Zweiter Verhandlungstag am  Landgericht:Beharrliches Schweigen

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Angeklagter im Prozess um Bande von Metalldieben schlägt Angebot der Staatsanwaltschaft aus und gesteht nicht

Von peter becker, Freising/Landshut

Der 27-jährige Angeklagte, der einer europaweit agierenden Bande von Buntmetalldieben angehören soll, hat auch am zweiten Verhandlungstag vor dem Landshuter Landgericht beharrlich geschwiegen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, an sechs Einbrüchen beteiligt gewesen zu sein, darunter zwei in Freising. Das dabei erbeutete Diebesgut, Kupferkabel, soll er mit seinen Komplizen im niederländischen Venlo verkauft haben.

Wie einer Äußerung von Vorsitzendem Richter Ralph Reiter zu entnehmen war, haben der Angeklagte und sein Anwalt das Angebot der Staatsanwaltschaft, im Falle eines Geständnisses das Strafmaß auf eine Haftdauer von drei Jahren und neun Monaten zu begrenzen, ausgeschlagen. Es erschien ihnen als zu hoch. Da half es nichts, dass Reiter ihm vorhielt, dass ein mutmaßlicher Komplize des Angeklagten am Erdinger Amtsgericht zu etwas mehr als einem Jahr Gefängnis verurteilt worden war. "Und das für nur ein Delikt", bekräftigte Reiter.

Ein Freisinger Polizist berichtete über seine Ermittlungen zu einem Einbruch in eine Firma an der Münchner Straße. Er beschrieb ein Video, das Kameras auf deren Gelände aufgezeichnet hatten. Darauf, schilderte er, seien acht Männer zu sehen, die sich auf das Gelände begaben und ein Rolltor öffneten. Einer der Eindringlinge war beim Telefonieren zu sehen, was offenbar der Anlass zu entsprechenden Funkzellenanalysen und Mobiltelefonüberwachungen war. Im Inneren des Gebäudes wickelten die Täter Kupferkabel ab und zerschnitten dieses mit Kabel- und Seitenschneider in verladefähige Portionen. Mit dem Diebesgut fuhren sie in die Niederlande. Nach dem Verkauf der Beute ließen sie den verwendeten, gestohlenen Transporter zurück. Drei Wochen später stellte ihn die Venloer Polizei sicher. Auf die Bitte der eigens gegründeten deutschen Ermittlungsgruppe "Andrada", den Wagen auf Spuren hin zu untersuchen, kam die knappe Antwort aus den Niederlanden, man habe keine "Kapazität" und "das macht nach drei Wochen keinen Sinn mehr". Das Schreiben endete mit den Worten: "Ich hoffe, Ihnen geholfen zu haben." Der Prozess wird am kommenden Freitag fortgesetzt.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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