Benefizkonzert des Sinfonieorchesters:Die Legende von Ys

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Zugunsten von Initiativen, die sich um Migranten kümmern, haben das Freisinger Sinfonie-Orchester und die Freisinger Rotarier ein Benefiz-Konzert veranstaltet. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Freisinger Sinfonieorchester erntet für seine musikalisch-apokalyptische Interpretation der Katastrophe um die sagenumwobene bretonische Stadt bei einem Benefizkonzert viel Applaus.

Von Matthias Weinzierl, Freising

Im schwachen der Licht der Luitpoldhalle scheinen die leeren Stühle und Notenständer auf der Bühne ein wenig golden zu leuchten. Durch den Vorhang links der Bühne steckt ein junges Mädchen den Kopf vor, schiebt ihren Körper nach und pustet einmal in ihre Trompete. In wenigen Minuten wird sie als Teil des Freisinger Sinfonieorchesters das Benefizkonzert in Zusammenarbeit mit dem Rotary-Club Freising spielen, das am Sonntag stattfand. Burkhart von Fritsch, Präsident der Freisinger Rotarier, eröffnete den Abend und gab das Ziel der diesjährigen Einnahmen bekannt: "Wir möchten Initiativen unterstützen, die sich in der Region in besonderer Weise für Migranten engagieren."

Anschließend strömen von allen Seiten junge und ältere Musiker auf die Bühne und besetzen die vorhandenen Stühle: Das Konzert beginnt mit dem "Konzert für Oboe und Orchester Nr. 1 in d-Moll" von Ludwig August Lebrun, "der erste Satz in d-moll zwischen Melancholie und Dramatik, der zweite in F-Dur im lieblich schwingenden 6/8-Takt und schließlich der dritte Satz in launiger Ausgelassenheit und virtuoser Spielfreude".

Der Solist Lorenz Eglhuber setzt diese Versprechen aus dem Programmheft auch äußerst professionell um, schwankt trotzdem während des Spielens leicht mit der Musik mit und lässt sich mit Einsetzen des Applauses souverän feiern.

Mit "Scaramouche" von Darius Milhaud, einer Suite für Altsaxofon und Orchester, und der Solistin Anja Kirnberger wird es für einige Minuten brasilianisch und Thomas Rath kann beim "Konzert für Trompete und Orchester" von Alexander Arutjunjan sein Können beweisen.

Nach der Pause verändert sich die Stimmung. Die Bühnenscheinwerfer werden gedimmt und die einen einzelnen Lampen an den Notenständern angeschaltet, sodass das Zwielicht von vielen kleinen Lichtflecken unterbrochen wird. Vor dem Orchester steht nun ein Flügel, daneben ein Stuhl und zwei Notenständer.

Das Orchester wird gleich zum allerersten Mal der "Legende von Ys" öffentlich Leben einhauchen, ein Stück, das der Komponist Dominik Giesriegl für die drei Solistinnen Katharina und Clara Eglhuber und Larissa Höcherl geschrieben hat.

Hier kommen auch zum ersten Mal Leinwand und Projektor zum Einsatz, die erst ruhige Bilder der Stadt Ys und schließlich apokalyptische Weltuntergangsszenarien ablichten.

Das Stück beginnt düster und ein wenig melancholisch, bevor das Orchester die Stadt endgültig im Meer versenkt: Von allen Seiten wummert eine große, gewaltige Geräuschkulisse, die nach kurzem Bedauern nur umso überwältigender erscheint und das Stück mit einem einzigen Donnerschlag beendet.

Das Publikum ist begeistert, die drei Solistinnen erleichtert und der Komponist wird mit Dank und Geschenken überhäuft, sodass er auf dem Weg zurück zum Platz einem Gratulanten nicht mal die Hand geben könnte. Nach dem Konzert wird sich eine Musikerin ganz hin und weg bei ihm bedanken, weil ihr das Stück so viel gegeben habe.

Zuletzt kann man Ausschnitte aus "Die Hornisse" sehen, einem russischen Propagandafilm von 1955, zu dem das Orchester live die von Dimitri Schostakowitsch komponierte Filmmusik spielt.

Als Résumé kann man nur sagen: Der Abend war ein voller Erfolg, sodass es fast schon ein wenig unromantisch wirkt, als nach dem finalen Applaus einfach das Licht angeht und die Musiker beginnen, die Bühne aufzuräumen.

© SZ vom 15.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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