Zukunft von Müller-Brot:"Kaum mehr zur retten"

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Der Müller-Brot-Gründer Hans Müller wollte die Bäckerei angeblich vor einem halben Jahr zurückkaufen - doch einer der Geschäftsführer habe ihn ausgelacht und behauptet, der Bäckerei gehe es gut. Nun sieht Hans Müller keine Zukunft mehr für die Marke.

Katja Riedel

Der ehemalige Chef der Großbäckerei Müller-Brot, Hans Müller, hat in einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk schwere Vorwürfe gegen die Geschäftsführung und den Gesellschafter der insolventen Neufahrner Firma erhoben. Hans Müller will nach eigenen Aussagen vor etwa einem halben Jahr einem der Geschäftsführer angeboten haben, Müller-Brot zurückzukaufen. Er habe gewusst, dass Müller-Brot pleite sei und habe den Geschäftsführer darauf aufmerksam gemacht, rechtzeitig einen Antrag auf Insolvenz zu stellen. Dieser habe ihn ausgelacht und darauf verwiesen, dass es Müller-Brot wirtschaftlich gut ginge, sagte Hans Müller dem Magazin "Panorama - Die Reporter".

"Der Name ist total kaputt", sagt Müller-Brot-Gründer Hans Müller über die Marke. (Foto: dapd)

Er selbst habe das Unternehmen 2003 mit einem Umsatzplus von zehn Prozent gesund übergeben und sei damals davon ausgegangen, dass seine Kinder es gemeinsam mit dem Investor Klaus Ostendorf zu einem europäischen Unternehmen ausbauen könnten. Er habe geglaubt, dass Ostendorf das dafür nötige Geld mitbringe, um in Deutschland und auch bei der damals angeschlagenen österreichischen Tochter Anker Brot zu investieren, die Müller 1997 übernommen hatte. In Österreich habe sich Müller, anders als seinerzeit in der Branche spekuliert wurde, keineswegs übernommen, sagte er, "wir waren kerngesund".

Stattdessen sei das Unternehmen kaputtgespart worden. Der Verkauf an Ostendorf sei deshalb ein gravierender Fehler gewesen. Jetzt sei das Unternehmen kaum mehr zu retten, "der Name ist total kaputt". Er könne sich nicht vorstellen, dass es da überhaupt einen gibt, der bis zu 80 Millionen Euro in das Unternehmen stecken wolle. Es nutze nichts, wenn die Behörden die Produktion aus hygienischer Sicht wieder freigeben.

Zu den Hygieneproblemen bei Müller-Brot äußerte sich am Montag auch erstmals der ehemalige Verpackungsleiter von Müller-Brot, Konstantinos Joannidis, der 37 Jahre lang für Müller-Brot gearbeitet hat. Er macht für die Missstände die Behörden verantwortlich, die zu zögerlich gewesen seien - und die Geschäftsführer. Gegen Joannidis und vier weitere Mitarbeiter von Müller-Brot ermittelt die Staatsanwaltschaft Landshut wegen möglicher Verstöße gegen das Lebens- und Futtermittelgesetz. Joannidis und weitere führende Mitarbeiter wurden Ende Dezember von der Geschäftsleitung fristlos gekündigt, weil sie verantwortlich für die hygienischen Missstände gewesen seien, die Lebensmittelkontrolleure bei mehreren Prüfungen festgestellt hatten.

Joannidis' Anwalt Wilfried Futschik hält diesen für ein "Bauernopfer". Der Verpackungsleiter und zwei weitere Mandanten, ein Sohn von Joannidis und ein Betriebsleiter, hätten mittlerweile sogar einen Vergleich mit Müller-Brot geschlossen. Joannidis könne offenbar wieder seine Arbeitsstelle antreten, sobald produziert werde, die anderen beiden hätten Abfindungen vereinbart. Auch bei der Staatsanwaltschaft habe man bei einem Termin klarstellen können, dass die eigentliche Verantwortung für den Hygieneskandal jedenfalls nicht beim Verpackungsleiter alleine und weiteren Angestellten und weiteren Angestellten liegen könne, sondern wohl auch die Geschäftsleitung hier Verantwortung übernehmen muss, sagte Futschik.

Mehr zum Thema auch am Montagabend bei Panorama­ - Die Reporter um 21:00 Uhr im NDR.

© SZ vom 13.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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