Fürst Wrede:König Ludwigs grausamer Helfer

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Die dunkle Seite des begabten Schlachtenlenkers

"General und Intrigant" vom 28. April:

Fürst Wrede wird als "begabter Schlachtenlenker in den napoleonischen Kriegen" vorgestellt. Leider vermisst der kundige Leser das Mitgefühl angesichts des Elends der gemeinen Soldaten. 1812 begann Napoleon seinen Feldzug gegen Russland. Von den 32 000 Bayern, die in diesem Kriegsjahr den Fluss Memel überschritten, konnte General Wrede am 1. Januar 1813 ganze 4000 Mann zählen, also zwölf Prozent. Der Rest war elend verendet, verhungert und erfroren. Doch auch an der russischen Front verzichtete Fürst Wrede nicht auf eine gehobene Lebensweise. Das Reiseservice verdeutlicht den repräsentativen Lebensstil der adeligen Oberschicht, zu der sich auch die militärische Elite zählte. So war es einem General erlaubt, zwei Rüstwagen, einen Küchenwagen, einen Reisewagen sowie 35 Reit- und 21 Packpferde ins Feld mitzunehmen.

Das Hambacher Fest (27./28. Mai 1832) gilt zu Recht als erste demokratische Volksversammlung in Deutschland. Im Königreich Bayern freilich konnten diese Umtriebe nicht geduldet werden. Am 22. Juni 1832 ernannte König Ludwig den Feldmarschall von Wrede zum außerordentlich Hofkommissar des Rheinkreises. Insgesamt 8500 Soldaten standen unter seinem Kommando. Wrede hatte diktatorische Vollmachten. Für den Fall, dass seine Maßregeln die Ruhe und Ordnung im Rheinkreis nicht gewährleisten würden, kündete Fürst Wrede den Kriegs- und Belagerungszustand an. "Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?" Das wusste auch Wrede, dem die verordneten Maßnahmen viel zu harmlos und zu mild waren. An Metternich schrieb er: "Ich bin ja doch wohl kein harter grausamer Mann, aber ich wiederhole, lieber Fürst, ohne Galgen und Rad wird man der Umtriebe in Deutschland nicht Meister: Allein ich versichere, es werden keine drei aufgehänget oder erschossen, und es ist Ruhe."

Ein allerletztes Mal wurde Bayerns Eigenständigkeit nostalgisch gefeiert, als am 17. April 1972 die alte Will-Kaserne in München neu nach dem prunksüchtigen und grausamen Fürst Wrede benannt wurde, da er angeblich laut Traditionserlass vom 1. Juli 1965 "in Haltung und Leistung beispielhaft" war. Jakob Knab, Kaufbeuren

© SZ vom 04.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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