Zwischenbilanz nach vier Jahren:Gutes Klima

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Bei einer Diskussionsrunde des Katholischen Deutschen Frauenbunds berichten Freisinger Stadträtinnen von ihren meist positiven Erfahrungen während ihrer Amtszeit. Der KDFB wünscht sich mehr Frauen in der Politik

Von Petra Schnirch, Freising

Der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) hat sich vor der Landtagswahl klar positioniert. Nicht etwa für eine Partei - vielmehr ruft er dazu auf, dass Frauen Frauen wählen sollten. Denn deren Anteil im Landtag hat sich in den vergangenen Jahren zwar deutlich verbessert, noch immer aber sitzen sehr viel mehr Männer im Parlament. Mit einer kleinen Ausstellung im Freisinger Rathaus erinnert der KDFB-Zweigverein Freising/Haindlfing an Ellen Ammann, eine couragierte Politikerin aus den eigenen Reihen. Außerdem setzte der Verein die Diskussion mit Freisinger Stadträtinnen fort.

Vor vier Jahren, 100 Tage nach Beginn der aktuellen Amtsperiode, hatte der Frauenbund die Politikerinnen nach ihren Vorstellungen und Zielen befragt. Diesmal ging es um ihre Erfahrungen. Unisono hoben alle das gute Klima im Stadtrat und die Gesprächskultur hervor. "Es wird nie persönlich", sagte etwa Monika Hobmair (ÖDP). SPD-Kollegin Heidi Kammler lobte auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM). Die Zusammenarbeit sei sehr wohltuend. "Er hat immer ein offenes Ohr." Ihre erste Amtsperiode im Stadtrat erlebt Monika Schwind (FSM). Sie sei "leicht überrascht, wie viel man doch erreichen kann, auch wenn es manchmal sehr mühsam ist". Dass die Zusammensetzung des Gremiums mit seinen vielen Gruppierungen "untypisch" für das CSU-dominierte Bayern sei, findet Anna-Maria Sahlmüller (FDP) sehr positiv. Als Einzelkämpferin vermisst sie jedoch den Austausch in einer Fraktion. Mit Eva Bönig (Grüne) war auch eine Bürgermeisterin in der Runde vertreten. Als ihre schönste Erfahrung bezeichnete sie die Anerkennung und den Rückhalt im Rathaus und bei den Bürgern. Auch nach negativen Erlebnissen fragte Moderatorin Theresa Reischl, Geistliche Beirätin des KDFB Freising/Haindlfing. Für Johanna Hiergeist (FW) ist das die Tatsache, dass die Kommunen viele Aufgaben übernehmen, für die eigentlich der Bund bezahlen müsste. "Da läuft etwas verkehrt", kritisierte sie. Für Monika Hobmair war es eindeutig der Ausgang des Bürgerentscheids zur Westtangente. Die "gigantische Naturzerstörung" im Moos tue ihr weh. Seit sie die massiven Eingriffe dort gesehen habe, fahre sie mit Rad nicht mehr dorthin. Und Heidi Kammler sagte, sie ärgere sich, wenn demokratische Abstimmungen stattfinden, "die dann nicht akzeptiert werden". Eva Bönig findet es unbefriedigend, wenn bei manchen Themen wie der "Abseits"-Entscheidung so lange "rumgeeiert wird".

Sorgen machen sich die Stadträtinnen wegen der spürbaren Radikalisierung im Land. Es mache ihr Angst, gestand Anna-Maria Sahlmüller, wenn einfach weggedrückt werde, was in den vergangenen 70 Jahren geschaffen worden sei. Alle in der Runde waren sich einig, dass es das beste Rezept sei, Leute persönlich anzusprechen, die Ängste haben oder aber Gerüchte verbreiten. Wenn sie nachhake, berichtete Johanna Hiergeist, was für negative Erfahrungen ihr Gegenüber selbst gemacht habe, würden die meisten still.

In der anschließenden Diskussion im Sitzungssaal des Rathauses waren die Schwimmbadpreise ein großes Thema. Senioren und Familien befürchten offenkundig, dass der Eintritt ins "Fresch" zu teuer werden könnte. Die Stadträtinnen versprachen, weiterhin ihr Augenmerk darauf zu legen. Angesichts der hohen Investitionen sei ein Besuch aber nicht zum Nulltarif möglich. Auch die schlechte Busverbindung von Lerchenfeld in die Innenstadt und die lange Fahrt zum Waldfriedhof wurden angesprochen. Außerdem kam der Wunsch nach mehr Blumenschmuck in der Stadt und an den Brücken auf.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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