Zum 1. Oktober:Freundliche Übernahme

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Freisinger Arbeitsagentur ist künftig auch für Dachau und Ebersberg zuständig - für die Kunden ändert sich kaum etwas

Petra Schnirch

- Andreas Bräutigam, Leiter der Agentur für Arbeit in Dachau, nennt es eine "freundliche Übernahme": Seit Oktober gehört seine Behörde ebenso zu Freising wie Ebersberg. Beide zählten bisher zu München. Und ebenso wie seine Kollegin Inge Boockmann aus Ebersberg ist Bräutigam durchaus angetan von dieser Neuordnung. Die Bevölkerungsstruktur in den Landkreisen um München sei sehr ähnlich - es gebe städtische Zentren, aber auch ländliche Gemeinden. Während die beiden Agenturen in München bisher mit einem Anteil von sechs beziehungsweise vier Prozent eine eher untergeordnete Rolle spielten, "gewinnen sie jetzt mit über 20 Prozent an Bedeutung", bilanzierte Bräutigam zufrieden. Für die Arbeitssuchenden selbst ändert sich dagegen kaum etwas.

Der Bezirk Freising, zu dem seit mehreren Jahren auch Erding zählt, wächst durch die bundesweite Neuorganisation um etwa 88 Prozent, wie die Freisinger Agentur-Chefin Karin Weber sagte. War er bisher für 119 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zuständig, sind es nun 222 800. Auch für Freising selbst sei die Entwicklung positiv, habe man doch jahrzehntelang befürchtet, irgendwann München zugeschlagen zu werden, räumte Weber ein.

Die Agenturen in Dachau und Ebersberg bekommen sogar zusätzliches Personal: Springer, die bisher sowohl für München als auch für die Landkreise zuständig waren - wie Rehabilitations- und Berufsberater -, sind künftig ganz vor Ort. Verfügte Ebersberg bisher über 23 Stellen, sind es nun vier mehr. In Dachau sind es 35 Stellen, dreieinhalb mehr als bisher. Die Kunden "müssen nicht mehr extra nach München fahren", sagte Bräutigam. In Freising und Erding sind bisher 160 Mitarbeiter beschäftigt, 75 kommen nun hinzu. Die Jobcenter - dort werden die Hartz-IV-Empfänger betreut - werden ebenfalls Freising angegliedert.

Neu im Landkreis Ebersberg ist auch, dass die Agentur noch im Oktober ein Büro im Markt Schwabener Rathaus eröffnen wird. Ein Berufsberater wird dort Schulabgängern stundenweise als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Dies sei eine "ideale Lösung", sagte Boockmann, da sich der Ebersberger Forst wie eine Trennlinie durch den Landkreis ziehe.

Gewisse Auswirkungen könnte die neue Struktur auf die Arbeitslosenquote von Klassenprimus Freising haben. Im September beispielsweise - also vor der Fusion - profitierte man von guten 1,8 Prozent in Erding. In Freising betrug der Wert zwar 2,2 Prozent, im Schnitt aber waren es beeindruckende 2,0 Prozent. In Dachau lag die Quote bei 2,3 Prozent, in Ebersberg bei 2,2 - der Gesamtwert könnte sich also ein wenig verschlechtern. Saisonbedingt rechnet Weber ohnehin mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenzahlen.

In den Agenturen stehen noch weitere Veränderungen an: Am 22. Oktober wird die elektronische Akte eingeführt. Der Aktenberg, der sich bundesweit auf 1700 Kilometer summiert, wird also nicht weiter wachsen, wie Michael Schmidt, Webers Vertreter in der Freisinger Agentur, schilderte. Unterlagen werden künftig nach Nürnberg verschickt, eingescannt und nach sechs Wochen vernichtet. Der Datenschutz sei gewährleistet, versicherte Schmidt. Anfang April 2013 werden zudem Tätigkeiten, die keinen Kundenkontakt erfordern, in eine operative Zentrale nach München ausgelagert. In den vier Landkreisen betreffe das etwa 40 Mitarbeiter - sie könnten aber wählen, ob sie vor Ort bleiben wollten, sagte Weber. Dort bekämen sie dann andere Aufgaben zugeteilt. Sie rechnet damit, dass etwa 15 Beschäftigte tatsächlich wechseln werden. Von dieser Umstrukturierung verspricht sich die Agentur laut Schmidt "mehr Spielraum für die Arbeit am Kunden".

Die Zahl der Bezirke wurde durch die Neuorganisation bundesweit von 176 auf 150 reduziert. Ziel sei eine größere Präsenz in der Fläche, sagte Weber. Riesige Agenturen wie München, "die sich wie ein Kreuzfahrtschiff nur schwer steuern lassen", seien zudem verkleinert worden. Denn man habe festgestellt, dass mittelgroße Agenturen beweglicher seien.

© SZ vom 05.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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