Ziel ist es, die "Perlen" zu verbinden:Kleine Naturschätze vor der Haustür

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Das Prinzip, dass für Bauprojekte Ausgleichsflächen angelegt werden müssen, hat sich laut Matthias Maino bewährt. Ein besonders gelungenes Beispiel ist für ihn eine Wiese bei Kreuth, die der Landschaftspflegeverband betreut

Von Alexandra Vettori, Allershausen

Die Wiese bei Kreuth in Allershausen gleich neben der Amper ist eine von Matthias Mainos Lieblings-Ausgleichsflächen. Die Frösche quaken in den kleinen Tümpeln, ein Hase hoppelt davon, in der Wiese wachsen Salbei, Lichtnelke, Skabiose und Flockenblume, Pflanzen, die früher weit verbreitet waren im Ampertal, jetzt aber kaum noch zu finden sind. Vor acht Jahren ist das drei Hektar große Gelände Ausgleichsfläche geworden, mittlerweile hat es sich zu einem kleinen Refugium der Natur entwickelt.

So hätte es Matthias Maino, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands, gerne öfter, doch mit drei Hektar stellt die Ausgleichsfläche der Gemeinde Allershausen schon eine Besonderheit dar. Die meisten sind kleiner, trotzdem kann Maino nicht klagen. Er ist mittlerweile für über 60 Hektar Ausgleichsflächen an 70 Standorten in 19 Gemeinden des Landkreises zuständig. Dass Planung und Pflege dabei in einer Hand liegen, hat Vorteile, nicht nur für die Gemeinden, die sich dadurch viel Arbeit sparen, sondern auch für die Natur.

Seit 15 Jahren besteht die Verpflichtung, für die Versiegelung von Boden Ausgleichsflächen zu schaffen. Immer lauter werden die Klagen darüber, bei Bauherren, die angesichts hoher Grundstückspreise noch tiefer in die Tasche greifen müssen, und bei Landwirten, die den zusätzlichen Verlust an Anbaufläche kritisieren. Für die Natur aber, das zeigt nicht nur die Vorzeigefläche in Allershausen, ist die Regelung ein Segen, "die Ausgleichsregelung bedeutet ein Mega-Investitionsprogramm für die Landschaft", sagt Maino.

Im Idealfall sollen, so sieht es die Ausgleichsregelung vor, die gleichen Naturflächen entstehen, die durch die Neubauten zerstört werden. Das aber ist nicht immer möglich. Vielmehr kommen die Ausgleichsflächen meist dorthin, wo sie am wenigsten stören. "Alles was zu nass, zu feucht und zu steil ist", so beschreibt Maino die Kriterien. Und betont: Als Ausgleichsflächen böten sich auch naturgerechte Feldgehölze oder Hecken an.

Unermüdlich ist Maino unterwegs in den Rathäusern der Gemeinden und bietet seine Dienste an. Im Idealfall überlässt diese ihm eine Fläche, er plant in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt, bindet, wo möglich Landwirte zur Pflege der Flächen ein, schließlich gehört die Verpflichtung, den Bereich zehn bis 20 Jahre lang zu pflegen, zu den Vorgaben. Welcher Naturraum entstehen darf, richtet sich nach der Umgebung. "Ich gehe vom Lebensraumtyp aus", sagt Maino. Das kann eine Glatthaferwiese sein wie in Kreuth, eine Fläche für Wiesenbrüter, ein Wäldchen oder ein Magerrasen. Die meisten Gemeinden ließen ihm freie Hand, "die sagen, Maino, mach was, das uns Punkte bringt". Denn mittlerweile ist die Ausgleichsregelung so abgeändert worden, dass ein Punktesystem die ökologische Wertigkeit belegt, sodass Flächen mit vielen Punkten kleiner sein dürfen.

Für die Gemeinden ist die Ausweisung finanziell eine Nullsummenrechnung, sie erhält die Kosten für den Grund vom Bauherren wieder zurück. Gleichzeitig, betont Matthias Maino, hätten die Gemeinden damit auch die Gelegenheit, ein Stück natürliches Erbe für die nachkommenden Generationen zu erhalten. In Allershausen hat man das verstanden. Die Gemeinde plant, Schulen und Kindergruppen auf die Amperwiese einzuladen, mit Recht ist man stolz auf den kleinen Naturschatz vor der Haustüre.

Für Maino hat die Organisation der vielen Ausgleichsflächen an verschiedensten Orten im Landkreis noch einen weiteren Vorteil: "Das sind alles kleine Perlen, wie bei einer Kette", sagt er, und wo es irgendwie möglich ist, die Perlen miteinander zu verbinden und so die vereinzelten Biotope zu vernetzen, werde das gemacht. Flächen in Gemeindebesitz, die nicht genutzt werden, sind ihm am liebsten, "mit den Landwirten möchte ich nämlich nicht in Konkurrenz treten", sagt er und fügte hinzu: "Ich würde das auch gerne für Firmen machen."

© SZ vom 24.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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