eine Kritik, die ihn das Amt als Stadtjugendpfarrer in München kostete.

Nach Auskunft des Pfarrverbands wird Bauernfeind am 30. Dezember in einem Gottesdienst in der Klosterkirche (Beginn 17 Uhr) verabschiedet. Die Stelle als Pfarrverbandsvorsitzender und Dekan soll bis 1. Februar 2018 besetzt werden. Der Pfarrverband wirbt mit einem "lebendigen kirchlichen Gemeindeleben", das von vielen Gläubigen engagiert mitgestaltet werde. Zudem nehme Verwaltungsleiter Markus Amann dem neuen Geistlichen viel administrative Arbeit ab, heißt es in einer Pressemitteilung des Pfarrverbands.

Bis ein Nachfolger für Bauernfeind gefunden ist, wird Pfarrer Stefan Scheifele den Erkrankten vertreten. Scheifele wurde vom Erzbistum als Pfarradministrator eingesetzt. Er möchte Änderungen in der Gottesdienstordnung vermeiden. So sollen die sonntäglichen 11-Uhr-Messen in der Klosterkirche beibehalten werden, ebenso die Gottesdienste an den Werktagen. Im Advent ist in jeder der vier Pfarreien ein Bußgottesdienst mit einer besonderen, individuellen Lossprechung vorgesehen. In Sankt Johannes der Täufer und in Sankt Magdalena wird Scheifele dienstags (Emmering) und mittwochs (Fürstenfeldbruck) in Sprechstunden anzutreffen sein, in beiden Pfarreien gibt es momentan keinen Seelsorger vor Ort.

Als "schmerzlichen Einschnitt" bezeichnet Birgitta Klemenz, Vorsitzende des Pfarrverbandsrats, den Weggang von Bauernfeind. Gemeinsam hätten Gläubige und Pfarrer vieles begonnen, einiges aber nicht zu Ende führen oder neu anpacken können, weil die Zusammenarbeit durch die Erkrankung "abrupt" unterbrochen werde. Das sei für beide Seiten "nicht einfach", sagte Klemenz.

Im vergangenen Herbst hat sich Bauernfeind einer Herzoperation unterziehen müssen. Nach einer längeren Rehabilitationszeit kehrte er im Juni nach Fürstenfeldbruck zurück, wurde bei der ersten Messe in Sankt Bernhard mit Applaus empfangen. Anfangs konnte er nur drei Stunden arbeiten, später versuchte er, seine Arbeitsleistung zu steigern. In einem Gespräch mit der SZ im Juli sagte der Dekan, es habe wenig Sinn, in Fürstenfeldbruck zu bleiben, wenn er nicht arbeiten könne. Da klang bereits der Abschied an. Nun ist es so weit. Wegen seiner schweren Erkrankung sehe er sich nicht mehr in der Lage, den Pfarrverband weiterhin zu leiten, ließ Bauernfeind den Besuchern der Pfarrverbandsversammlung ausrichten. Auch die Ärzte rechneten nicht damit, dass er seine frühere Schaffenskraft zurückerlange, hieß es. Außerdem steht ihm eine weitere Operation bevor.

Ersatz auf Zeit: Stefan Scheifele vertritt Albert Bauernfeind, bis ein Nachfolger gefunden ist. (Foto: Friedrich Deschauer/OH)

Im Pfarrverband bereitet man sich auf die Zeit nach Bauernfeind vor. Es geht um die Erarbeitung eines pastoralen Konzepts, zu dem auch die Gläubigen befragt worden sind. Schwerpunkte sind bereits festgelegt worden. Dazu gehören die Jugendarbeit, die Ökumene sowie der weitere Ausbau von Fürstenfeld als geistlicher Ort in einem säkularen Umfeld.

© SZ vom 22.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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