3,7 Prozent :Germeringer müssen mehr für ihren Strom zahlen

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"Wir haben schlichtweg die Erhöhung der Stromeinkaufspreises nur weiter gegeben", sagt der Aufsichtsratsvorsitzende von Germering Strom, Oberbürgermeister Andreas Haas. (Foto: Günther Reger)

Lokaler Energieversorger erhöht die Preise zum 1. Januar

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Strom Germering hat im Geschäftsjahr 2017 einen ordentlichen Gewinn von mehr als 1,3 Millionen Euro erzielt und erhöht trotzdem zum 1. Januar 2019 die Preise. Im Grundversorgungstarif müssen die Haushaltskunden dann 3,7 Prozent mehr zahlen. Zieht man die einschlägigen Vergleichsportale zu Rate, ergibt schon der aktuelle Strompreis in diesem Jahr einen großen Abstand zu den günstigsten Stromanbietern. So erscheint Strom Germering erst an 132. Stelle. Der lokale Stromanbieter ist eine Gemeinschafts-GmbH der Bayernwerk AG und der Stadt Germering. Diese hält jedoch nur zehn Prozent an dem Stromunternehmen. Aufsichtsratsvorsitzender der GmbH ist Oberbürgermeister Andreas Haas (CSU).

Die Abnahme von zum Beispiel 3500 Kilowattstunden für einen Muster-Zwei-Personen-Haushalt kostet aktuell pro Jahr 1061,35 Euro in der Grundversorgung. Die Differenz zum günstigen Stromlieferanten beträgt 315,64 Euro pro Jahr. Im kommenden Jahr kostet, das teilte das Unternehmen seinen Kunden jetzt mit, die gleiche Menge Strom dann 1100,69 Euro. "Wir können mit den Billiganbietern nicht mithalten", sagt GmbH-Geschäftsführer Anton Kottermair der seit Juli dieses Jahres im Amt ist. "Wir orientieren uns an anderen lokalen Anbietern wie der KommEnergie", teilt Kottermair mit, bei denen die Preise zum 1. Januar 2019 in den verschiedenen Tarifen um "durchschnittlich vier bis fünf Prozent" steigen werden. Zuletzt wurde der Preis in Germering vor zwei Jahren angehoben. Geht es nach dem Strompreis hat Strom Germering aber noch nie seinen Kunden Strom zu günstigen Preisen geliefert. Selbst die Stadtwerke München könnten Neukunden aktuell die 3500 Kilowattstunden für 831,73 Euro, also um 229,62 Euro billiger anbieten.

Dass sie bei Strom Germering überproportional viel für ihren Strom zahlen müssen, haben natürlich auch zahlreiche Kunden gemerkt und sind in den vergangenen Jahren zu anderen Stromanbietern gewechselt. So ist der Stromabsatz der GmbH auch Jahr um Jahr rückläufig. Wurden 2015 noch 57 350 Megawatt Strom geliefert, reduzierte sich der Stromumsatz 2016 auf 55 378 und vergangenes Jahr auf 53 702 Megawatt. Das bedeutet jedoch in Euro keinen Rückgang des Unternehmensgewinns. Im Gegenteil: Der Beteiligungsbericht der GmbH für das Jahr 2017, der vor kurzem dem Stadtrat vorgelegt wurde, dokumentiert einen Unternehmensgewinn in Höhe von 1,364 Millionen Euro. Das bedeutet eine Gewinnsteigerung von immerhin 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Vom Nettounternehmensgewinn wurden 589 000 Euro an die Gesellschafter ausgeschüttet. Germering kassierte 2017 wie schon im Vorjahr 58 900 Euro; 530 100 schöpfte die Bayernwerk AG, eine hundertprozentige Tochter des Eon-Konzerns, ab.

Strom Germering unterlässt es aber, die Kunden über die prozentuale Erhöhung in Kenntnis zu setzen. Auch nachfolgende Mitteilung, die im Germeringer Anzeiger veröffentlicht wurde, ist lediglich überschrieben mit "Änderung der Preise" und "neues Preisblatt - gültig ab 1.1.2019". Der aktuelle Preis wird zum Vergleich nicht angegeben, so dass viele Kunden die Preiserhöhung gar nicht erkennen. Der Kilowattpreis des lokalen Stromanbieters ist in der Grundversorgung jetzt bei 31,45 Cent angekommen. Der etwas preiswertere Basistarif ist nicht aufgeführt. Der würde im kommenden Jahr 1051,10 Euro kosten und sich um 3,9 Prozent erhöhen; die Kilowattstunde würde sich auf 30,03 Cent belaufen.

Doch wie erklären sich die Preiserhöhungen angesichts des üppigen Gewinns der GmbH? Geschäftsführer Kottermair kann die wirtschaftlichen Gründe dafür nicht so recht erklären. "Die neuen Preise sind mit dem Aufsichtsrat abgestimmt worden", teilt er mit. Dem gehören von Germeringer Seite neben Oberbürgermeister Haas auch die Stadträte Albert Metz (CSU), Eike Höppner (SPD), und Angelika Kropp-Dürr (Die Grünen) an. Die restlichen vier Aufsichtsratsplätze besetzen Vertreter der Bayernwerk AG. "Wir haben schlichtweg die Erhöhung der Stromeinkaufspreises nur weitergegeben", begründet OB Haas die Preiserhöhung von Strom Germering und bezüglich des üppigen Gewinns ergänzt er: "Es liegt in der Natur eines Wirtschaftsunternehmens, dass es Gewinn macht." Warum gewährt man aber Neukunden nicht ähnliche Rabatte und Bonuszahlungen wie andere Anbieter? "Wir wollen Neukunden nicht auf Kosten unserer Bestandskunden anwerben", sagt Kottermair dazu und nennt das die "Unternehmensphilosophie" der Germeringer GmbH.

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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