15 Jahre Donum Vitae:Fragen des Lebens

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Gratulation und Glückwünsche: Die Bevollmächtigte der Beratungsstelle, Maria Leitenstern-Gulden (links), bei der Geburtstagsfeier von Donum Vitae. (Foto: Günther Reger)

Die Schwangerenberatungsstelle in Fürstenfeldbruck ist nach einem Konflikt mit der katholischen Kirche entstanden. Sie betätigt sich mittlerweile als Ratgeberin rund um die Familienplanung

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Bekomme ich das Kind oder treibe ich ab? Bei dieser schwierige Frage und vielen weiteren rund um die Familienplanung - von Aufklärung über Kinderwunschbehandlung bis zur Trauerarbeit beim Verlust eines ungeborenen Kindes - begleiten die Beraterinnen von Donum Vitae werdende Mütter - und auch immer mehr Väter. Seit 15 Jahren gibt es in Fürstenfeldbruck eine solche Beratungsstelle. Der Gründung des der katholischen Kirche nahestehenden Vereins war allerdings ein tief greifender Konflikt zwischen der katholischen Kirche und ihren Laien voraus gegangen. Inzwischen, so stellte es die Bevollmächtigte der Beratungsstelle, Maria Leitenstern-Gulden, bei der Feier am Freitag in den Räumen am Sulzbogen fest, haben sich die Aufgaben der Beraterinnen stark verändert.

Die Veränderungen in der kirchennahen Schwangerenberatung Ende des vergangenen Jahrtausends kamen fast einer kleinen Revolution nahe. Bekanntlich lehnt die katholische Kirche Abtreibungen resolut ab. Die für einen Schwangerschaftsabbruch notwendige Schwangerenkonfliktberatung wurde seinerzeit aber nicht nur von staatlichen Stellen, etwa dem Gesundheitsamt, angeboten. Auch die Sozialberatung katholischer Frauen (SKF) bot diese Gespräche an; sie fanden in Fürstenfeldbruck bereits am Sulzbogen statt. Nach einer Weisung des damaligen Papstes Johannes Paul II. stiegen aber die deutschen Bischöfe aus der Schwangerenberatung aus, was das Aus für die SKF bedeutete. Viele der dort tätigen Laien wollten die Frauen in einer so schwierigen Situation nicht allein lassen, wollten weiter Schwangerenkonfliktberatung anbieten. Das war der Startschuss von Donum Vitae- zu deutsch: Geschenk des Lebens - das 1999 gegründet wurde.

An diese turbulenten Zeiten erinnerte Olaf Tyllack vom Bundesvorstand bei der Feier am Freitag in Fürstenfeldbruck. Dort dauerte es bis zur Gründung noch zwei Jahre länger. Doch wie Tyllack unterstrich, wechselten damals 80 Prozent der SKF-Beraterinnen zu dem neuen Verein, darunter auch die jetzige Leiterin der Beratungsstelle, Sylvia Pohl. "Das ist eine unendlich tapfere Entscheidung gewesen. Diesen Mut haben wir bei den Bischöfen nicht erlebt." An dieser Stelle brandete spontan Applaus der etwa 60 Gäste auf.

Die stellvertretende Landrätin Martina Drechsler (CSU) dankte den insgesamt vier Beraterinnen und drei Verwaltungskräften - fast alles Teilzeitkräfte - für die wertvolle Arbeit, die sie für die Frauen im Landkreis und darüber hinaus leisten. Donum Vitae Fürstenfeldbruck hat nämlich auch Außenstellen in Germering und Olching, in Kaufering (Kreis Landsberg) sowie in Dachau.

Hanspeter Heinz vom Landesvorstand von Donum Vitae griff den von Drechsler angesprochenen Aspekt hinsichtlich der veränderten Aufgabengebiete der Beraterinnen auf. "Die Familienplanung ist heute anders als vor 15 Jahren." Damit meinte er sowohl den finanziell viel größeren Druck, der fast alle Eltern zur Berufstätigkeit zwingt, als auch die Veränderungen auf medizinischem Gebiet: Die Pränataldiagnostik ermöglicht es werdenden Eltern, zu erfahren, ob ihr Kind gesund zur Welt kommen wird. Lautet die Antwort nein, sind die Beraterinnen, alle Sozialpädagoginnen mit Zusatzausbildung, gefragt. Oder die Kinderwunschbehandlungen. Aber auch Paare, die trotz aller medizinischer Hilfen nicht schwanger werden, suchen Rat und Hilfe bei Donum Vitae. Als der Verein gegründet wurde, resümierte Heinz, stand ganz klar die Schwangerenkonfliktberatung im Vordergrund. Inzwischen "ist die Trauerarbeit ein ganz weites Feld geworden", betonte er.

"In 15 Jahren sind einige neue Bereiche dazu gekommen", lautete auch das Resümee von Sylvia Pohl. "Es kommen auch immer mehr Männer mit", zeigte die Leiterin einen Aspekt auf, der auf einen gesellschaftlichen Wandel hindeutet. Ferner bietet Donum Vitae Fürstenfeldbruck als einzige der insgesamt 20 Beratungsstellen in Bayern auch ein Inklusionsprojekt an. Dabei werden Menschen mit Einschränkungen hinsichtlich ihrer Rechte und Kinderwunsch beraten. Ferner übernimmt der Brucker Verein auch Aufklärung an Schulen, in den letzten drei Jahren erreichten die Beraterinnen so 22 000 Schüler.

© SZ vom 08.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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