Fröttmaning:Stadt will Kunstpark Nord aufgeben

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Der frühere Kunstpark Ost soll im Norden der Stadt nun doch kein neues Quartier bekommen. Das Kulturreferat empfiehlt, die Planungen in Fröttmaning nicht weiter zu verfolgen.

Franz Kotteder

Die Vorlage für den Kulturausschuss des Stadtrats am kommenden Donnerstag ist nur sechs Seiten lang, aber sie könnte den Schlussstrich ziehen unter acht lange Jahre der Planungen und Verhandlungen. Wenn sie beschlossen wird, und es sieht derzeit alles danach aus, dann würde kein neues Vergnügungsviertel südlich der Allianz-Arena entstehen, der sogenannte "Kunstpark Nord" wäre endgültig zu den Akten gelegt.

Der frühere Kunstpark Ost sollte im Norden der Stadt ein neues Quartier bekommen. Doch nun will die Stadt die Pläne stoppen. (Foto: Foto: dpa)

Bereits 2000 hatte die Stadt geplant, das 37.000 Quadratmeter große Areal an Wolfgang Nöth und Mathias Scheffel im Erbpacht zu vergeben. Die beiden ehemaligen Betreiber des Kunstparks Ost und der jetzigen Optimolwerke wollten dort ein neues Party-Viertel aus dem Boden stampfen; ein finanzkräftiger Investor stieg mit ein.

Im Gegenzug sollte die Stadt 25 neue Künstlerateliers und eine Reihe von Studio- und Produktionsräumen sowie Werkstätten bekommen. Doch die Umsetzung der Pläne zog sich hin, aus der geplanten Eröffnung nach der Fußball-WM 2006 wurde nichts, und bis heute sind die Verträge nicht unterschrieben - mal pokerten die beiden Kunstparkpächter um die Vertragsbedingungen, dann wieder musste die Erbpacht wegen neuer EU-Gesetze europaweit ausgeschrieben werden.

Als dann im Frühjahr 2008 das Deutsche Theater die Fläche in Fröttmaning als Ausweichquartier bis 2011 erhielt, um dort ein Zelt als Ersatz für das sanierungsbedürftige Haus an der Schwanthalerstraße aufzustellen, war das der erste Schritt für die endgültige Aufgabe der städtischen Kunstpark-Pläne.

Nun will das Kulturreferat offenbar den endgültigen Schlussstrich ziehen. Kulturreferent Hans-Georg Küppers (SPD) empfiehlt in der Vorlage für den kommenden Donnerstag eindeutig, "das Projekt Kunstpark Nord nicht weiter zu verfolgen". Nach dem derzeitigen Stand der Dinge dauere es zu lange, bis Künstlerateliers, Studioräume und Werkstätten dort entstehen könnten.

Die "Kreativ-Infrastruktur" ließe sich so nicht mehr zeitnah und effektiv verbessern. Man müsse nun nach anderen, schnelleren Lösungen suchen. Zudem habe sich auch die Jugendkulturszene gewandelt: Der Trend gehe weg von der Hallenkultur und hin zur zentrumsnahen Clubkultur in Szene-Vierteln. Aus kulturpolitischer Sicht brauche man deshalb den Kunstpark Nord nicht mehr.

Mathias Scheffel kann diese Argumentation überhaupt nicht nachvollziehen: "Noch im März waren wir zusammen mit unserem Investor bei Oberbürgermeister Ude und uns so gut wie handelseinig." Hier werde ein Projekt still und leise beerdigt, das der Stadt nur Vorteile bringe: "Ich würde es ja verstehen, wenn es um Subventionen ginge. Aber hier tragen wir als private Investoren ja das gesamte Risiko alleine." Scheffel und Nöth haben nach eigenen Angaben bereits 250.000 Euro in die Vorplanungen gesteckt.

© SZ vom 28.06.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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