Für mehr Lohn:"Es geht um Anerkennung"

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Zur Abschlusskundgebung auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Ludwig-Maximilians-Universität zogen die Teilnehmer des Warnstreiks. (Foto: Florian Peljak)

1500 Beschäftigte im öffentlichen Dienst demonstrieren

Von Kerstin Kerscher

Mehr als 1500 Beschäftige im öffentlichen Dienst haben am Dienstag an dem Warnstreik teilgenommen, zu dem die Gewerkschaft Verdi und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) aufgerufen hatten. Einige hundert Meter lang war der Zug der Streikenden, die mit ihren leuchtenden Warnwesten, bunten Plastikpfeifen, Tröten, Plakaten und Fahnen die Innenstadt durchquerten. "Wir wollen mehr Geld" und "Unsere Arbeit ist mehr wert", skandierten die Demonstrationsteilnehmer auf ihrem Weg vom Gewerkschaftshaus in der Schwanthalerstraße über den Stachus und den Lenbachplatz zur Abschlusskundgebung auf dem Geschwister-Scholl-Platz vor der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Viele Anwohner lockte der lautstarke Protest an die Fenster, Passanten applaudierten den Streikenden.

Die Tarifbeschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder fordern in der aktuellen Tarifrunde unter anderem sechs Prozent mehr Lohn und 90 Euro mehr für Auszubildende. Gerade Beschäftigte des Freistaates Bayern, die im teuren Ballungsraum München lebten, bräuchten den Gewerkschaften zufolge dringend eine Einkommenserhöhung. "Um die hohen Lebenshaltungskosten und Mieten stemmen zu können, zählt jeder Euro", sagt Andreas Karl. Er ist Fachpflegekraft für Anästhesie am Klinikum der Universität München in Großhadern und fordert eine Angleichung an die Löhne in kommunalen Kliniken: Dort gibt es in der Entgeltordnung seit Anfang des Jahres eine zusätzliche sechste Stufe - und damit mehr Geld für Beschäftigte mit langer Berufserfahrung. Eine solche Regelung wünscht sich auch Behiye Aslan, Gesundheits- und Krankenpflegerin am Klinikum in Großhadern: "Es geht um Anerkennung und Wertschätzung, die wir zwar von den Patienten bekommen, die man aber auch auf dem Lohnzettel merken muss. Sonst interessiert sich keiner mehr für den Beruf."

Vor allem in den Kliniken folgten daher viele Beschäftigte dem Streikaufruf: Im Klinikum rechts der Isar waren zeitweise bis zu 20 Operationssäle nicht in Betrieb, in 14 OP-Sälen konnte planmäßig gearbeitet werden. Im LMU-Klinikum in Großhadern waren 19 OP-Säle betroffen, in der Innenstadt acht. Trotzdem war die Notfallversorgung sichergestellt, es konnten auch Transplantationen durchgeführt werden.

Neben den Kliniken beteiligten sich zahlreiche weitere Betriebe am Streik: Kultureinrichtungen wie die Bayerische Staatsoper und das Museum Mensch und Natur, das Landgericht München I, das Amtsgericht München, Autobahnmeistereien sowie die Münchner Universitäten. Deren Beschäftigte kämpfen zudem gegen die in akademischen Einrichtungen üblichen befristeten Arbeitsverträge.

Heinrich Birner, Verdi-Geschäftsführer in München, war zufrieden mit dem Erfolg des Warnstreiks: "Die hohe Teilnehmerzahl zeigt, dass die Wut der Beschäftigten groß ist. Wenn in zwei Verhandlungsrunden kein akzeptables Angebot gemacht wird, gehen die Menschen auf die Straße. Jetzt muss ein abschlussfähiger Vorschlag vorgelegt werden." Die Verhandlungen mit der Arbeitgeberseite, der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL), werden am Donnerstag und Freitag in Potsdam fortgesetzt.

© SZ vom 15.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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