Frischwaren aus dem Internet:Da zahlen einige drauf

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24-Stunden-Service schafft auch prekäre Arbeitsplätze

"Die neue Marktwirtschaft" vom 25./26. März und Leserbrief "Entbehrliche Händler?" vom 30. März:

Ist es für "ermattete Großstädter" wirklich eine glückliche Alternative, am Abend nur noch Tasten drücken zu müssen, um an Lebensmittel zu gelangen? Stellt sich beispielsweise nicht auch die Frage nach Qualität und Angebot? Erleben wir nicht gerade, dass beispielsweise das Bäckerhandwerk immer weiter verdrängt wird und industriell gefertigte Ware, in leider schlechterer Qualität, das Angebot zunehmend dominiert? Daran zu glauben, mit Amazon würden plötzlich wieder hochwertige Lebensmittel angeboten, scheint mir etwas naiv. Lebensmittel einzukaufen bedeutet, dass man die angebotenen Waren sehen und hinsichtlich Preis und Qualität vergleichen kann. Ob die im Internet bestellten und danach gelieferten Lebensmittel den Erwartungen entsprechen, das darf dahingestellt werden. Es darf auch daran gezweifelt werden, dass mit der Bestellung und Lieferung von Lebensmitteln durch Amazon die Umweltbelastung sinken könnte. Wir erleben bereits heute, dass mit den Käufen via Internet, die Müllberge wachsen. Tatsache ist, die Versendung von Waren durch Amazon und Co hat den Kartonmüll ganz erheblich erhöht. Hinzu kommt, dass ja nun auch die Lieferung keineswegs so umweltfreundlich ist, wie im Artikel angenommen wird. Abgesehen davon, dass für Einkäufe keineswegs immer der Pkw genutzt wird, stellt bereits heute die Lieferung von Waren aus dem Internet sowohl die Lieferanten wie auch die anderen Verkehrsteilnehmer vor Probleme. Es ist keineswegs lustig, wenn Lieferfahrzeuge auf Geh- und Radwegen parken, wie man es jeden Tag in München erleben kann.

Auch die Annahme, dass die kleinen Geschäfte bleiben würden, ist ein Trugschluss. Die Verlagerung von Supermärkten aus den Städten in die Peripherie hat bereits zu verödeten Innenstädten und Wohnvierteln geführt und bereitet in vielen Kommunen Probleme. Und schließlich sollte man bei der Frage, welche Auswirkungen die Bestellung über das Internet hat, auch noch an die Menschen denken, die die Waren verpacken und ausliefern müssen. Die Vorstellung, man könne mehr oder weniger Tag und Nacht beliefert werden, bedeutet Schichtarbeit rund um die Uhr, für wenig Geld und unter prekären Verhältnissen. Max Angermaier, München

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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