Fruchtige Ernährung:Beim Mitternachtsimbiss der Brillenblattnasen

Lesezeit: 2 min

Zur internationalen Bat Night informiert der Tierpark Hellabrunn über die Lebensgewohnheiten der Fledertiere. Alle 25 heimischen Arten sind bedroht

Von Anna Hoben

Während draußen die Sonne vom Mittagshimmel knallt, ist es in der Fledermausgrotte gefühlt Mitternacht. Es hat etwas Meditatives, da in der Dunkelheit zu stehen und sich von Brillenblattnasen umschwirren zu lassen. So heißt die südamerikanische Fledermausart, von der hier ungefähr 250 Exemplare leben - genau weiß man es nicht. Tiere, die pausenlos in Bewegung sind, werden bei der jährlichen Inventur im Tierpark nur geschätzt.

Damit die Besucher trotz Mitternachtsgefühl ein bisschen was sehen können, wird die Grotte abwechselnd rot und grün ausgeleuchtet, was die Tierchen, die an diesem Wochenende im Mittelpunkt stehen, in ein mystisches Licht rückt. Der Tierpark Hellabrunn hat sich an der internationalen Bat Night beteiligt, die nach menschlichen Maßstäben keine Nacht ist, sondern ein Tag. Tatsächlich sind es sogar zwei Tage: Am Samstag und Sonntag konnten Besucher sich von Tierpflegern und Artenschutzbotschaftern Wissenswertes über Fledertiere erzählen lassen. Zum Beispiel, dass sie mit ungefähr 1400 Arten die zweitgrößte Säugergruppe nach den Nagetieren bilden. Dass neben Fledermäusen auch Flughunde dazugehören; in der Dschungelwelt von Hellabrunn leben der Indische Riesenflughund und der aus Afrika stammende Palmenflughund. Dass Fledermäuse mittels Echoortung im Ultraschallbereich ihre Umgebung erkunden und dadurch sowohl Hindernisse als auch Beutetiere "hören". Dass sie wichtige ökologische Funktionen übernehmen, ob als Bestäuber oder Mückenjäger - eine Wasserfledermaus frisst jeden Sommer 60 000 Mücken.

Die Brillenblattnasen in der Grotte mögen es da fruchtiger: Von der Decke hängen Bananen und halbe Orangen; auch der undefinierbare Brei im hinteren Teil besteht aus überreifem, püriertem Obst. Immer wieder hängt sich eine Fledermaus an eine Frucht oder auch einfach nur an die Decke, das spiegelt sich dann hübsch im Wasser am Grund der Grotte. Kinder stellen Fragen, wie Kinder eben Fragen stellen, und bringen damit ihre Mütter und Väter in Erklärungsnöte. "Warum hängt die da?" - "Weil sie Mittagsschlaf macht."

Sabrina Ascher hätte den Kindern wahrscheinlich viele Fragen beantworten können. Die 30-Jährige ist an diesem Samstag aus Haag in Oberbayern zur Bat Night nach München gefahren, der Überraschungsausflug war ein Geschenk ihrer besten Freundin zum Geburtstag. Denn Sabrina Ascher ist Fan, Fledermaus-Fan, so sehr, dass sie es mit dem ganzen Körper zeigt; linker Arm, rechter Arm, Nacken, und das sind nur die Stellen, die man sieht: überall Fledermaus-Tattoos. "Ich finde, es sind unglaublich niedliche und faszinierende Tiere." In ihrer Wohnung, so erzählt sie, fänden sie sich ebenfalls: als Wand-Tattoos. Als Fledermaus-Patin beim Naturschutzbund setzt sich Sabrina Ascher auch für den Schutz der Tiere ein. Denn alle 25 in Deutschland heimischen Fledermaus-Arten sind bedroht, durch Umweltgifte und Holzschutzmittel, aber auch, weil geeignete Nahrungsgebiete und Flugrouten zunehmend verloren gehen.

© SZ vom 28.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: