3o Jahre Bauernhofmuseum:Viel Liebe, zu wenig Geld

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Viele warme Worte findet Landrat Thomas Karmasin (rechts) für das Bauernhofmuseum. (Foto: Günther Reger)

Beim Festakt zum Jexhof-Jubiläum geht der Blick in die Zukunft

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Mit einer kleinen Drohung Richtung Landrat Thomas Karmasin beginnt Museumsleiter Reinhard Jakob seine Rede zum Jexhof-Jubiläum: "So eine Liebeserklärung ist schwer zu toppen. Aber ich fürchte, Herr Landrat, das wird teuer!" Zuvor hatte Karmasin in seinem Grußwort seine Zuneigung zum Bauernhofmuseum beteuert. "Lassen Sie mich meine Rede mit einer Liebeserklärung beginnen. Ich liebe den Jexhof". Weil er zeige, was bürgerschaftliches Engagement und die Kommunalpolitik schaffen können. Mit der Verlängerung des Pachtvertrags sei die erste von mehreren Wegmarken gesetzt, die den Jexhof in eine erfolgreiche Zukunft führen sollen. Diesem Tenor der Aufbruchsstimmung folgen auch die weiteren Beiträge des Festakts zum 30-jährigen Bestehen des Bauernhofmuseums.

Etwa 200 Gäste sind gekommen, um den Jexhof zu feiern, darunter zahlreiche Kulturschaffende und aktive und ehemalige Kommunalpolitiker wie Brucks Alt-OB Sepp Kellerer und der ehemalige Landrat Gottfried Grimm, die beide einen entscheidenden Anteil in der Geschichte des Museums haben. Auch der Landtagsabgeordnete und Vorsitzende des Landesdenkmalrats Thomas Goppel ist da, um seine Glückwünsche zu überbringen. Um genug Platz für die vielen Gäste zu bieten, haben die Organisatoren im Innenhof des Ensembles ein großes Zelt aufgebaut, in dem Bierbänke für eine gemütliche Atmosphäre sorgen. Zünftige Blasmusik gibt es von der "Schöngeisinger Tanzlmusi".

Nach seiner Spitze Richtung Karmasin, entwirft Museumsleiter Jakob eine "noch zu schreibende Charta Jexhof 2025" in drei Punkten. Zuerst einmal sei der Jexhof ein Museum und das soll er auch bleiben. Ganz bewusst sei er irgendwann von einer Begegnungsstätte zum Museum geworden. Zentral dafür sei die Sammlung, die auch in Zukunft gepflegt werden müsse. 16 000 Objekte umfasst sie momentan, nun steht eine "Entsammlung" an, Überflüssiges soll aussortiert werden, damit es Platz für Neues gibt. Als zweiten Punkt nennt Jakob die Entwicklung der Potenziale, um die Attraktivität des Museums zu steigern. Eine Untersuchung des Besuchsverhaltens habe ergeben, dass man die Aufenthaltsqualität weiter steigern könne und das Wissensangebot erweitern sollte. "Das anzugehen ist wichtig für unsere Entwicklung".

Daran schließt sich dann letzte Punkt der "Charta" an: Profil schärfen. Es gehe darum, den Jexhof so zu entwickeln, dass die Besucher erleben können, wie dort einmal gelebt und gearbeitet wurde. "Es geht nicht darum, dass wir andere Bauernhof- oder Freilichtmuseum kopieren", so Jakob. Das Einzigartige des Jexhofs ins Zentrum zu stellen, sei sein Ziel. "Wenn wir Tiere holen, dann nicht um einen Streichelzoo zu schaffen, sondern weil genau diese Arten hier schon früher gelebt haben", stellt er klar.

All das zusammen macht klar, dass Jakobs Einschub Richtung Karmasin nicht nur der Unterhaltung dienen sollte, sondern einen ernsthaften Kern hat: Wenn der Jexhof künftig weiter erfolgreich sein soll, dann braucht er Geld, wahrscheinlich mehr als bisher - ein echter Belastungstext für Karmasins Liebe. Schützenhilfe bekommt Jakob vom Festredner Konrad Bendal, der vor vielen Jahren das Freilichtmuseum im fränkischen Bad Winsheim gegründet hat. Er ist einer der führenden Experten dieses Themas. In seinem Vortrag erklärt er, dass die Zeit der Gründungen solcher Einrichtungen vorbei ist. "Deshalb ist die Sicherung der bestehenden Anlagen um so wichtiger", betont er.

Als wichtigen Bestandteil der Heimat bezeichnet Dorothee von Bary den Jexhof. "Hier gibt es Vergangenheit zum Anfassen und das kann helfen, eine Heimat zu finden". Auch den Menschen, die in den vergangenen Jahren durch Flucht und Vertreibung in den Landkreis gekommen sind. "Immer wieder äußern sie ihren Wunsch nach einer neuen Heimat". Der Jexhof könne dabei eine wichtige Rolle spielen, so von Bary. Nun gelte es, diese Aufgabe anzunehmen.

© SZ vom 01.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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