Zamma in Freising:Festival mit Botschaft

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Grün und Orange sind die Farben, mit denen das Künstlernetzwerk "netzhalde" den Marienplatz in der Festivalwoche umgestaltet. Valentin Godebauer und Karl-Heinz Einberger (rechts) sieht man hier bei der Arbeit. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Bürger haben für die Veranstaltungswoche ein buntes Programm erarbeitet. Politisch wollen sie die Tage nutzen, um bei den Besuchern aus ganz Oberbayern Verständnis für den Kampf gegen die dritte Startbahn zu wecken.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Rund 25 000 Besucher werden vom 4. bis zum 11. Juli in Freising beim großem Zamma-Festival erwartet. Die kommen auch aus anderen Städten und Gemeinden. Das Programm haben die Bürger der Stadt Freising in monatelanger Arbeit selbst gestaltet. Sie wollen aber nicht nur hübsch singen, musizieren und gute Laune verbreiten.

Das Kulturfestival des Bezirks wird als Multiplikator auch dafür genutzt, noch einmal ganz deutlich klarzustellen: Freising ist gegen den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen. "Schon beim ersten Zamma-Ideentag im Mai 2014 haben wir gemerkt, dass dieses Thema den Freisingern sehr wichtig ist", erinnert sich Kerstin Schwabe, Sprecherin des Bezirks. Sie stellt klar, dass der Bezirk in der Startbahnfrage neutral sei, "aber wir wollten das auf keinen Fall bremsen, sondern der Sache stattdessen einen Raum geben".

Und der sei nun auch "prominent platziert", freut sich Florian Sperk von Plane Stupid, der zusammen mit Aufgemuckt und der Jugendorganisation vom Bund Naturschutz (BN) den nun schon zehn Jahre währenden Widerstand gegen den Bau der Startbahn für Zamma umgesetzt hat.

Mitten in der Freisinger Innenstadt, am Roider-Jackl-Brunnen, wird nämlich am 8. Juli um zehn Uhr die Freiluftausstellung "Koa Dritte" eröffnet. Die Ausstellung dokumentiert ein Jahrzehnt Bürgerprotest gegen den Bau der dritten Startbahn am Flughafen München und beschäftigt sich auch mit Fragen des Umwelt- und Naturschutzes und wachstumskritischen Aspekten. Um Alternativen zu einer Haltung des "Immer mehr - immer weiter - immer schneller" geht es im Begleitprogramm. In zwei Workshops werden aus Bauzaunplanen Handytaschen, Schlüsselanhänger und Geldbeutel genäht. Eingeladen sind die Besucher auch zu einer Lesung über politischen Widerstand und Protestbewegungen und zu einer politischen Diskussion zur geplanten dritten Startbahn mit Musikeinlagen. Auf Wunsch werden Besuchergruppen und Schulklassen durch die Ausstellung geführt. Anmeldung per E-Mail an: sperk@jbn.de.

"Mit jeder Generation verschwindet auch ein Teil ihres Wissens, das ist ja bekannt", erläutert Florian Sperk das Konzept. "Darum war es uns wichtig, das Thema dritte Startbahn vor allem jugendgerecht aufzubereiten."

Die Mitglieder der BN-Jugendorganisation, die am Ausstellungskonzept mitgearbeitet haben, seien zu Beginn des Widerstandskampfes gerade mal zwölf Jahre alt gewesen. "Jetzt haben sie die zehn vergangenen Jahre für sich nachrecherchiert und so bleibt der Protest auch eine lebendige Sache", versichert Florian Sperk, der glaubt, dass die Stadt Freising vom Zamma-Festival auch bei ihrem Kampf gegen die dritte Startbahn profitieren wird. "Das Thema geht ganz Oberbayern etwas an und da wird auf jeden Fall etwas hängen bleiben", sagt Sperk.

Das hofft auch Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. "Es wäre schön, wenn die Menschen, die uns besuchen werden, auch verstehen würden, warum wir gegen den Bau der dritten Startbahn klagen und was das ganze für die Stadt eigentlich bedeuten würde". Außerhalb von Freising sei das Thema viel zu abstrakt. "Man weiß, da gibt es ein paar Betroffene, aber mehr auch nicht", so Eschenbacher. Das ganze Ausmaß der Betroffenheit in der Stadt sei bei den Bürgern in anderen Regionen noch gar nicht angekommen. Die Stadt habe darum eigens für das Zamma-Festival auf ihrer Homepage auch alle Informationen zum Thema dritte Startbahn in einem Link zusammengefasst, der direkt neben dem Link für das Zamma-Festival zu finden ist. Unbegrenztes Wachstum und was ist der Preis dafür? Auch diese Diskussion solle mit den Startbahnbeiträgen bei Zamma angestoßen werden.

Eine multimediale Kunstinstallation in der gotischen Johanniskirche auf dem Domberg widmet sich ebenfalls diesem Thema: Harmonisch wogt im Kirchenschiff ein Meer aus hell erleuchteten Buchseiten hin und her. Immer wieder stören laute Geräusche und Lichteffekte den stillen Einklang. Auch die Leuchtschrift an der Wand verheißt nichts Gutes. Gedacht ist auch das als starkes Plädoyer für den achtsamen Umgang mit der bedrohten Natur und zugleich als mahnender Protest gegen eine dritte Startbahn am Flughafen München.

Alle Infos zum Programm gibt es unter www.zamma-festival.de.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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