Ernst-Karl Pötzl übers Rauchverbot:"Umsatzeinbußen bis zu 70 Prozent"

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Ernst-Karl Pötzl ist leidenschaftlicher Raucher - genau wie 80 Prozent seiner Gäste in der kleinen Eckkneipe. Nun fürchtet er um seine Existenz.

Eva-Maria Glück

61 Prozent der Wahlberechtigten haben dafür gestimmt, an diesem Sonntag tritt es in Kraft: Das absolute bayerische Rauchverbot. Ausnahmen soll es nicht mehr geben, Raucherclubs und gesonderte Nebenräume für Raucher gehören der Vergangenheit an. Ernst-Karl Pötzl, der seit elf Jahren an der Freisinger Bahnhofstraße ein Eck-Café mit 80 Prozent rauchenden Gästen betreibt, hofft trotzdem auf ein gesetzliches Schlupfloch und bleibt zuversichtlich. Eva-Maria Glück sprach mit ihm über die Änderungen ab 1. August.

Ernst-Karl Pötzl ist entschlossen, das Rauchverbot zu umgehen: "Ansonsten kann ich zusperren." (Foto: Marco Einfeldt)

SZ: Am Sonntag wird es ernst, das Rauchverbot tritt in Kraft. Wie fühlen Sie sich?

Ernst-Karl Pötzl: Natürlich bin ich darüber nicht glücklich, keine Frage. Ich bin ja auch selbst leidenschaftlicher Raucher. Aber wenn die Gesetzeslage dazu zwingt, kann man nichts machen, ich werde das Rauchen verbieten müssen. Im Jahr 2008 hatten wir das Ganze ja schon einmal, aber da hat der Gesetzgeber Einsicht gezeigt und das Verbot wieder gelockert. Gleich nach der Einführung des ersten Rauchverbotes habe ich meinen Betrieb zum Raucher-Club gemacht. 2009 war es dann sowieso wieder legal, in kleinen Gaststätten rauchen zu lassen. Nur deshalb konnte mein Café überleben. Anfang 2008 musste ich Umsatzeinbußen bis zu 70 Prozent hinnehmen und ich muss ganz offen sagen, wenn das wieder so wird und sich am Gesetz nichts ändert, muss ich zusperren. Aber da wird sich schon eine Möglichkeit ergeben, das Verbot zu umgehen.

SZ: Zum Beispiel mit einer "Geschlossenen Gesellschaft", wie privaten Familienfeiern?

Pötzl: Es wird mit Sicherheit die ein oder andere geschlossene Gesellschaft hier geben. Aber ich bin zuversichtlich, dass das noch einfacher gehen muss. Für uns Wirte in den Eckkneipen ist die Regelung ja existenzbedrohend und das ist aus meiner Sicht verfassungswidrig. Die können mir ja nicht meine Einkommensgrundlage wegnehmen. Außerdem ist der Volksentscheid an sich nicht repräsentativ, bei der geringen Wahlbeteiligung. Ich bezweifle, dass sich da die Meinung des Volkes richtig widerspiegelt.

SZ: Was sagen denn Ihre Gäste?

Pötzl: Bei denen ist die Stimmung total am Boden. Jeder will sich hier seine Zigarette zu Kaffee oder Bier schmecken lassen. Wir alle finden das Rauchverbot einfach übertrieben. Unsere ganze Gesellschaft ist von Verboten bestimmt, die persönliche Freiheit bleibt auf der Strecke.

SZ: Aber was ist mit der Freiheit von Kindern, die in Raucherkneipen mitgenommen werden?

Pötzl: Das sehe ich anders. Warum brauchen Kinder denn ein rauchfreies Bierzelt? Über Mütter, die mit ihren Kinderwagen ins Bierzelt fahren, kann ich einfach nur den Kopf schütteln. Im Bierzelt trinkt man Bier, da spielt Musik, man sitzt zusammen, da haben kleine Kinder wenig verloren. Dort, wo bisher geraucht werden durfte, halten sich Kinder sowieso kaum auf. Und als Erwachsener sollte man selbst entscheiden dürfen, wo man rauchen will. Auch glaube ich kaum, dass dann weniger Jugendliche rauchen, schließlich ist immer das besonders beliebt, was verboten ist.

© SZ vom 31.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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