Zu wenig junge Helfer:Probleme mit dem Alter

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Eigentlich läuft bei der Freisinger Tafel alles rund. Sorgen bereitet nur, dass die Hälfte der Ehrenamtlichen jenseits der 70 ist

Von Gudrun Regelein, Freising

Eigentlich ist Peter Bach, der Vorsitzende der Tafel Freising, "absolut zufrieden, so wie es läuft". Aber: Die Altersstruktur seiner ehrenamtlichen Helfer bereitet ihm Sorgen. Etwa 60 aktive Freiwillige hat die Tafel Freising derzeit, die Hälfte davon ist 70 Jahre alt und älter. "Das ist ein massives Problem", sagt der Vorsitzende. Thema war es dann auch bei der Mitgliederversammlung am Dienstag.

Während des vergangenen Jahres seien einige der "sehr fleißigen" Ehrenamtlichen aus Altersgründen oder wegen einer Krankheit ausgeschieden. "Neue Helfer haben diese Lücken wieder aufgefüllt und die Tafel funktionsfähig gehalten", sagte Bach. Aber natürlich sei es dennoch sehr wichtig, neue Leute zu werben und einzuarbeiten. "Immer wieder kommen Interessenten - manche entscheiden sich dann auch, langfristig mitzuarbeiten."

In jüngster Zeit sei es aber vorgekommen, dass das Hilfsangebot von potenziellen Helfern nicht in Anspruch genommen wurde. Bach appellierte an die anwesenden Mitglieder, Interessierte "arbeiten zu lassen und einzubinden". Denn ideal für die Tafel wäre es, jede Position doppelt besetzen zu können, es sei wichtig, eingearbeitete Leute zu haben, wenn jemand ausfalle. "Das bedeutet nicht, dass langjährige Mitarbeiter verdrängt werden", betonte Bach. Sondern dadurch könne beispielsweise ein abwechselnder Einsatz angeboten werden. "Wenn 19 von 59 Helfern über 75 Jahre alt sind, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass einige in den nächsten fünf Jahren ausscheiden. Das Altersproblem aber betreffe nicht nur die Freisinger Tafel - sondern viele Vereine und viele andere Tafeln.

Bei der Tafel in Landshut zeichnet sich ein ganz ähnliches Bild ab, hier sind die meisten der Helfer - etwa 60 sind es - über 60 Jahre, etwa die Hälfte ist bereits über 70 Jahre alt. "Die Jüngste bei uns ist 50, die Älteste 82 Jahre", sagt Brigitte Hochban, Leiterin der dortigen Tafel. Eine Erklärung dafür hat sie auch: "Die meisten jüngere Menschen sind im Arbeitsprozess und haben werktags um diese Uhrzeit keine Zeit." Das Tafel-Team aber müsse immer einsatzbereit sein, drei bis vier Stunden an den Vormittagen seien ihre Helfer aktiv, berichtet Hochban, auch sie ist bereits 76 Jahre alt. Optimal aber wäre es, wenn man verstärkt gerade 60-Jährige gewinnen könnte, meint sie noch.

In Moosburg sind etwa die Hälfte der derzeit 45 Mitarbeiter 60 Jahre alt und älter, "die Anderen aber sind noch relativ jung, also um die 50 Jahre", sagt die dortige Tafel-Vorsitzende Julia Schmidbauer. Sorgen um die Zukunft mache sie sich aber nicht, denn immer wieder würden sich Interessenten melden - oft um die 60-Jährige -, die bereit sind, mitzuhelfen. "Ältere Menschen haben zumeist mehr Zeit", bestätigt auch Tanja Voges. Die Vorsitzende der Tafel Hallbergmoos allerdings hat mit der Altersstruktur ihrer Helfer momentan keine Probleme: "Unsere Ehrenamtlichen sind komplett gemischt. Wir haben Ältere, aber auch viele Jüngere", sagt Voges.

Er hoffe, sagte Peter Bach im Gespräch mit der SZ Freising, bei der Mitgliederversammlung eine "Initialzündung" gesetzt zu haben. "Wir müssen den Generationenwechsel gestalten, nicht passieren lassen." Insgesamt aber laufe es gut bei der Tafel in Freising, betont der Vorsitzende. Das Jahr 2016 habe zwar turbulent mit einem starken Anstieg der Kundenzahlen von zuvor 200 auf über 300 Kunden pro Woche begonnen. "Hintergrund war die Welle von Migranten, denen wir laut Vorstandsbeschluss die Leistungen der Tafel nicht verweigern wollten", erklärt Bach. Nachdem aber ein zweiter Sammel- und Ausgabetag am Donnerstag eingeführt und seit Mai nur noch Familien als Neukunden aufgenommen werden, könnten die derzeit etwa 300 Besucher in der Woche gut versorgt werden.

© SZ vom 07.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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