Zu viel Unrat:Müllbrennpunkt Bahnhof

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Die Verschmutzung regt viele Fahrgäste auf, auch Umweltreferent Manfred Drobny ärgert sich. Die DB verweist auf ihre Töchtergesellschaften, die zuständig sind - aber nur "bei Bedarf" handeln. Rund um den Halt säubert die Stadt täglich

Von EVA ZIMMERHOF, Freising

Der Schnee ist weg, und die Sonne bringt es an den Tag: Rund um den Freisinger Bahnhof hat sich einiges an Müll angesammelt. "Das ist ekelhaft", sagt dazu Manfred Rose jr. Der Moosburger wartet am Dienstag in der Sonne am Freisinger Bahnhof - unmittelbar neben Glasflaschen, Pappresten, Zigarettenkippen und Plastikmüll. In Form bunter Folien sticht der Abfall zwischen Gleisen, am Bahndamm und rund um das Bahnhofsgebäude optisch direkt ins Auge.

"Das Einzige, was die Bahn drauf hat, ist die Preise zu erhöhen", regt sich Rose auf. "Es sollte mehr und regelmäßig aufgeräumt werden", meint auch Bahnfahrer Stefan Morera. "Hier ist die Grenze weit überschritten", sagt eine weitere Passantin, die nicht genannt werden will. Dieser Meinung ist auch Freisings Umweltreferent Manfred Drobny (Grüne): Wenn es um die Verschmutzung in Freising gehe, sei der Bahnhof "einer der Brennpunkte".

Dabei hatte es einmal einen vielversprechenden Bahnhofsgroßputz gegeben: Im Sommer 2012 brachte die Deutsche Bahn an einem Tag ihr gesamtes Gelände zum Glänzen. "Der Freisinger Bahnhof ist das Aushängeschild der Stadt", lobte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher damals. "Für mich ist diese Aktion darum der Startschuss für eine bessere Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Bahn." Von Dauer war die Zusammenarbeit nicht. "Das war eine Art Betriebsausflug des Bahnhofmanagements und dessen Mitarbeiter", erläutert fast drei Jahre später ein Bahnsprecher. Es sei nur "eine einmalige Geschichte" gewesen und derzeit sei eigentlich keine Reinigung der Grünstreifen geplant. Schließlich sei für das Bahnhofsgelände bisher "kein Müllproblem bekannt". Beschwerden lägen nicht vor. Der Sprecher verweist darauf, dass die Bahn die Bahnsteige und Unterführungen täglich säubere. Für die Flächen neben dem Bahnhofsgebäude, Gleisbereiche samt zugehöriger Grünstreifen sowie Bahndämme außerhalb des Bahnhofs seien die Bahntöchter DB Stations&Service und DB Netz AG zuständig. Die Bereiche würden "bei Bedarf, allerdings nicht in einem festen Rhythmus, gereinigt".

An den Zäunen zum Park & Ride-Platz stapelt sich jedoch mittlerweile von Folienfetzen durchsetztes Laub. "Nach dem Winter ist die Situation am Bahndamm erschreckend", findet auch die Referentin für Wirtschaft, Stadtmarketing und Tourismus Maria Lintl (FSM). Sie gehe aber davon aus, dass die Bahn ihren regelmäßigen Verpflichtungen nachkomme. Zudem empfinde sie die Zuwege über den P&R Parkplatz und den Bahnhofsvorplatz als "gepflegt".

Wenig einladend sieht es an manchen Stellen auf dem Bahnhofsgelände aus. Das soll sich mit einem Projekt, mit dem sich die Stadt Freising bei der Internationalen Bauausstellung (IBA) in München bewirbt, ändern. (Foto: Marco Einfeldt)

Dort sorgt aber auch der Freisinger Bauhof für ein sauberes Bild, denn für diese Areale ist die Stadt zuständig. Täglich müssten seine Mitarbeiter hier einiges an Müll weg schaffen, sagt Bauhofsleiter Georg Rößl, und das "auch samstags und sonntags".

"Coffee to go gehört eigentlich verboten", kommentiert das Grünen-Stadtrat Manfred Drobny, der auch dazu aufgerufen hatte, an der Aktion "Saubere Landschaft" in Freising teilzunehmen. Er sieht gerade die Wege zum Bahnhof belastet. Ein großes Problem seien die Einwegverpackungen der Gastronomie. "Alles gibt es zum Mitnehmen", erklärt Drobny. "Aber dann stellt sich oft die Frage, wohin mit dem Müll." Wenn es überhaupt Einwegverpackungen sein müssten, empfehle er solche aus abbaubarem Material wie etwa Maisstärke. Eine Bahnreisende plädiert indes für andere Mülleimer. Aus Eimern mit größeren Öffnungen, falle alles schnell, oberflächlich Hineingestopfte nicht gleich wieder heraus. "Dann würde viel weniger weggeweht."

Dass Helfer der Aktion "Saubere Landschaft" das Bahngelände hätten mit reinigen können, sei nicht denkbar, so die städtische Pressesprecherin Christl Steinhart. "Aus Sicherheitsgründen, wir sprechen von ehrenamtlich tätigen Kräften, darunter zahlreiche Kinder." Unbefugte dürften auch nicht auf das abgesperrte Gelände, erklärt auch der Sprecher der Bahn. Diese zeigt sich nach einigem Zögern doch um eine Lösung bemüht. Wegen der SZ-Nachfrage werde am Mittwoch ein Mitarbeiter der DB Netz AG den Bahnhof in Augenschein nehmen, kündigte der Pressesprecher am Dienstagnachmittag an. "Wenn dort mehr als ein paar Kleinigkeiten herumliegen, wird das Gelände bis Ende nächster Woche gereinigt."

© SZ vom 04.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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