Zwei vollgepackte Wochen:Abstrampeln für den Klimaschutz

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Ohne Energieleistung keine Radldisco mit DJ Dominik Kollmann: Die Fahrer wechselten sich ab, mit dabei war auch Grünen-Stadtrat Jürgen Maguhn. (Foto: Marco Einfeldt)

Manfred Drobny zieht positive Bilanz der Freisinger Umwelttage - nur die Abschlussveranstaltung findet wenig Zuspruch

Von Johann Kirchberger, Freising

Wer auch immer die Idee gehabt hat, die Abschlussveranstaltung der Freisinger Umwelttage an einem Samstag um 18 Uhr anzusetzen, es war keine gute Idee. Denn außer dem Personal an den vier Infoständen von ADFC, VCD, Stadtwerken und evangelischer Kirchengemeinde war kaum jemand auf den Marienplatz gekommen. Gleichwohl zeigte sich Umweltreferent Manfred Drobny mit den Umwelttagen rund um die Themen Energie und Nachhaltigkeit zufrieden. Beeindruckend sei vor allem gewesen, mit welchem Engagement sich eine Vielzahl von Ehrenamtlichen und ihre Organisationen 14 Tage lang eingebracht hätten, um das Motto der Umwelttage, "Energiewende - wir packen an", mit Leben zu erfüllen.

So seien an drei Freisinger Schulen Visionswände aufgebaut worden, auf denen jeder seine Vorstellungen zur Energiegewinnung im Jahr 2035 aufschreiben konnte, es habe Ausstellungen gegeben, eine Kinder-Senioren-Aktion und ein "Best-Practise-Programm". Angeboten wurde auch ein Bürger-Stromcheck. Dabei kam zum Beispiel heraus, dass bei Familie Phillip ein alter Kühlschrank im Keller ein außerordentlicher Stromfresser war. Ein Gutschein über 200 Euro soll nun helfen, ein neues Gerät anzuschaffen. Das Engagement der Beteiligten und die Rückmeldungen aus der Bevölkerung stimmten ihn hoffnungsvoll, dass "die Energieeinsparung weitergeht", sagte Drobny. Aufgabe der Stadt sei es, die Leute zu unterstützen. Mit Rat zur Seite stehen soll den Energiesparern in erster Linie Freisings Klimaschutzmanagerin Marie Hüneke. Drobny fasste auch die "großen Aufgaben" zusammen, "die vor uns liegen". An erster Stelle nannte er ein Nahwärmenetz für die Innenstadt. Freising brauche auch ein Energiekonzept, forderte der Umweltreferent. Radfahrer, Fußgänger und Öffentlicher Personennahverkehr müssten gefördert, der Autoverkehr reduziert werden. Außerdem gelte es, die Energieeinsparung im Wohnungsbau zu fördern, den städtischen Fuhrpark auf Elektromobilität umzustellen und Wärmekonzepte für Bestandsquartiere zu entwickeln. Notwendig sei auch, den Flugverkehr einzudämmen. Der Bau einer dritten Startbahn, so Drobny, sei für das Gelingen der Energiewende nicht förderlich.

Immerhin etwa 30 Interessenten waren anschließend in den Rathaussaal gekommen, um sich Kurzvorträge anzuhören. So etwas heißt inzwischen "Science Slam". Andreas Henze von der Freisinger Bürger-Energie-Genossenschaft sprach von einer Überhitzung des Weltklimas. Um CO₂-Neutralität zu erreichen, müssten zur Stromerzeugung schon jetzt Öl, Gas und Kohle durch Sonne und Wind ersetzt werden. Die Zuhörer ließ er das durch ein dreifaches "Jetzt" bekräftigen. Wer bis zum Ende durchhielt und sich an einem Foodtruck mit vegetarischem Burger und Mineralwasser gestärkt hatte, der durfte ein wenig strampeln. Schließlich wurde mit der Veranstaltung auch die Aktion Stadtradeln beendet. Freiwillige durften dabei auf Fahrrädern aus fünf Generationen so lange in die Pedale treten, bis mit dem dabei erzeugten Strom eine Discoanlage in Betrieb genommen werden konnte. Bei den schwülwarmen Temperaturen eine fürwahr schweißtreibende Angelegenheit. Es gibt sicher einfachere Methoden, um Musik zu hören, aber natürlich nicht mit 100 Prozent klimafreundlicher Energie. Das Motto der Aktion lautete: "Auf geht's Freising, wir brauchen Bass!"

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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