Zweieinhalb Wochen:Eine Kette von Problemen

Kaputter Aufzug setzt Rollstuhlfahrer in Wohnung fest

Drei Mal an der frischen Luft in zweieinhalb Wochen: Weil der Aufzug in seinem Haus kaputt ist, kann ein Rollstuhlfahrer in Freising seine Wohnung nicht mehr eigenständig verlassen. Seit 11. April fährt der Aufzug nicht, der Rodolphe Haimann sonst von seiner Wohnung in den Altstadtgalerien ins Erdgeschoss bringt. Er ist Lehrer am Camerloher-Gymnasium, seit einigen Jahren sitzt er wegen einer Krankheit im Rollstuhl. Der kaputte Aufzug habe ihm "die Osterferien versaut", sagt er - jetzt, wo sie vorbei sind, trägt ihn das Rote Kreuz jeden Tag die Treppe herunter: "Mein Arbeitgeber akzeptiert nun mal keinen kaputten Aufzug als Grund, dass ich nicht komme."

Die Reparatur verzögert sich wegen einer Kette von Problemen. Die beauftragte Firma musste das fehlende Ersatzteil erst besorgen, dann erkrankte der Monteur. So schildert es Haimann, die Firma Vestner selbst gibt keine Auskunft. Haimann wirft auch der Hausverwaltung "Versagen" vor. Das weist Sabine Gries, die dort zuständig ist, zurück. Sie habe bestimmt zehn Mal wegen eines Termins bei der Firma angerufen. Auch habe sie dieser von Anfang an klargemacht, dass ein Rollstuhlfahrer im Haus wohne. Für Donnerstag hat die Firma nun die Reparatur zugesichert. Dann kann auch Haimanns Ehefrau wieder in die Wohnung: Sie hat eine Gehbehinderung und ist in die Zweitwohnung des Paares in München ausgewichen. Für Haimann war das keine Option, die Wohnung ist nicht rollstuhlgerecht. Er wünscht sich eine Entschädigung - "auf jeden Fall aber eine Entschuldigung."

© SZ vom 30.04.2019 / nta - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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