Zum Schluss tanzen alle mit:Kennenlernen, Zuhören und Mitmachen

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Menschen unterschiedlicher Kulturen wurde am Sonntag im Kardinal-Döpfner-Haus ein Raum gegeben, um sich zu begegnen. Mit dabei war auch der Junge Chor Hohenpolding aus dem Nachbarlandkreis Erding. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Konzept der Musik-Frei-Räume auf dem Domberg geht auf. Viele unterschiedliche Künstler und Genres treffen in lockerer Atmosphäre im Kardinal-Döpfner-Haus aufeinander

Von Katharina Aurich, Freising

Bunt, laut, quirlig und jung - die Stimmung am Sonntagnachmittag und Abend im ehrwürdigen Kardinal-Döpfner-Haus erinnerte ein wenig an die Aufbruchstimmung eines Kirchentages oder an ein Musikerhappening. Das Bildungszentrum wolle mit "Musik-Frei-Räume" auf dem Domberg eine Heimat für unterschiedliche Kulturen schaffen, gegen Fremdenfeindlichkeit Position beziehen und ein Signal setzen, erläuterte Rainer Wirth, der im Döpfner-Haus seit drei Monaten für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Zur Begrüßung traf man sich im "Roten Saal", da es draußen leicht nieselte. Die Techniker beeilten sich, auf der Bühne im Renaissancehof den Mikrofonen und Lautsprechern eine Plastikhaube überzustülpen. Die Gäste drängten sich zum ersten Act, dem "Jungen Chor Hohenpolding", der im gediegenen Saal locker verstreut herum saß und stand. Schon das machte klar, an diesem Tag ging es nicht um Perfektion, sondern um Kennenlernen und vor allem auch um gegenseitiges Zuhören. "Wir möchten Menschen unterschiedlicher Kulturen einen Raum geben, sich zu begegnen", begrüßte Claudia Pfrang, Leiterin des Hauses. Die Musik-Frei-Räume gehörten zu einer Reihe von Veranstaltungen unter dem Motto "Sommer-Kultur-Nächte" auf dem Domberg, mit denen sich das Bildungshaus als Nachfolge des Theatersommers nun für vielfältige Kultursparten öffne, erklärte Wirth. Nach den Kostproben des Chores zog man wieder hinunter in den Innenhof und der Abend blieb dann glücklicherweise fast trocken.

Nicht nur freudige, sonder auch nachdenkliche Töne hatten die Künstler mitgebracht. Junge Syrer, die sich in München zu einem Friedenschor zusammen geschlossen haben, sangen Volkslieder aus ihrer Heimat, wiesen aber auch auf deren Zerstörung durch den lang anhaltenden Krieg hin. Für Schwung sorgten anschließend die Mitglieder der Bigband Weihenstephan sowie des Universitätschors und des Crea-Orchesters aus Amsterdam. Die professionellen Ensembles aus Holland waren eigentlich für ein großes Konzert am Montagabend im Freisinger Dom gekommen, beteiligten sich aber gerne an den Frei-Räumen und unterstützten die Weihenstephaner Musiker mit zwei Posaunisten. Genau diese Mischung, zusammen zu musizieren, sei ein Ziel des Abends gewesen, freute sich Wirth. Mutter und Tochter Abdullayeva aus Baku in Aserbaidschan, die in Freising leben, spielten anschließend klassische Stücke und Volksmusik aus ihrer Heimat am Klavier. Besonders die Neunjährige faszinierte die Zuhörer mit ihrem reifen, ernsten und professionellen Spiel. Natürlich fehlten auch Trommelensembles an diesem Abend nicht. Die Gruppe von Uschi Freudigmann versprühte Rhythmus und Lebensfreude, der Bildhauer und Trommler Ifeanyi Okolo aus Freising hatte auch einige Instrumente für die Zuhörer mit dabei, die sofort begeistert mit trommelten. Die Tänzerinnen der Gruppe "Bollymania" aus Freising mit ihrer Lehrerin Sandala wirbelten in ihren grell-bunten Kostümen über die Bühne und gaben einige Kostproben aus der farbenfrohen Welt des indischen Tanzes. Schließlich hielt es die Zuhörer bei der Musik der Gruppe "Alaturka" nicht mehr auf den Stühlen und sie begannen zu tanzen. "Alaturka" vereint Musiker unterschiedlicher Nationen, die sich regelmäßig im Raum der Begegnung in Freising treffen. Ganz ruhig klangen die Musik-Frei-Räume nach sieben Stunden schließlich mit der Singer-Songwriterin Joanna King aus.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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