Frisch aus der Werft:Fährt ein Schiff über Land

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Die neue MS Utting ist nach einem komplizierten Transport am Ammersee angekommen

Von Astrid Becker, München/Stegen

Eine Punktlandung, anders kann die Ankunft der neuen MS Utting in Stegen am Ammersee kaum genannt werden. Am frühen Mittwochmorgen, gegen drei Uhr, hat das Schiff plangemäß sein endgültiges Ziel, die Werft am Ammerseeufer, erreicht. Hinter der Utting lag zu diesem Zeitpunkt bereits eine lange Reise. Seit Mai 2016 war an ihr in der Lux-Werft in Niederkassel bei Bonn gebaut worden, am 31. März ging sie auf große Fahrt Richtung Bayern - erst über den Rhein, den Main und den Main-Donau-Kanal. Dann übers Land, in zwei Teile zerlegt, auf Schwertransportern über die A 9, die A 92, die A 99 und die Lindauer Autobahn bis zum Inninger Ortsteil Stegen.

Das Schiff ist knapp 51 Meter lang und 5,5 Millionen Euro teuer. (Foto: Nila Thiel)

Logistisch stellte diese Reise, die von Polizei und Sicherheitskräften begleitet wurde, wohl alle Beteiligten vor enorme Herausforderungen. Erstmals wurde ein Schiff dieser Werft auf dieser Route transportiert. Früher, so erzählt es der Leiter der zuständigen Autobahnpolizei, Thomas Totzauer, seien die Schwertransporter immer über die A 7 gefahren, doch der Zustand der Brücken dort würde das mittlerweile nicht mehr erlauben. Auch der Weg über die Lindauer Autobahn war offenbar nicht einfach zu meistern: Eigens für die Utting musste beispielsweise eine Baustelle vier Stunden lang komplett abgebaut werden. Am Etterschlager Tunnel war dann echte Maßarbeit angesagt: Der Transport musste auf eine Höhe von 4,35 Meter abgesenkt werden, weil dort nur eine Höhe von 4,40 Meter zulässig ist. Die Autobahn wieder verlassen konnte die Utting wegen ihrer Länge von fast 51 Metern nur gegen die Fahrtrichtung, also quasi als Geisterfahrerin. Beide Fahrbahnen wurden dafür kurzzeitig gesperrt.

Zwei riesige Kräne hievten die zwei Teile des jüngsten Schiffs im Fünfseenland schließlich ins Wasser, wo sie dann wieder miteinander verschraubt wurden. Etwa fünf Stunden dauerte die ganze Aktion. Die neue Utting, für die die Bayerische Seenschifffahrt 5,5 Millionen Euro ausgegeben hat, soll Anfang Juli mit einer Flasche Champagner getauft und in Betrieb genommen werden. Sie ist das erste Schiff am Ammersee, das vollkommen barrierefrei und sogar mit einem Behindertenaufzug ausgestattet ist. Platz finden auf ihr 500 Menschen.

© SZ vom 13.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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